Laut Divi befanden sich am Sonntag 1.101 Covid-Patienten auf Intensivstationen, 48 mehr als am Vortag. So viele gab es im Juli noch nie. die Rate ist mehr als doppelt so hoch wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr und laut Marx fast viermal so hoch wie im Juli 2020. Aufgrund des Personalmangels können derzeit fast 2000 Intensivbetten weniger betrieben werden als noch vor einem Jahr. In Deutschland sind laut Divi insgesamt 17.400 Intensivbetten belegt und 3.250 frei. Die Lage sei nicht dramatisch, aber sehr angespannt, sagt Christian Karagiannidis, Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung und einer der wissenschaftlichen Leiter des Divi-Intensivregisters. 675 von 1230 Kliniken gaben an, dass aufgrund von Personalproblemen nicht alle Betten in Betrieb sind. Hintergrund sind auch die hohen Infektionszahlen. Vor einem Jahr lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 5,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche. Aktuell liegt er bei 672,9. Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. „Ich habe noch nie so viele Personalengpässe durch Covid gesehen wie in dieser Welle“, sagt Karagiannidis. “So kann es nicht mehr weitergehen.” Zudem sei das Gesundheitssystem bereits vor der Pandemie in einer prekären Lage gewesen, sagt Uwe Janssens, Leiter der Intensivstation des Sankt-Antonius-Krankenhauses Eschweiler und ehemaliger Präsident der Divi. Die Schwestern sind müde und gehen. Das System droht zusammenzubrechen. “So kann es nicht mehr weitergehen.” Neben besseren Arbeitsbedingungen sind nun mutige Schritte zur Digitalisierung des Gesundheitssystems und eine Kampagne für mehr Impfungen nicht nur gegen Covid, sondern auch gegen andere Infektionskrankheiten wie Influenza notwendig. In seiner Klinik lagen wegen Covid wohl mehr denn je auf Normalstationen – aber nicht auf der Intensivstation. “Impfstoffe haben uns vor Schlimmerem bewahrt.” Auch Karagiannidis, der auch Mitglied im Krankenhausreformausschuss der Regierung ist, sieht großes Potenzial für eine bessere Vernetzung der Kliniken. „Es wird keine Weiterentwicklung des Gesundheitspersonals geben, die goldenen Zeiten sind einfach vorbei“, sagt er. Zusammenarbeit und Patientenaustausch werden im Herbst und Winter wichtiger denn je sein.