16.07.2022, 23:25 Uhr
Er war Philosoph und promovierter Physiker, forschte in verschiedenen Disziplinen, schrieb Science-Fiction und war Pionier der Computerkunst: Herbert W. Franke war der Prototyp eines Universalgenies. Nun ist er im Alter von 95 Jahren gestorben. Der Künstler, Physiker und Science-Fiction-Autor Herbert W. Franke ist gestorben. Er sei am Samstag im Alter von 95 Jahren im Kreis seiner Familie im oberbayerischen Egling (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) gestorben, teilte ein PR-Berater unter Berufung auf die Ehefrau des Verstorbenen mit. Der gebürtige Österreicher Fragonikos galt als Pionier der Computerkunst und Vordenker des Metaverse, eines digitalen Raums. 1979 war er Mitbegründer des Ars Electronica Festivals in Leeds. Seine Frau Susanne Päch meldete sich nach dem Tod ihres Mannes auf dessen Twitter-Account zu Wort. „Herbert bezeichnete sich gerne als Dinosaurier der Computerkunst“, schrieb er auf Englisch. Sie sei „am Boden zerstört, bekannt zu geben, dass unser Dinosaurier die Erde verlassen hat“. Er starb in dem Wissen, dass eine Gemeinschaft von Künstlern und Kunstliebhabern seine Arbeit zutiefst schätzte und sich um seine Kunst und sein Vermächtnis kümmerte. Auch Franke kam 1970 mit einem Druck auf die Biennale in Venedig. Das mit einem Digitalrechner erstellte Projekt sei sein erstes gewesen, bei dem er neben einem Algorithmus arbeiten durfte, schreibt der PR-Berater. Franke war außerdem Mitglied im Schriftstellerverband PEN Deutschland und schrieb Science-Fiction-Werke wie The Green Comet und Center of the Galaxy. Daneben hatte er Lehraufträge, unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Akademie der Bildenden Künste München. 2007 verlieh ihm das österreichische Bundesministerium für Kultur das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. „Er kombinierte physikalische, mathematische, philosophische und chemische Kenntnisse und war seiner Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus“, sagte Österreichs Kulturministerin Andrea Mayer. Er habe als einer der Ersten das ästhetische und künstlerische Potenzial der Computertechnologie erschlossen, „als Autor von Science-Fiction-Romanen und Kurzgeschichten weiter über seine wissenschaftlichen Fragestellungen nachgedacht und wurde zur Hebamme der Ars Electronica“, so Mayer weiter. Der Landeshauptmann von Oberösterreich, Thomas Stelzer, nannte ihn ein „Universalgenie“ und einen „Pionier von Weltrang“. Das Francisco Carolinum Museum für Fotografie und Medienkunst in Linz, Oberösterreich, bezeichnete Franke als Weltgenie und Urvater der Medienkunst. Anlässlich seines 95. Geburtstages, am 14. Mai, widmete ihm das Museum eine Ausstellung, die erst vor wenigen Tagen fertiggestellt wurde.