TIROL. Trotz der hohen Krisenresistenz der Tiroler Unternehmen herrscht für das zweite Halbjahr große Unsicherheit bei den Unternehmen. „Wir stehen an einem Wendepunkt, es ist sozusagen die Ruhe vor dem Sturm“, sagt WK-Tirol-Präsident Christoph Walser. Aktuell bezeichnen 41 Prozent der befragten Top-Unternehmen ihre aktuelle Finanzlage als gut, nur 7 Prozent sind unzufrieden. „Daher hat sich die Entwicklung im Vergleich zum Jahreswechsel nicht dramatisch verändert. Aber die Erwartungen für das zweite Halbjahr schwächen sich deutlich ab.“ trifft Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation und Nachhaltigkeit der Tiroler WK. Auch die Auftragserwartungen sind gesunken. 35 Prozent sehen eine Verschlechterung, nur 14 erwarten eine Verbesserung. „Zum Jahreswechsel waren es noch 56 Prozent“, sagt Walser. Lediglich der Transportsektor und der Tourismus erwarten bis Ende des Jahres keine Rezession. Sehen Sie im zweiten Halbjahr private finanzielle Schwierigkeiten?

Große geschäftliche Herausforderungen

War im vergangenen Jahr der Fachkräftemangel noch die größte Herausforderung für die Tiroler Unternehmen, steht nun die Angst vor Energie- und Rohstoffpreisen an erster Stelle. Doch an zweiter Stelle stehen der Fachkräftemangel und an dritter Stelle Probleme in den Lieferketten. „83 Prozent der Unternehmen entstehen steigende Kosten für die Beschaffung von Vorprodukten, Materialien und Rohstoffen“, sagt Walser. Besonders betroffen sind die Tourismus- und Freizeitbranche, während Unternehmen versuchen, die gestiegenen Kosten in Form höherer Verkaufspreise als Prozentsatz des Inflationsausgleichs weiterzugeben. “Da die Bundesregierung bereits viele Entlastungsmaßnahmen ergreift, werden diese in diese Verhandlungen einbezogen.” Und auch der schwache Euro wird zur Rezession beitragen. „Die Vorteile für die Exportwirtschaft werden durch teurere Rohstoff- oder Energieimporte zunichte gemacht“, befürchtet der Präsident.

Forderungspaket zur Landtagswahl Als wichtigste Maßnahmen gegen die Inflationswelle sehen Unternehmen die Abschaffung der Kälteentwicklung, den Energiekostenausgleich und die Senkung der Energiesteuern.Auch die Wirtschaftskammer Tirol arbeitet derzeit an einem Forderungskatalog für die künftige Landesregierung . “ Aber wir wollen nicht nur Forderungen stellen, sondern auch Lösungen anbieten.“ sagt Walser, der hofft, dass dieses Paket vom Wirtschaftsparlament einstimmig angenommen wird: „Bis Mitte August liegt die Liste auf dem Tisch und wird allen Spitzenkandidaten zugestellt.“ Walser fordert erneut einen raschen Ausbau der Wasserkraft. “Hör endlich auf zu reden und fang an zu bauen”, fordert er die Politiker auf.

Gravierender Fachkräftemangel

Auch eine konjunkturelle Abschwächung wird dem Fachkräftemangel nichts anhaben. „Im ersten Halbjahr fehlen in Tirol schon 10.000 Jobs, Zuwanderung wird gebraucht und auch die Digitalisierung muss vorangetrieben werden“, sagt Garbislander. Auch die Kinderbetreuung muss schnell verbessert werden, um die Arbeitskräfte – einschließlich der Frauen – voll auszulasten. Weitere News aus Tirol finden Sie hier: Die Wirtschaftsdaten von vor einem Jahr können Sie hier einsehen: