„Er hat sich in Sicherheit gebracht und einige Nachbarn alarmiert, die in seiner Nähe waren“, sagte der Beamte des Landeskriminalamts (LKA). Nach seinen Erkenntnissen seien “vom Kreiskommandanten kaum Anstrengungen unternommen worden, um das Hochwasser zu bekämpfen”. Dem Zeugen zufolge hätte Pföhler am 14. Juli 2021 spätestens um 22:00 Uhr hinreichende Kenntnis von der Lage im Ahrtal haben müssen. Nach 23 Uhr starben in Bad Neuenahr und Sinzig 87 Menschen. Landkreis Ahrweiler Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen gegen den Kreiskommandanten Pföhler aufgenommen. Es handelt sich um den Verdacht der fahrlässigen Tötung und der unterlassenen Körperverletzung. mehr…

Fr. 6.8.2021 19:30 Uhr SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP Spätestens um 20 Uhr wusste der damalige Bezirkskommandant Bescheid. dass in der Ahr ein sehr hohes Hochwasserrisiko bestehe und mit Sturzfluten und Überschwemmungen zu rechnen sei. Pföhler wisse auch, dass der Wasserstand in Altenahr mehr als fünf Meter erreicht habe und damit deutlich über dem des sogenannten Jahrhunderthochwassers 2016 liege, sagte der Polizeibeamte. Zudem wusste der ehemalige Regionalkommandant, dass mehrere hundert Einsatzkräfte im Einsatz waren und Menschen gerettet werden mussten.

Laut seiner Frau war Pföhler in der Flutnacht zu Hause

Der Ermittler berichtete auch von einem Telefongespräch zwischen dem LKA und Pföhlers Frau. Sie erklärte, dass ihr Mann an diesem Abend „von Zeit zu Zeit bei ihr zu Hause und abwesend“ war. Vor dem Untersuchungsausschuss verweigerte Pföhlers Frau die Aussage. Sie machte von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Möglich ist dies, weil die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Jürgen Pföhler wegen möglicherweise verspäteter Warnungen und Evakuierungen ermittelt.

Nachbarn melden Warnungen des Bezirkskommandanten

Mehrere Nachbarn der Familie Pföhler bestätigten dem Untersuchungsausschuss, dass der damalige Kreiskommandant am 14. Juli gegen 22.15 Uhr zu ihnen gekommen sei, um sie zu warnen. Zeugen zufolge forderte er sie auf, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen, und sagte, sie würden 50 Meter rechts und links der Ahr evakuiert. Zu diesem Zeitpunkt war diese Warnung noch nicht offiziell von der Kreisverwaltung ausgesprochen worden.

Telefondaten präsentiert von Pföhler

Die Auswertung von Pföhlers Handy-Telefonaten und seinem SMS-Verkehr war zuvor in der Ausschusssitzung vorgestellt worden. Nach Angaben eines Ermittlers des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz hatte Pföhler am Tag der Sturzflut bis spät in die Nacht den meisten Kontakt zu seinem engsten Mitarbeiter im Regionalbüro. RLP Ein enger Mitarbeiter des ehemaligen Ahrweiler-Landeshauptmannes Jürgen Pföhler (CDU) sagte vor der Untersuchungskommission zur Flutkatastrophe aus. Er habe Pföhler in der Flutnacht ganz anders erlebt als sonst, sagte Erich Seul. mehr…

Pföhler: „Ich bin fertig“

Die zweithäufigsten Kontakte waren demnach mit einer Frau aus seinem privaten Umfeld, deren Daten unter einem Pseudonym auf dem Handy gespeichert waren. Pföhler schickte ihnen am 15. Juli um 0.50 Uhr eine dramatische SMS: „Verwüstung, Tote, Verletzte, Menschen auf Dächern, keine Helikopter, Stromausfälle, unser Haus überflutet, ich bin fertig.“ Wo sich der Bezirkskommandant des Kreises Ahrweiler abends und nachts aufhielt, konnte nach Angaben der LKA-Ermittler nicht ermittelt werden. Standortdaten wurden nicht aufgezeichnet. Gegen 22.25 Uhr schickte Pföhler der Frau eine SMS, dass sie evakuieren müsse. „Ich hoffe, das Haus stürzt nicht ein“, schloss der Text. Pföhler habe sich in der Nacht auch mehrfach auf den Internetseiten verschiedener Medien, darunter auch des SWR, über die Hochwassersituation informiert, sagte der Beamte. Die Website des Hochwassermeldedienstes Rheinland-Pfalz oder anderer Landesbehörden nutzte er hingegen nicht.

Der ehemalige Bezirkskommandant wird wahrscheinlich die Aussage verweigern

Der ehemalige Bezirkshauptmann soll im weiteren Verlauf der Sitzung erstmals vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags erscheinen. Es wird davon ausgegangen, dass er auch die Aussage verweigert und von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch macht. Rheinland-Pfalz Innenminister Roger Lewentz (SPD) und Ahrweiler Landrat Jürgen Pföhler (CDU) machen am Abend des 14. Juli 2021 ein Foto des Krisenstabs Hochwasser: Dieses Foto wurde von der Kreisverwaltung übermittelt. Kreisverwaltung Ahrweiler

Der Bezirkskommandant war kaum in die Betriebsführung eingebunden

Pföhler hatte die Betriebsführung an das Brand- und Katastrophenschutzinspektorat des Kreises (BKI) übergeben. Der Bezirkskommandant habe heute am frühen Nachmittag die Bezirksverwaltung verlassen, sagte ein ehemaliger Unterausschuss-Beamter kürzlich. Erich Seul, der als Pföhlers rechte Hand gilt, sagte: Er wisse nicht, warum der Bezirkskommandant das Amt verließ und wohin er ging. Pföhler kehrte dann am Abend in die Landesverwaltung zurück, weil Innenminister Roger Lewentz (SPD) einen Besuch angekündigt hatte. Andere Zeugen hatten dem Komitee mitgeteilt, Pföhler sei telefonisch kaum erreichbar, auch nicht für den Leiter der Einsatzzentrale.

Wefelscheid verteidigt den Vorwurf des ehemaligen Kreiskommandanten Pföhler

Die Freien Wähler halten die Vorladung von Pföhler für richtig, auch wenn die Vorladung wahrscheinlich die Aussage verweigert. Ihr Präsident Stephan Wefelscheid sagte im Sommerinterview von SWR Aktuell, dass der Kreiskommandant für die Katastrophe verantwortlich sei. Dass Pföhler selbst privat betroffen war, spielt dabei keine Rolle: „Wenn du Erster Offizier an Deck bist – dann bist du nicht unter Deck. Dann bist du an Deck und übernimmst Verantwortung. Dann tritt das Private in den Hintergrund“, sagt er sagte. Wefelscheid. Rheinland-Pfalz Der Wiederaufbau der hochwassergeschädigten Gebiete in Rheinland-Pfalz ist im Gange. Viele der Betroffenen leben seit Monaten in Notunterkünften. Hier ist die aktuelle Situation. mehr… Die Untersuchungskommission soll klären, welche Versäumnisse es bei der Flutkatastrophe gab und wer dafür verantwortlich ist. Das Hochwasser richtete in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 katastrophale Schäden an, allein in Rheinland-Pfalz kamen 135 Menschen ums Leben, 134 davon im Ahrtal.