18.07.2022, 11:25 Uhr  (Aktualisiert)

Nur wenige Stunden nach ihrer Entlassung aus der Haft auf Mallorca landeten acht Männer wieder in Deutschland. Sie werden von Familie und Freunden begrüßt. Ganz vom Haken sind die zwölf Brüder des Kegels allerdings nicht – man könnte sie noch verurteilen. Der letzte von acht Deutschen, die der Brandstiftung auf Mallorca angeklagt sind, wurde gestern Abend aus der Haft auf der Insel entlassen. Dort mussten sie fast zwei Monate bleiben. Nur wenige Stunden später befanden sie sich bereits im Linienflug nach Hause, bestätigte der deutsche Konsul Wolfgang Engstler. Angehörige und Freunde jubelten laut “Bild”-Zeitung am Flughafen Münster/Osnabrück. Hobbykegler aus dem Münsterland wurden in der Nacht zum Freitag einer nach dem anderen aus der Haft entlassen. Verwandte, Freunde und Anwälte warteten über sieben Stunden vor der Haftanstalt und umarmten sie erleichtert. Die wenigen Stunden vor ihrem Rückflug nach Deutschland verbrachten die Deutschen am frühen Samstagmorgen im Zentrum der evangelischen Gemeinde in Palma, wie die „Mallorca Zeitung“ berichtete. Das Pastorenehepaar Martje Mechels und Holmfried Braun kümmerte sich gemeinsam mit Gemeindesekretärin Catalina Vallespir und Konsul Engstler um die Deutschen während der langen Wochen im Gefängnis. Auf Antrag der Verteidigung hatte ein Richter zuvor jeweils 12.000 Euro Kaution zugesprochen. Alle Neuverpflichtungen trafen rechtzeitig zum Wochenende ein, was den Deutschen einen weiteren zweitägigen Aufenthalt hinter Gittern erspart. Da die Anklage gegen die Verdächtigen aber weiterhin besteht, müssen die Deutschen künftigen Aufforderungen der mallorquinischen Justizbehörden nachkommen und beispielsweise einen Wechsel des gewöhnlichen Aufenthalts unverzüglich melden, teilte die Justiz der spanischen Ferieninsel mit.

Cleverer Schachzug der Anwälte der Cone Brothers

Die Deutschen, fast alle unter 30, sagten kein Wort zu den Medienvertretern, die sich bis zuletzt in der unwirtlichen Gegend von Palma vor dem Gefängnis aufgehalten hatten. Vor der Freilassung sagte jedoch ein Anwalt des Verteidigerteams, die „Jungs“ seien alle sehr „aufgeregt“ und „glücklich“. „Sie gehen mit erhobenem Haupt hinaus“, verkündete er. Den Deutschen wird vorgeworfen, am 20. Mai, kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel, in der Nähe von Ballermann an der Playa de Palma ein Feuer gelegt zu haben. Sie sollen brennende Kippen und Alkohol vom Balkon ihres Hotelzimmers auf das Strohdach einer darunter liegenden Restaurantterrasse geworfen haben. Das Dach fing Feuer. Zwei Restaurants, eine Wohnung und Teile des Restaurants wurden beschädigt. Mehrere Personen wurden leicht verletzt. Die Touristen bestreiten, das Feuer vom ersten Tag an gemacht zu haben. Dennoch hielt der Ermittlungsbeamte sie für dringend verdächtig und weigerte sich bislang, sie auf Kaution freizulassen – auch weil er Fluchtgefahr sah. Doch über den erneuten Antrag der Verteidigung konnte der Mann am Freitag nicht entscheiden. Nach Angaben der mallorquinischen Justiz stand er nicht zur Verfügung. Laut Inselmedien ist er im Urlaub. Er wurde durch einen Richter ersetzt, der dem Antrag stattgab. Inselexperte Ciro Krauthausen, langjähriger Chefredakteur der „Mallorca Zeitung“, deutete einen geschickten Schachzug der Anwälte an: „Sie wussten die Abwesenheit des Ermittlers zu nutzen.“ Eine wichtige Rolle in der unerwarteten Wende spielte die spanische Rechtsanwältin Maria Barbancho Saborit, die kürzlich zur Verstärkung des deutsch-spanischen Verteidigerteams verpflichtet wurde. In den Tagen zuvor hatte er sich unter anderem als entlastendes Element ein Foto beschafft, auf dem ein unbekannter Raucher auf dem Balkon des Nebenzimmers der Gruppe zu sehen ist, der auch der Täter sein könnte.

Die Untersuchungshaft kann auf Mallorca mehrere Jahre dauern

Dieses Foto habe dazu beigetragen, dass die Staatsanwaltschaft in Palma zunächst die Freilassung der von deutschen Medien als „Bowling-Brüder“ betitelten jungen Männer befürwortete, erklärte Barbancho Saborit. Die 31-Jährige verbrachte während ihres Studiums drei Jahre in Heidelberg und spricht fließend Deutsch. Ermittlungen und Haftzeiten in Spanien können teilweise mehrere Jahre dauern. Die Gruppe bestand zunächst aus 13 Urlaubern. Einer von ihnen wurde am Tag nach dem Brand bedingungslos freigelassen. Er habe nachweisen können, dass er unter der Dusche war, als das Feuer ausbrach. Vier weitere Verdächtige durften das Palma-Gefängnis nach etwa zweieinhalb Wochen nach Hinterlegung einer Kaution von jeweils 12.000 Euro ebenfalls verlassen. Berichten zufolge durften sie Mallorca verlassen. Die zwölf Brüder des Kegels sind jedoch nicht ganz entfernt. Die Ermittlungen dauern an. Wenn die Deutschen wegen Brandstiftung angeklagt und für schuldig befunden werden, drohen ihnen zwischen einem und drei Jahren Gefängnis, sagten Anwälte. Bei vorsätzlicher Brandstiftung sind Freiheitsstrafen von bis zu sechs Jahren vorgesehen. Bei Vorsatz und Gefährdung von Menschenleben könnte das Urteil auch deutlich härter ausfallen. (Dieser Artikel wurde erstmals am Samstag, den 16. Juli 2022 veröffentlicht.)