Nord Stream 1 wird derzeit gewartet – kann aber laut Gazprom nicht garantieren, dass die Pipeline nach der Wartung wieder in den Normalbetrieb zurückkehrt. Grund ist die fehlende Bestätigung, dass eine reparierte Turbine aus Kanada geliefert wird.

Der russische Energieriese Gazprom kann nach eigenen Angaben keine Prognose für den Weiterbetrieb der Pipeline Nord Stream 1 in der Ostsee abgeben. Grund seien Zweifel an der Rückgabe einer Siemens-Turbine aus Kanada, teilte der Konzern mit.

Gazprom habe noch keine schriftliche Bestätigung erhalten, dass die reparierte Turbine tatsächlich an das für die Installation verantwortliche Unternehmen Siemens geliefert werde, hieß es in der Erklärung. Unter diesen Umständen ist auch nicht absehbar, wie sicher der Dauerbetrieb der für Nord Stream 1 erforderlichen Verdichterstation sein wird.

Die Bundesregierung hatte zuvor erklärt, dass es mit der Lieferung der von Kanada versorgten Turbine für Russland keinen Grund mehr gebe, die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 zu unterbrechen. Die Pipeline werde derzeit ohnehin bis zum 21. Juli gesperrt.

Streit um die Lieferung der Turbine

Die kanadische Regierung gab am Wochenende offiziell bekannt, dass die Turbine nach Deutschland geliefert werden könne. Eine direkte Lieferung an Gazprom würde gegen die kanadischen Sanktionen gegen Russland verstoßen. Die US-Regierung begrüßte den Schritt ebenso wie Bundeskanzler Olaf Soltz. Die Ukraine hingegen hat ihn scharf kritisiert und eine ukrainische Exilorganisation will klagen.

Im vergangenen Monat hatte Russland die Durchflussrate bereits auf 40 Prozent der Gesamtkapazität der Pipeline reduziert und die verzögerte Rückgabe von Anlagen angeführt, die von Siemens Energy in Kanada versorgt wurden. Bundeskanzler Scholz hatte die technischen Gründe für die Drosselung als fortgeschritten bezeichnet und Russland vorgeworfen, Gaslieferungen als politische Waffe einzusetzen. Die Regierung hatte angekündigt, sich dennoch für die Lieferung der Turbine eingesetzt zu haben, um Russland keinen Vorwand zu liefern.

Siemens: Bewegen Sie die Turbine so schnell wie möglich

Der Siemens-Konzern hat kürzlich angekündigt, die Turbine so schnell wie möglich zu installieren. Ein Sprecher von Siemens-Energy sagte, die politische Entscheidung in Kanada, den Export der Turbine zuzulassen, sei ein notwendiger und wichtiger erster Schritt. „Unsere Experten arbeiten derzeit an allen weiteren behördlichen Genehmigungen und der Logistik“, sagte er auf Nachfrage. Dies sind unter anderem Verfahren, die der Export- und Importkontrolle unterliegen. „Unser Ziel ist es, die Turbine so schnell wie möglich an ihren Einsatzort zu bringen.“

Auf der anderen Seite sagte Gazprom heute, man habe “kein einziges Dokument, das es Siemens erlauben würde, das Gasturbinentriebwerk, das derzeit in Kanada repariert wird, außer Landes zu bringen”.

Die Speicherung von Erdgas ist fast zum Erliegen gekommen

Seit Montag laufen die seit langem geplanten regelmäßigen Wartungsarbeiten an der Pipeline. Sie sollen etwa zehn Tage dauern. Ob das Gas danach aber wieder fließen wird, ist fraglich.

Die Erdgasspeicherung in Deutschland wäre fast zum Erliegen gekommen, als die russischen Lieferungen von Nord Stream 1 eingestellt wurden. Derzeit werde Erdgas noch sauber gespeichert, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur der Nachrichtenagentur dpa. “Aber das ist auf sehr niedrigem Niveau.” Laut Website der European Gas Infrastructure Company (GIE) stieg der Füllstand in deutschen Gasspeichern zuletzt nur um 0,09 Prozent pro Tag.