Steinmeier soll Unterlagen vorgelegt haben

Als Selenskyj in dem Telefonat protestierte, nichts von dem Vorgang gewusst zu haben, soll Steinmeier wütend geworden sein, berichtete der Spiegel weiter. Der Bundespräsident sagte offenbar, er habe die gesamte Korrespondenz vor sich und bezog sich dabei auf ein diplomatisches Memo der ukrainischen Regierung vom 12. April, dem Tag der Absage der Reise. „Bitte ersparen Sie sich und mir, das jetzt alles lesen zu müssen“, wurde Steinmeier zitiert. Nach weiterer Beschwichtigung durch Selenskyj fragte Steinmeier laut “Spiegel” sogar ein drittes Mal nach. Daraufhin erhielt er eine ausweichende, aber möglicherweise angemessen verletzte Reaktion des Ukrainers. Erst dann lenkte der Bundespräsident ein.

Weitere Reisepläne nach Kiew wurden besprochen

Auf Nachfrage teilte das Bundespräsidialamt dem Magazin mit, dass es nicht über vertrauliche Gespräche berichte. Seitdem habe am 30. Juni ein weiteres Telefonat zwischen Steinmeier und Selenskyj stattgefunden, in dem angeblich die Reisen des Bundespräsidenten nach Kiew besprochen worden seien. Ursprünglich wollte Steinmeier mit seinen Kollegen aus Polen und den drei baltischen Ländern Mitte April nach Kiew reisen. Der Bundespräsident, der als Außenminister und Bundeskanzler in der Vergangenheit die deutsche Russlandpolitik maßgeblich mitgestaltet hat, hatte zuvor angekündigt, dass die ukrainische Führung seinen Besuch abgelehnt habe. Das Bundespräsidialamt hatte auf Anfrage mitgeteilt, dass keine vertraulichen Gespräche gemeldet würden. Seitdem fand am 30. Juni ein weiteres Telefonat zwischen Steinmeier und Selenskyj statt, bei dem es um die Reisepläne des Bundespräsidenten nach Kiew ging.