Dürre, Hitze und Waldbrände sorgen weiterhin für Probleme in mehreren südeuropäischen Ländern: Westfrankreich hat die höchste Hitzewarnstufe, Großbritannien erwartet nie zuvor gemessene Temperaturen.
Europa steuert auf die heißen Sommertage zu. In Großbritannien und Frankreich werden nach Schätzungen der Wetterdienste noch nie gemessene Rekordtemperaturen erwartet. Aber auch in Teilen Südeuropas bereitet die Zahl der Waldbrände Probleme.
Meteorologen in Großbritannien erwarten Temperaturen über 40 Grad. Damit würde der bisherige Rekord von 38,7 Grad im Jahr 2019 deutlich übertroffen. „Wir haben harte 48 Stunden vor uns“, sagte Außenminister Keith Malthouse gegenüber BBC News.
Krankenhäuser warnen vor Überlastung
Wegen der Hitze hat die Londoner Regierung den Notstand ausgerufen. Laut dem britischen Met Office wird diese Warnstufe nur dann ausgerufen, wenn Krankheit und Tod bei gesunden Menschen auftreten und nicht nur bei Risikogruppen.
Krankenhäuser befürchten, dass sie in den kommenden Tagen an ihre Grenzen stoßen werden. Einige Schulen machten eine Pause von der Hitze, während sich die Schüler in anderen mit Wassersprays abkühlten. Die Bahnbetreiber baten darum, nur zu reisen, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Der Verkehr auf der Bahnstrecke von London nach York und Leeds wurde für Dienstag zwischen 11 Uhr eingestellt. und 19 Uhr wegen Hitzeschäden.
Der Grund ist der Klimawandel
Der Chefmeteorologe des UK Met Office, Paul Gudersen, sagte, die Rekordhitze sei eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen. Er und seine Kollegen befürchten, dass „beispiellose“ Hitzetage wie diese bis zum Ende des Jahrhunderts zur Regelmäßigkeit werden könnten.
Sven Lohmann, ARD London, „Deshalb gilt diese Unwetterwarnung hier für alle“
tagesschau24 11:00 Uhr, 18.7.2022
Höchsttemperaturen und Waldbrände in Frankreich
Auch in Frankreich könnte es einer der heißesten Tage in der Geschichte des Landes werden. Es werden Temperaturen zwischen 40 und 42 Grad erwartet, sagt der nationale Wetterdienst MeteoFrance. In Frankreich gilt für 15 der 101 Departements die rote Warnstufe für Hitzewellen.
Besonders betroffen sind die Atlantikküste und erstmals die Bretagne. Südlich von Bordeaux im Bassin d’Arcachon sind bereits 15.000 Hektar abgebrannt, überwiegend Kiefernwälder. Das entspricht etwas mehr als der Gesamtfläche der Stadt Bonn.
In Teste-de-Buch erreichte das Feuer den Atlantikstrand. Hier wurden 8000 Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. In Landiras südlich von Bordeaux im Landesinneren wurden zunächst 3.500 Menschen in Sicherheit gebracht. Am Nachmittag begann auch die Evakuierung anderer Gemeinden. Mehr als 16.000 Menschen waren bereits vor den Bränden evakuiert worden, die seit Dienstag in der Region wüteten, darunter Urlauber auf Campingplätzen. Südlich der Dune du Pilat, einem beliebten Touristenziel, sind riesige Rauchschwaden zu sehen. Mittlerweile sind 1.700 Feuerwehrleute im Einsatz.
Zweiter Brandtoter in Spanien
Bei den verheerenden Waldbränden im Nordwesten Spaniens ist ein zweiter Todesfall gemeldet worden. Ein 69-jähriger Hirte wurde in der Nähe der Stadt Escober de Tábara in der Provinz Zamora tot aufgefunden, teilten die örtlichen Behörden mit.
In der Nachbargemeinde Losacio starb ein Feuerwehrmann beim Versuch, die Flammen zu löschen. Die Brände haben in den vergangenen Tagen Zehntausende Hektar dem Erdboden gleichgemacht, berichtete der staatliche Sender RTVE unter Berufung auf verschiedene regionale Behörden.
In Portugal kämpften am Sonntagnachmittag insgesamt rund 1.000 Einsatzkräfte gegen 16 aktive Waldbrände. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF haben die Brände in Portugal innerhalb einer Woche rund 30.000 Hektar Wald zerstört. In beiden Ländern der Iberischen Halbinsel gibt es derweil Grund zur Hoffnung, wenn die Temperaturen sinken.
Auch Waldbrände auf Kreta
Auch auf der Ferieninsel Kreta kämpft die Feuerwehr gegen Flammen und Glut des Waldbrandes, der am Freitag ausgebrochen ist. 120 Feuerwehrleute mit 35 Löschfahrzeugen wurden rekrutiert, wie die Tageszeitung „Kathimerini“ berichtete. Auch andernorts in Griechenland brachen Brände aus – die Feuerwehr registrierte in den 24 Stunden von Sonntag auf Montag 108 Brände.
Die Waldbrandgefahr wird lokal als „sehr hoch“ eingeschätzt, unter anderem auf den Inseln Kreta, Euböa, Samos und Lesbos, aber auch im Nordosten der Halbinsel Peloponnes und rund um die Hauptstadt Athen. Neben den immer wieder ausbrechenden Waldbränden leidet Italien auch unter Regenmangel. Der Bauernverband Coldiretti warnte am Sonntag vor Ernteausfällen von bis zu 70 Prozent in einigen Gebieten. Auf den Feldern brenne Obst und Gemüse, sagte sie in einer Erklärung. Betroffen sind Sorten von Paprika über Melonen, Aprikosen, Tomaten und Auberginen. Auf Sizilien und Sardinien haben die Behörden in einigen Gebieten der Inseln die Warnstufen für Waldbrände erneut angehoben. Auf Sizilien gilt lokal bereits die höchste Stufe drei.
Alarmstufe Rot – Große Brände und Hitzewelle in Frankreich
Sabine Wachs, ARD Paris, 18. Juli 2022 11:47 Uhr