Spitzengrüne wollen Lieferungen an chinesisches Militär stoppen
Stand: 10:25 Uhr| Lesezeit: 3 Minuten
Isinger für einen gemeinsamen Kurs der E.U Wolfgang Ischinger, ehemaliger Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, argumentiert “kategorisch, dass wir China eine koordinierte europäische Antwort geben”. Es muss eine gemeinsame Rüstungsexportpolitik und eine gemeinsame Chinapolitik für alle EU-Staaten geben. Deutsche Motorenbauer liefern Technik für chinesische Kriegsschiffe – trotz US-Warnungen. Das zeigen Recherchen von WELT AM SONNTAG und internationalen Partnern. Jetzt kritisieren Auslandspolitiker der Grünen diese Verkäufe scharf. Deutsche Unternehmen haben zuletzt Technik für chinesische Kriegsschiffe geliefert – trotz zunehmend aggressiven Verhaltens des dortigen Militärs, etwa bei der Besetzung umstrittener Inselgruppen im Südchinesischen Meer. Nach einer Untersuchung von WELT AM SONNTAG und Politico drängen die USA die Bundesregierung seit Jahren, solche Lieferungen einzuschränken. Allerdings erlauben die deutschen Exportgesetze beispielsweise noch den Verkauf großer Schiffsmotoren, wie sie der Friedrichshafener Hersteller MTU herstellt, an das chinesische Militär. Spitzenauslandspolitiker der Grünen fordern nun einen Stopp dieser Exporte. „Wir sollten kein Material für das chinesische Militär liefern, wenn China gegen die Urteile des Ständigen Schiedsgerichtshofs verstößt“, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Jürgen Trittin, gegenüber WELT AM SONNTAG. Er bezog sich darauf, dass deutsche Unternehmen nach den geltenden Vorschriften bestimmte Typen großer Schiffsdieselmotoren ohne Genehmigung exportieren und an die chinesische Marine verkaufen können. „Ich empfehle, das Problem mit dem neuen Waffenexportgesetz zu lösen“, sagte Tritin. Noch deutlicher wurde der Grünen-Abgeordnete und China-Experte Reinhard Bütikofer. „Mir war lange nicht bewusst, dass in Deutschland gefertigte Schiffsmotoren an die Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee geliefert werden könnten“, sagte Butikofer der Zeitung. “Eine solche Unterstützung für Chinas schnelle Ausrüstung ist gegen deutsche Interessen”, fügte der Abgeordnete hinzu: “Außerdem frage ich die Verantwortlichen, ob eine solche Praxis wirklich mit der neuen Nato-Strategie vereinbar ist.” Lesen Sie auch Die Verantwortlichen – das Auswärtige Amt unter Führung von Annalena Baerbock (Grüne) und das Ressort von Finanzminister Robert Habeck (Grüne) – lehnen hier Änderungen bislang ab, ähnlich wie zuvor die Große Koalition. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums erklärte, dass die derzeitige Exportpraxis „internationalen Richtlinien“ folge.
USA äußert Besorgnis über deutsche Exporte
Recherchen zufolge fordert die US-Regierung die Bundesregierung seit Jahren auf, die Versorgung des chinesischen Militärs restriktiver zu gestalten. Bereits 2017 hatte Berlin auf Druck von Partnerländern den Export von U-Boot-Motoren erschwert, die die Chinesen zuvor beim Hersteller MTU gekauft hatten. Weitere Einschränkungen vermied die Große Koalition jedoch.
“Die Deutschen sollten diese Triebwerkstechnologie nicht nach China verkaufen”, sagt Brent Sandler, ein ehemaliger Marineoffizier, der im Pentagon an der Chinapolitik arbeitete und jetzt für die Denkfabrik Heritage Foundation in Washington arbeitet. Dies war die „Position der US-Regierung“ sowohl unter demokratischen als auch unter republikanischen Präsidenten.
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Triebwerkslieferungen an die chinesische Marine bereiten den Amerikanern weiterhin Sorgen, insbesondere angesichts der aggressiveren chinesischen Politik, bestätigte ein hochrangiger Beamter der US-Regierung unter Joe Biden, der sich mit Waffenexporten befasst, aber nicht genannt werden wollte. Da sich die EU und die USA nun auf eine einheitliche Exportpolitik gegenüber Russland geeinigt haben, braucht ein Land wie China diese auch. In diplomatischem Stil hat es das US-Außenministerium auf Bitten der Redaktion nun ähnlich formuliert. Sie arbeiten mit der Bundesregierung zusammen, um „die Regulierungspraktiken zu koordinieren“.
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Auch der deutsche China-Experte Thorsten Benner plädiert für eine Reform der Exportregeln, die sich an das chinesische Militär richten. Er erinnerte an die Klagen der ukrainischen Regierung nach dem Fund von Bosch-Motorentechnik in russischen Militärfahrzeugen in der Ukraine: „Will Deutschland im Falle eines militärischen Konflikts zwischen China und den USA aus Bequemlichkeits- oder Exportinteressen mit ähnlichen Bildern leben?“ , fragt Benner, der die Berliner Denkfabrik Global Public Policy Institute (GPPI) leitet.
„In Deutschland fehlt das Bewusstsein dafür, dass China nicht nur ein wirtschaftlicher Konkurrent, sondern auch der härteste militärische Gegner der USA und unserer engsten Verbündeten in Asien ist“, ergänzt Benner: „Die politische Frage lautet: Wollen Sie China beliefern? mit Fähigkeiten, wo das Land irgendwann in Konflikt in Taiwan gegen die USA, Japan oder Australien?’
Die Ermittlungen wurden im Rahmen von Axel Springer Investigations durchgeführt, einer Kooperation von WELT und verschiedenen Medien des Axel Springer Verlags weltweit.
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