Der Personalmangel in der Schweiz ist so extrem, dass Unternehmen neue Arbeitskräfte mit höheren Löhnen anziehen. Vor allem diejenigen, die in der Gastronomie arbeiten, können jetzt profitieren.
1/8 Köche sind in der Schweiz gefragter denn je. 20 Minuten/Celia Nogler Auch Pipelines sind laut Adecco Mangelware. Allerdings findet man laut SBB noch genug Leute für dieses Berufsbild. 20 Minuten/Marvin Ancian Gemäss SBB ist die Rekrutierung für Handarbeits- oder Schichtberufe «durch die Akademisierung in der Schweiz» anspruchsvoller geworden. 20 Minuten/Michael Scherer In der Schweiz gibt es so viele offene Stellen wie nie zuvor. Wenn Sie in der Gastronomiebranche arbeiten und es mit der Konkurrenz aufnehmen möchten, müssen Sie wahrscheinlich nicht lange suchen. Die hohe Nachfrage bedeutet, dass die Arbeitnehmer wieder das Sagen haben: Mit etwas Glück werden sie bei einem Jobwechsel schnell besser bezahlt.
500 Franken mehr Lohn nach 2 Wochen
Vor allem Restaurants müssen um Arbeitskräfte kämpfen. Das weiß auch Roland Eng vom Personaldienstleister Active Gastro Eng. Kürzlich fand er einen Koch, der zwei Wochen später abreiste – weil die Konkurrenz 500 Franken mehr Lohn zahlte. Vor Corona verdiente ein Koch (chef de partie) nach der Ausbildung mit sechs Jahren Berufserfahrung rund 4500 bis 4800 Franken, heute sind es 5000 bis 5500 Franken. Der Verband Gastrosuisse teilt auf Anfrage mit, dass keine Echtzeit-Lohndaten erfasst werden. Allerdings dürfte das Durchschnittsgehalt im Gastgewerbe in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen sein – insbesondere für gefragte Service- und Gastronomiefachkräfte.
Tiefe Wertschätzung, weniger Glaube
Wer es sich leisten kann, zahlt Gastro-Profis derzeit ein paar Hundert Franken mehr (siehe Kasten). Denn das sei immer noch besser, als Arbeitszeiten anzupassen, zusätzliche Freitage zu gewähren oder einen Betrieb zu schließen, sagt Eng. Viele Restaurants können sich das jedoch nicht leisten. „Das machen wir noch lange nicht“ – diese Aussage hört Eng immer öfter von Restaurantleitern. Das hat auch mit den schwierigen Arbeitsbedingungen zu tun. In der Industrie arbeitet man teilweise bis zu 16 Stunden am Tag. In manchen Unternehmen ist die Wertschätzung der Mitarbeiter nicht sehr hoch. Viele wissen nicht, was Kapitalarbeiter eigentlich sind. Gastrosuisse empfiehlt Gastgewerbebetrieben, über neue Arbeitszeitmodelle nachzudenken. Einige Unternehmen bieten beispielsweise mittlerweile eine 4-Tage-Woche mit drei freien Tagen an. Das ist so schwer an den Nachwuchs zu bekommen, dass die Gastronomie wirklich spannend ist. Weil sie Work-Life-Balance schätzen. Es gibt also viele Veränderungen. Viele Beschäftigte arbeiteten unter anderem in der Logistik, der Industrie oder im Dienstleistungsbereich.
Wer geht, kehrt nicht zurück
Aber gibt es Leute, die wegen höherer Löhne in die Gastronomie zurückkehren? „Davon habe ich noch nie gehört“, sagt Personalexperte Jörg Buckmann. Viele Leute, die die Branche verließen, verdienten jetzt mehr Geld als zuvor und kamen selten zurück. «Wer monatlich 3500 Franken bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn er seine Arbeitskraft verliert», sagt Buckmann. Selbst Lidl zahlt Vollzeit-Hilfskräften 13 mal 4360 Franken pro Monat, bei Aldi liegt der Mindestlohn bei 4600 Franken für 13 Monatslöhne.
Nicht alle zahlen mehr Lohn
Allerdings sind die Löhne seit Ausbruch der Pandemie nicht in allen Branchen mit Personalmangel stark gestiegen. 2022 hätten sich beispielsweise «manche Mindestlöhne» um 30 Franken im Monat erhöht, teilte der Schweizerische Coiffeurverband auf Anfrage mit. Ab 2023 gibt es zudem einen Teuerungsbeitrag von 50 Franken bei allen Löhnen. Auf Nachfrage sagt die SBB, sie habe die Löhne seit Ausbruch der Pandemie nicht strukturell erhöht. „Wir bekommen immer noch viele Bewerbungen, aber auch der Bedarf an Mitarbeitern steigt.“ Vor allem die Rekrutierung für Handarbeits- oder Schichtberufe sei «durch die Akademisierung in der Schweiz» anspruchsvoller geworden.