Lucia Zirki
Russischer Korrespondent
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Luzia Tschirky ist SRF-Korrespondentin für Russland und die Region der ehemaligen UdSSR.
SRF News: Was wissen Sie über die aktuelle Situation mit den Evakuierungen im Stahlwerk Azovstal?
Luzia Tschirky: Die Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk Mariupol soll heute Morgen fortgesetzt werden. Doch die Erfahrung zeigt, dass die Öffentlichkeit erst mit großer Verzögerung erfährt, ob dies wirklich geschehen ist. So geschehen bei der erfolgreichen Evakuierung am Wochenende mit Hilfe der UNO und des IKRK – es dauert mehrere Stunden, bis die Vertriebenen die russischen und ukrainischen Checkpoints passieren und sich in ukrainisch kontrolliertem Gebiet wiederfinden.
Die russische Bombardierung setzte sich fort, sobald der humanitäre Korridor geschlossen wurde.
Gleichzeitig verschlimmert sich die Situation für die mehreren hundert Menschen, die noch in der Fabrik warten, immer schlimmer – die russische Bombardierung ging am Montag unmittelbar nach dem Ende des humanitären Korridors weiter.
Die ukrainische Regierung spricht von einer humanitären Katastrophe in Asowstal. Was bekannt ist?
Für die Eingeschlossenen ist es fast unmöglich, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Ein Bekannter erzählte mir von einem jungen, verwundeten Soldaten, der in Azovstal eingeschlossen war – einer von angeblich Hunderten.
Hunderte eingeschlossene und verwundete Kämpfer benötigen dringend medizinische Hilfe.
Ihnen würde das frische Trinkwasser ausgehen und sie müssten Brackwasser aus dem Stahlwerk trinken, das alles andere als sauber ist. Zudem benötigen die vielen verwundeten Soldaten dringend medizinische Hilfe, ihr Zustand wird von Stunde zu Stunde katastrophaler. Russland duldet derzeit die Rettung von Zivilisten.
Ein Kommandant der Asowschen Kämpfer fordert die Evakuierung
Was erwartet die anderen Kämpfer in Azovstal? Für die gefangenen Soldaten des Asowschen Bataillons gibt es nur zwei Möglichkeiten – Folter oder Tod: weiter bis zum Tod kämpfen oder in russische Gefangenschaft gehen, wo eine hohe Wahrscheinlichkeit von Folter besteht. Tradition ist daher für viele Asow-Kämpfer keine gangbare Alternative. Daher werden die meisten von ihnen wahrscheinlich früher oder später im Kampf sterben. Vera Deragisch führte das Gespräch.