Heute wurde Sobotka nicht als Präsident, sondern als Informationsquelle auf Herz und Nieren geprüft – mehr als fünfeinhalb Stunden lang. Allerdings waren die gewonnenen Erkenntnisse begrenzt: Der Nationalratspräsident beteuerte, dass in seinem Ministerium stets alles richtig gemacht werde, und verwies für Detailfragen an die zuständigen Stellen. Zu Gast am Nachmittag war der kommissarische Leiter des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung (BAK). Vor allem zeigte sich, wie wenig Führungskräfte das BAK hat.

Keine Vorstellungen

Zuvor flammte Sobotka jedoch auf: Der ehemalige Innenminister habe „keine Ahnung“, ob Schmiergelder nach Verträgen von seinem Ministerium sanktioniert worden seien. Sie befassten sich nicht mit Werbung, die Fachabteilung war zuständig. In Anzeigen des Innenministeriums im „Ybbstaler“ – einer niederösterreichischen Regionalzeitung – unterstützte der ehemalige Innenminister auch die Zuständigkeit der Sonderabteilung, die „Interessen der Sicherheitspolitik“ und die „dort entstandenen Brennpunkte“. “. Der Vertraute von Kurz sagte, er sei nicht an der Entstehung des Ballhausplatz-Projekts beteiligt gewesen. “Ich kenne den Autor nicht.” Sobotka betonte, dass es in seiner Zeit als Innenminister keine “Freundschaft” gegeben habe und alle Anordnungen im Einklang mit dem Gesetz erfolgt seien. An eine Betroffenheit der Berufungsausschüsse kann er sich nicht erinnern. Er hat sich nie an der Zusammensetzung solcher Ausschüsse beteiligt. Wolfgang Sobotka auf dem Weg zur Kommission © APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

Kein Rückzug

Die öffentlich gewordenen Handy-Gespräche von Michael Kloibmüller, Sobotkas ehemaligem Stabschef im Innenministerium, hatten Druck auf den jetzigen Nationalratspräsidenten ausgeübt. Anschließend forderten alle Parteien außer der ÖVP Sobotka zum Rücktritt vom Präsidium auf. Dass er das Amt des Whistleblowers heute nicht angenommen und angenommen hat, ist für den SPÖ-Fraktionsvorsitzenden eine „merkwürdige Situation“, während Stephanie Krisper, Vorsitzende der Neos-Fraktion, eine „absurde Situation“ sieht. Sobotka wird im Antrag auf Einsetzung des U-Ausschusses siebenmal (einmal in einem Link) namentlich erwähnt. Der Vorsitzende der ÖVP-Fraktion, Andreas Hanger, hat damit natürlich kein Problem. Er ist zufrieden mit dem „objektiven Vorsitz“ seiner Parteikollegin – im Gegensatz zu dem der zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die heute im Vorsitz war und vor allem von der ÖVP stark kritisiert wurde Verlauf seiner Untersuchung Sobotka.

verdächtiger Stuhl

Seit Ende März ermittelt die Finanz- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sogar wegen Korruptionsverdachts gegen den Nationalratspräsidenten. Bei einer Stellenbesetzung im Jahr 2017 soll Sobotka Franz Eigner aus „irrelevanten, parteipolitischen Gründen“ während seiner Zeit als Innenminister zum stellvertretenden Leiter der Wiener Polizeidirektion veranlasst haben. Der damalige Innenminister schrieb an seinen Stabschef: „Ich bin gebeten worden, ein gutes Wort für ihn einzulegen. Da er beim FCG sehr fleißig ist, mache ich das gerne.“ Ein weiterer SPÖ-naher Bewerber wurde bewusst ignoriert. Der zweithöchste Mann des Staates bestreitet Vorwürfe des Machtmissbrauchs. Es gilt die Unschuldsvermutung.

