Andere Unternehmensstruktur

Die Wissenschaftler untersuchten nicht nur den Zusammenhang zwischen finanzieller Performance und dem Frauenanteil auf Vorstandsebene, sondern betrachteten auch die Entwicklung einer Gruppe weiblicher Vorstände und ihrer beruflichen Netzwerke über die Jahre – ein Aspekt, der in der Fachzeitschrift „Empirical Wirtschaft”. Die Führungsebene japanischer Unternehmen unterscheidet sich stark von der im deutschsprachigen Raum, wo es in der Regel einen Vorstand und einen Aufsichtsrat gibt. „In Japan orientiert man sich seit den 1990er Jahren am amerikanischen System und hat nur einen ‚Betriebsrat‘, der für die langfristige Strategie des Unternehmens verantwortlich ist“, erklärte Raddant der APA. Dieser „Vorstand“ – im Folgenden kurz „das Gremium“ genannt – besteht der Studie zufolge häufig aus etwa zehn Führungskräften plus zwei bis drei Außenstehenden. Einige Personen sind auch in den Verwaltungsräten mehrerer Unternehmen tätig.

Geringer Frauenanteil

Der Frauenanteil in den Vorständen der untersuchten Unternehmen ist gering, auch wenn er über den zehnjährigen Beobachtungszeitraum der Studie leicht gestiegen ist. „Auch 2022 wird der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder in Japan nur 8 Prozent betragen“, sagte Raddant. Diese Zahlen wären viel niedriger als bei Unternehmen in Nordamerika und Europa, wo bereits fast ein Drittel der Vorstandssitze von Frauen besetzt sind. Obwohl ihre Zahl noch gering ist, beginnen weibliche Vorstände, ihre Position in Führungsnetzwerken zu verändern. In vielen Gremien säßen relativ viele Frauen, “wodurch sie immer mehr in den Fokus rücken”.

Managementqualität

Die Forscher weisen darauf hin, dass Frauen nach dem Prinzip „Wie Herden zusammen“ tendenziell engeren Kontakt zueinander haben und sich gegenseitig unterstützen. Daten zeigen beispielsweise, dass Unternehmen mit Verbindungen zu weiblichen Vorstandsmitgliedern eher Frauen in Führungspositionen berufen. Frauen im Vorstand haben aber auch handfeste finanzielle Vorteile: Die Analyse zeigt, dass Unternehmen mit mindestens einem weiblichen Vorstandsmitglied in Sachen Profitabilität besser abschneiden als solche ohne Frauen im Vorstand. Allerdings war dieser Effekt nur in den letzten drei Jahren des Beobachtungszeitraums signifikant. Die Forscher halten es für möglich, dass dies mit der Qualität des Managements im Allgemeinen zusammenhängt: “Unternehmen mit guter Führung sind profitabler, und diese Unternehmen können auch die Rekrutierung von weiblichen Vorstandsmitgliedern besser erleichtern”, schreiben sie.