An der Gesamtschule Ostetal in Sittensen wurde Einar in der Pause von drei Mitschülern angegriffen
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Sittensen (Niedersachsen), 9. Mai. Während einer fünfminütigen Pause wird Einar im Flur der Ostetalschule von einem Mädchen und zwei Jungen aus seiner Klasse angegriffen. Sie drängen den schwerkranken Jungen, Einar will gehen, doch gegen seine drei Mitschüler hat der Kleine keine Chance. “Stimmt es, dass du sterben wirst, wenn wir dich schlagen?” sollen die Täter gefragt haben.
Einar, der nach Nierenversagen einen Blasenkatheter hat und dessen Herzleistung nur noch bei zehn Prozent liegt, ist seinen Angreifern schutzlos ausgeliefert. Das Mädchen soll ihn in die Nieren getreten haben und einer der Jungen habe ihm in den Bauch geschlagen. Als die Glocke für die nächste Stunde läutete, sollen die Jugendlichen ihn heftig getreten haben.
Einar kriecht in die Klasse. Als ihn ein Lehrer wegen seiner Verspätung ausfragt, redet sich der schwer verletzte Junge aus – aus Angst vor Rache seiner Mitschüler. Nach dem Unterricht bittet Einar seinen Schulkameraden, der sich um den kranken Jungen kümmert, ihn nach Hause zu fahren. Dort geht Einar sofort ins Bett und schläft. Alleinerziehende Carmen H. (37) sagte gegenüber BILD am SONNTAG: „Ich war völlig ahnungslos. Nach einem Schultag ist Einar oft erschöpft.“ Er erzählt ihr erst nachts von dem Vorfall.
Einars Mutter Carmen H. (37): „Es kostet viel Kraft, den Jungen wieder hochzukriegen.“
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Carmen H. ruft sofort in der Klinik an und spricht mit einem Arzt, der Einar ein Schmerzmittel empfiehlt. Am nächsten Tag bringt Carmen H. ihn in die Klinik und sie schicken ihn weg, weil die Wartezeiten zu lang sind. Erst durch einen Freund bekommt sie einen Termin bei einem Arzt in Itzehoe. Zwei Tage nach dem Anschlag – und keine Minute zu spät! Die Schläge drohten Einars Nieren zu kollabieren. Lebensgefahr!
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Einar wird nun in der Klinik auf eine Operation vorbereitet, um das Ausmaß der Verletzungen abzuklären. Carmen H. hat Klage gegen Einars drei Mitschüler eingereicht. In Sachen Schuldisziplin haben die mutmaßlichen Angreifer wohl nichts zu befürchten.
Das Landesschulamt teilte BILD im SONNTAG mit: „Der Vorfall wurde komplett mit Klasse aufgearbeitet.“ Unverständlich für Carmen H.: „Du kannst sogar auf Klassenfahrt gehen, während Einar mit großen Schmerzen hier liegt!“
Seit dem Angriff ist nichts mehr wie es war. Sein Bruder Aryan (15) war von Wachsamkeit geplagt. Carmen H.: „Carsten Stahl vom Bündnis Kinderschutz hat ihm und uns sehr geholfen.“
Freund und Tröster: Einar mit dem Familienhund Pearl
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Ihre große Sorge um Einar kann ihr jedoch niemand nehmen. Carmen H.: „Einar gab auf, der Angriff zerschmetterte seine Kräfte. Er sagt immer wieder, dass er dieses Mal nicht weiterkämpfen kann.”
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Dieser Artikel ist in BILD am SONNTAG erschienen