Während Rajapaksa sich seiner Verantwortung auf den Malediven entzieht, versinkt Sri Lanka im Chaos. Für die 22 Millionen Einwohner (davon offiziell 470 Schweizer) ist das Ferienparadies die Hölle. «Ein Viertel der Menschen hungert, fast drei Viertel müssen mindestens eine Mahlzeit am Tag auslassen», erklärt Esther Marthaler vom Hilfswerk Helvetas gegenüber Blick. Besonders für Kinder wird die Situation täglich dramatischer.”

Benzin ist nur für Polizei und Krankenwagen erhältlich

Es gibt keine Verbesserung. Das Land hat einen riesigen Schuldenberg und leidet unter dem Wegfall des Tourismus. „Hinzu kommt die übereilte Umstellung auf rein biologischen Landbau, die die Regierung im vergangenen Jahr beschlossen hat, ohne die Bauern zu unterstützen“, sagt der Sri-Lanka-Experte. Dem Land mangelt es an Düngemitteln und Pestiziden. Das hat fatale Folgen: Ernteausfälle werden zur Todesfalle. “Es besteht die reale Gefahr schwerer Gewaltausbrüche.” Humanitären Organisationen sind die Hände gebunden. Benzin ist nur für „wesentliche Dienstleister“ wie die Polizei oder Krankenwagen erhältlich. Humanitäre Organisationen sind nicht enthalten. Auch diese Länder stehen am Abgrund Sri Lanka ist nicht das einzige Land am Rande des Zusammenbruchs. Laut einem aktuellen Bericht der Weltbank droht eine weltweite „Schuldenmisere“: Dutzende Länder können ihre Schulden nicht zurückzahlen und stehen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Besonders schlimm ist die Situation in Laos, im Libanon und im kommunistisch regierten Pakistan. Sambia hat während der Pandemie bereits seine Zahlungsfähigkeit verloren. Fast zwei Dutzend weiteren afrikanischen Ländern droht das gleiche Schicksal. Was viele dieser Staaten gemeinsam haben, ist, dass sie riesige Geldsummen von China geliehen haben. Die kommunistische Supermacht bietet ihren Schuldnern manchmal erschreckende Deals an. Im Dezember 2015 beispielsweise sicherte sich China die volle Kontrolle über den Hafen von Hambantota in Sri Lanka, als die Regierung ausstehende Rechnungen nicht bezahlen konnte. Für die nächsten 99 Jahre gehört der Hafen den Chinesen. (nehmen Sie Platz) Sri Lanka ist nicht das einzige Land am Rande des Zusammenbruchs. Laut einem aktuellen Bericht der Weltbank droht eine weltweite „Schuldenmisere“: Dutzende Länder können ihre Schulden nicht zurückzahlen und stehen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Besonders schlimm ist die Situation in Laos, im Libanon und im kommunistisch regierten Pakistan. Sambia hat während der Pandemie bereits seine Zahlungsfähigkeit verloren. Fast zwei Dutzend weiteren afrikanischen Ländern droht das gleiche Schicksal. Was viele dieser Staaten gemeinsam haben, ist, dass sie riesige Geldsummen von China geliehen haben. Die kommunistische Supermacht bietet ihren Schuldnern manchmal erschreckende Deals an. Im Dezember 2015 beispielsweise sicherte sich China die volle Kontrolle über den Hafen von Hambantota in Sri Lanka, als die Regierung ausstehende Rechnungen nicht bezahlen konnte. Für die nächsten 99 Jahre gehört der Hafen den Chinesen. (nehmen Sie Platz) Seit Monaten demonstrieren Hunderttausende Menschen im ganzen Land gegen die Regierung. Am Wochenende stürmten Demonstranten den Präsidentenpalast und zündeten die Privatresidenz von Premierminister Ranil Wickremesinghe (73) an, der am Mittwoch zum Interimspräsidenten ernannt wurde. Er gehört auch dem weithin verhassten Rajapaksa-Clan an, der das Land seit Jahren verwüstet. Blick-Auslandsreporter: „16 Schweizer sind Touristen in Sri Lanka“ (00:25)

Kein Hundefutter mehr

Ein Regierungswechsel reiche nicht aus, um in Sri Lanka wirklich etwas zu verändern, sagt Christin Fritsche (38) im Gespräch mit Blick. „Die Einstellung der Menschen sollte sich komplett ändern. Die meisten kümmern sich nur um sich selbst, fast niemand kümmert sich um das Schicksal anderer», sagt der gebürtige Luzerner, der seit 2019 im Kandy-Quartier im Zentrum der Insel lebt. Der Alltag vieler Insulaner sei “wirklich, wirklich trostlos”, sagt Fritsche. Gemüse ist bis zu fünfmal teurer als noch vor Kurzem und es gibt kein Hundefutter mehr. „Meine drei Hunde Hugo, Nala und Lily fressen jetzt nur noch Reis und etwas Fleisch“, fährt sie fort. Jeden Tag sieht Fritsche lange Schlangen vor den Tankstellen ihrer Stadt: Hunderte Menschen warten in der heißen Sonne mit Sprit. “Die Straßen sind viel ruhiger geworden, weil fast niemand Benzin zum Fahren hat.”

Der Ausnahmezustand eint die Insel

Fast schon zynisch mutet die Regelung für Reisende in Sri Lanka an. Der Tourismus ist von fast allen Beschränkungen ausgenommen. Touristen können weiterhin an Tankstellen tanken. Die Reisebranche ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen Säulen des Landes. Erst vergangene Woche richtete die Regierung einen verzweifelten Appell an Wladimir Putin (69). Moskau solle Gas und Touristen schicken, forderte Colombo. Trotz aller Dramatik sieht Helvetas-Expertin Esther Marthaler etwas Positives an der Situation: «Die Inselbevölkerung hat sich über Länder- und Religionsgrenzen hinweg gegen das korrupte Regime zusammengeschlossen.» Ethnische Spannungen sind für einmal verschwunden, obwohl der 30-jährige Bürgerkrieg den Menschen natürlich in Erinnerung geblieben ist. „Aber wer weiß: Vielleicht bietet die aktuelle Krise den richtigen Rahmen, um sich gemeinsam den wirklichen Herausforderungen zu stellen“, sagt Esther Marthaler. Im einstigen Paradies ist nicht alle Hoffnung verloren. Palastinvasion in Sri Lanka: Hier vergnügen sich Demonstranten im Präsidentenpool (01:08)