Zum Start der Sommerferien rechnet der Flughafen Frankfurt mit bis zu 200.000 Passagieren pro Tag. Um die enormen Abfertigungsprobleme in den Griff zu bekommen, setzt der Fraport-Operator auf die Hilfe von Reisenden. Annullierte Flüge, verlassene Taschen, lange Wartezeiten: Seit Wochen wird fast täglich über Chaos am Frankfurter Flughafen berichtet. Die Verbesserung ist nicht sichtbar. Der Flughafen erwartet in den kommenden Tagen den stärksten Passagierzustrom seit Beginn der Coronavirus-Krise. Am ersten Feiertagswochenende in Hessen (22. bis 24. Juli) werden bis zu 200.000 Passagiere pro Tag erwartet, teilte die Fraport-Gesellschaft am Donnerstag mit. Das sind etwa 75 Prozent des Vorkrisenniveaus. Bis zu 1.250 Flugzeuge mit 285 Reisezielen starten und landen täglich in Frankfurt. Fraport, Lufthansa und die Bundespolizei haben deutlich gemacht, dass Systemausfälle wie an den Flughäfen London oder Amsterdam durch einen erhöhten Personaleinsatz und einen reduzierten Flugplan unbedingt vermieden werden sollen.
Mehrere hundert Arbeiter werden vermisst
„Wir freuen uns, dass wieder in den Urlaub geflogen wird. Die Dynamik des Verkehrsaufkommens stellt uns jedoch weiterhin vor große Herausforderungen“, erklärte Fraport-Vorstand Alexander Laukenmann. Wir arbeiten daran, neue Mitarbeiter einzustellen. Fraport-Sprecher Jürgen Harrer dämpft die Erwartungen hunderter Leiharbeiter aus der Türkei, für die von der Bundesregierung Sonderregelungen erlassen wurden. Hier muss man genau auf die Qualifikationen schauen. Grundsätzlich benötigt Fraport trotz laufender Rekrutierung noch mehrere hundert zusätzliche Mitarbeiter.
Fraport bittet Passagiere um Mithilfe
Als Lösungsvorschlag für die gravierenden Probleme präsentierte Fraport außerdem gängige Reisetipps, die Passagiere befolgen sollten, um den Check-in zu beschleunigen:
Erscheinen Sie mindestens 2,5 Stunden vor Abflug am Check-in Packen Sie nur das Nötigste in Ihr Handgepäck und nehmen Sie möglichst nur eine Tasche pro Person mit Vorsortierung des Handgepäcks für die Sicherheitskontrolle: Smartphones und andere elektronische Geräte müssen ausgepackt, Gurte entfernt und Hosentaschen geleert werden Ausweis und Reisedokumente griffbereit halten Online einchecken bei der Fluggesellschaft zu Hause Bei Anreise mit dem Auto: Reservieren Sie vorab einen Parkplatz im Parkhaus Bitte planen Sie bei der Ankunft eine längere Wartezeit für die Gepäckausgabe ein
Die Taschen bleiben, wo sie sind
Deutschlands größter Flughafen hatte in den vergangenen Wochen Probleme wegen Personalmangels in der Bodenabfertigung. Gepäck konnte oft nicht rechtzeitig verladen werden, was laut Fraport dazu führte, dass Gepäckstücke in vierstelliger Höhe zurückgelassen und nachgeschickt werden mussten. Wegen der großen Probleme mit aufgegebenem Gepäck nehmen viele Passagiere möglichst viel Handgepäck mit, erklärte Bundespolizeisprecher Reza Ahmari. Dies wiederum führt zu längeren Passagierkontrollen. Statt der üblichen 20 Minuten kann die Wartezeit in den anstehenden Verkehrsspitzen bis zu einer Stunde betragen. Es wird daher empfohlen, sich direkt nach dem Check-in zum Gate in der Sicherheitszone zu begeben.
Lufthansa streicht fast 6.000 Flüge
Die hohe Reisenachfrage nach der Corona-Flaute hatte den Flughafen und die Fluggesellschaften offenbar überrascht. Firmenchefs haben Fehler bei der Personalplanung eingeräumt. Die Passagierzahlen liegen immer noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Im Juni markierten 5 Millionen Passagiere die höchste Monatszahl seit Ausbruch des Coronavirus, gleichzeitig waren es aber immer noch 24,1 Prozent weniger als im Juni 2019. Um Abhilfe zu schaffen, hat Lufthansa an ihren Drehkreuzen in Frankfurt und München vorgesorgt für die Sommermonate Juli und fast 6.000 Flüge wurden im August gestrichen. Der Großteil davon entfällt Berichten zufolge auf den Frankfurter Flughafen. Mit den Streichungen will Lufthansa den restlichen Flugplan verlässlicher machen. Auch Frachtflüge werden bis Ende Juli nach München umgeleitet, weil in Frankfurt kein Bodenpersonal ist. „Jeder gestrichene Flug tut weh. Niemand streicht gerne Flüge, wir auch nicht“, sagte Sprecher Martin Loutke am Donnerstag. Kurzstreckenflüge nach Deutschland und nahe Nachbarländer hat die Airline größtenteils gestrichen und schickt Kunden stattdessen verstärkt per Bahn auf Kurzstrecken. Fast alle Ferienflüge würden aufrechterhalten, versprach Leutke. “Mykonos oder Kreta werden nicht gelöscht.”
Fehlerbehebung Lufthansa streicht weitere 2.000 Flüge bis Ende August
Flugausfälle als Erfolgsmodell? Nach positiven Erfahrungen mit Annullierungen in den vergangenen Tagen kürzt Lufthansa ihren straffen Urlaubsflugplan erneut – und streicht weitere 2.000 Flüge bis Ende August.
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Ausstrahlung: hr-iNFO, 14. Juli 2022, 14 Uhr
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Gepostet am 14.07.22 um 15:23 Uhr
Quelle: hessenschau.de/Marcel Sommer, dpa/lhe