Warum liegen wir immer noch so weit hinter dem bei OZG geschätzten Zeitplan für Ende 2022? Laut Bürger war bereits bei Inkrafttreten 2017 klar, „dass die Verwaltung nicht bis Ende 2022 ‚vollständig digitalisiert‘ wird“. Aber: Die Verabschiedung des Gesetzes im Jahr 2017 habe den Startschuss „für eine nachhaltige Transformation der Verwaltung“ gegeben.
Bayern fordert bundesweit einheitliche Bürgerausweise
Ein Bundesland, das diesen Verwaltungsumbau schneller bewältigen kann als andere Bundesländer, ist Bayern. Aber auch dort zeigt sich in den über 2.000 Kommunen ein unterschiedliches Umsetzungstempo. Um dies zu beschleunigen, forderte die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach in einem Interview mit t-online eine einfache bundesweite Registrierungsmöglichkeit für digitale Verwaltungsdienste. „Ich möchte einen deutschen Personalausweis für Bürgerinnen und Bürger, der praktisch und brauchbar ist“, sagt Gerlach. Alles andere ist zu kompliziert und nur eine einzige Identität kann den Zugang zur digitalen Verwaltung drastisch vereinfachen. Das sieht Abteilungsleiter Barthel aus Dessau-Roßlau so. “Ich verstehe nicht, warum auf Bundesebene nicht gleich ein einziges Konto eingerichtet wird, wo jeder Bürger identifiziert und registriert werden kann”, sagt er. Auch andere Bundesländer sehnen sich nach einer einheitlichen Strategie: Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen sowie Bayern haben der Bundesregierung im Februar einen Forderungskatalog vorgelegt. Darin fordern sie eine „Zentralisierung von Benutzerkonten-Postfächern“ in eine „bundesweit dezentral strukturierte Bundesverwaltungs-Cloud“. Zentrale IT-Prozesse und -Verfahren für Kommunen sollten auch von den Ländern bereitgestellt und vom Bund unterstützt werden.
Es braucht endlich echte Unterstützung von der Bundesregierung
Daher ist es Aufgabe des Bundes, die Voraussetzungen für eine zentrale Unterstützung der Länder zu schaffen. Und es liegt auch an der Bundesregierung, diesen Prozess mit einem klaren Plan und einer zentralen Stelle zu führen. Aber es scheint immer noch nicht so. Das ist vielen Beteiligten auf kommunaler Ebene, aber auch Millionen von Bürgerinnen und Bürgern unverständlich. Spätestens mit der Corona-Pandemie ist der hohe Bedarf an digitalen Diensten hierzulande sichtbar geworden – und auch, wie eklatant die Defizite hierzulande noch sind. Daran sind oft nicht die Kommunen und ihre IT-Verantwortlichen schuld. Viele von ihnen sehnen sich danach, endlich echte Unterstützung zu bekommen. Doch wenn nicht bald gegengesteuert wird, brennen Scholz und sein Kabinett eine weitere Legislaturperiode aus und verlieren womöglich auch kommunale IT-Mitarbeiter, die darauf brennen, Digital Governance endlich umzusetzen.