Die deutschen Häfen streiken zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen. Die Gespräche zwischen den Tarifparteien endeten am Mittwochnachmittag ergebnislos. Rund 12.000 Menschen arbeiten in deutschen Häfen – von Hamburg über Bremerhaven bis Brake. Und überall dort ruht seit Beginn der Frühschicht am Donnerstag die Arbeit. Dann werden die Schiffe wohl nicht mehr bearbeitet. „Stoppt das Inflationsmonster“ – so hieß es auf Plakaten und Zetteln, die am Mittwoch an die Hafenunternehmen verteilt wurden. Und es betrifft nicht nur große Containerterminals, sondern auch Lkw und den Stückgutumschlag. Für Freitag ist dann eine große Kundgebung in Hamburg geplant, wo auch Arbeiter aus anderen Häfen erwartet werden. Die genaue Route ist noch nicht klar. Der Streik, der von Donnerstagmorgen bis 6 Uhr morgens am Samstag dauern soll, wäre der längste seit mehr als 40 Jahren.
Bereits sechs Verhandlungsrunden
Hintergrund ist der aktuelle Tarifstreit. In der sechsten Verhandlungsrunde verbesserten die Arbeitgeber ihr Angebot nochmals und boten bis zu 12,5 Prozent über zwei Jahre. Ver.di fordert mindestens einen Inflationsausgleich, und zwar für alle Mitarbeiter. Schon vor Bekanntgabe des Streiks hatten Arbeitgeber vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Verhandlungsführerin Ulrike Riedel sagte NDR 90,3, dass mit jedem weiteren Streik mehr Schiffe vor Häfen blockiert würden. „Die Lieferketten sind extrem belastet“, sagte Riedel. Christian Baranowski, Vorsitzender des HHLA-Betriebsrats, erklärte: “Der Grund dafür ist, dass der Arbeitgeber nicht mehr bereit ist, sozial mit uns zusammenzuarbeiten.” In den letzten zwei Jahren haben die Träger alles gegeben. “Wir wollen jetzt unseren Anteil bekommen”, sagte Baranowski. AUDIO: Streik im Hamburger Hafen: Motoren stoppen (1 Minute)
Deal-Versuch am Mittwoch
Ein neuer Einigungsversuch begann am Mittwoch, die Tarifverhandlungen. Nach Informationen von NDR 90,3 endeten die Gespräche am Abend ohne Ergebnis. Es gebe “keine Einigung” und die Gesprächsrunde sei beendet, sagte ein Sprecher des Zentralverbands Deutscher Hafenunternehmen (ZDS) am Mittwochnachmittag nach mehr als achtstündigen Verhandlungen mit der Gewerkschaft Ver.di.
Die Häfen waren weitgehend lahmgelegt
Vor knapp drei Wochen legten Hafenarbeiter mit Frühschicht mit einem 24-Stunden-Streik den Umschlag von Containern und Frachtschiffen in Deutschlands großen Nordseehäfen weitgehend lahm. Betroffen waren die Häfen Hamburg, Emden, Bremen, Bremerhaven, Brake und Wilhelmshaven. Davor gab es viele Jahre lang keine Streiks unter Hafenarbeitern. Weitere Informationen An den Terminals ging nichts mehr: In Hamburg und anderen Häfen beteiligten sich Tausende Hafenarbeiter an einem Warnstreik (23.06.2022). mehr In Tarifverhandlungen gibt es keine Einigung über die Löhne der Hafenarbeiter. Die Gewerkschaft ver.di lehnte das jüngste Angebot der Arbeitgeber ab. (06.11.2022) mehr Am Kai kommt es bereits zu langen Verzögerungen, doch viele Hafenarbeiter sind dem Aufruf von ver.di zum Warnstreik gefolgt. (06.09.2022) mehr Schiffe in der Deutschen Bucht, die darauf warten, in Hamburg gelöscht zu werden. Ein Streik könnte die Situation verschärfen. (03.06.2022) mehr Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90.3 Aktuell | 14.07.2022 | 10:00 Uhr