„Auf dem neuesten Stand der Technik machen“

Sobotka betonte, dass bereits fünf Verfahren gegen ihn, von Meineid bis Machtmissbrauch, eingestellt worden seien – aber nicht dieses, da er immer noch als Angeklagter aufgeführt sei. Von seinem Ablehnungsrecht machte der Nationalratspräsident jedoch keinen Gebrauch. Er habe, so Sobotka, keine Ahnung, dass ein Anordnungsverfahren im Innenministerium „kein lege artis geworden“ sei. Dass Kabinettschef Michael Kloibmüller ihm zur Berufung schrieb, dass alles „hängt“ und Sobotka mit „Ok“ antwortete, sei als „mach es so, wie es „Stand der Technik“ ist“ zu verstehen. “Ich kann hier keine Anspielungen verwenden”, sagte Sobotka. Zum „Stand der Technik“ gehörte für Kloibmüller offenbar auch der Auftritt „des Sozen“, „wo der Hammer hängt“. Sobotka teilt diese Wortwahl, die ihm sein ehemaliger Kabinettschef geschrieben hat, nicht, es ist nicht seine Formulierung. Aber er wies sie nicht einmal im Chat zurück. Man müsse das in einem größeren Zusammenhang sehen, argumentierte der Nationalratspräsident: Der stellvertretende Leiter der Wiener Polizei sei für ihn als Innenminister „keine zentrale Position“. Dass die neue Abgeordnete Stephanie Crisper darüber lachen musste, wollte sich der Sprecher nicht gefallen lassen.

Schwarze Beiträge

Nicht strafrechtlich relevant, aber ein anderer Chat-Vorgang dürfte den U-Ausschuss ebenfalls interessieren: Demnach befürchtete ein Mitarbeiter, dass auf dem Server von Kabinettsbeamten „eine Liste unter Herrn Bundesminister Sobotka existiert, die steht Eingriffe genannt und listet auch alle Eingriffe mit ihrem Status auf. Kloibmüller, Empfänger der Nachricht und Autor der „Ich muss reden“-Antwort als Informationsquelle, konnte sich an keine solche Liste erinnern. Er verstehe aber Medienberichte, dass der damalige Innenminister eine Art „Redaktionsliste“ geführt habe, um die Anliegen der Öffentlichkeit aufzulisten und zu bearbeiten, so der ehemalige Stabschef. Auch Sobotka betonte stets, dass dies “Bürgerfragen” seien. Ein konzentrierter Präsident © APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

„Alle sind auf mich zugekommen“

Interventionen seien “in politischer Sprache die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung gegenüber Politikern”, sagte Sobotka dem Unterausschuss. “Sie haben nicht unbedingt etwas mit der Operation zu tun.” Eine solche Liste solle einem Anliegen nicht nur Rechnung tragen, „sondern auch im Sinne eines Servicegedankens kommunizieren“, bestätigte Sobotka die Existenz der Interventionsliste im Innenministerium. Allerdings gebe es keine zentrale Liste, „das hat jeder Mitarbeiter für sich gemacht“, die Ergebnisse würden dann in regelmäßigen Sitzungen besprochen, erklärte der aktuelle Präsident des Repräsentantenhauses. Als Innenminister sei er von allen Seiten mit Bitten und Vorschlägen angesprochen worden, betonte Sobotka: „Alle sind mit ihren Ideen und Wünschen auf mich zugekommen, und ich habe sie dann übermittelt.“ Schon lange vor Bekanntwerden der „Kloibmüller-Gespräche“ war klar, dass der Nationalratspräsident vom Korruptionsermittlungsausschuss der ÖVP befragt werden sollte. Schließlich steht das inzwischen aufgelöste Alois-Mock-Institut, dessen Präsident der Niederösterreicher lange Zeit war, längst im Rampenlicht der Abgeordneten. Finanzielle Verantwortung im Verein hatte Sobotka nie inne und stellte im Alois-Mock-Institut Fragen zu Sponsorings durch niederösterreichische Landesbetriebe. Der Wagen der Oppositionsfalter hat den gleichen Schriftzug wie üblich – der der ÖVP sagt „heute nichts Neues“ © APA/HELMUT FOHRINGER

BAC unter der Lupe

Das Innenministerium blieb am Nachmittag im Rampenlicht: Der Geschäftsführer des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung (BAK) wurde verhört – der Korruptionsjäger, der seine Behörde zwei Jahre kommissarisch leitete, nur unter der Auflage Informationen unfreiwillig. Der BAK-Chef wurde erst im März dieses Jahres wieder ausgeschrieben, weil der ehemalige Direktor nach Vorwürfen sexueller Belästigung entlassen worden war und die Stelle gesperrt hatte. Gegen ihn ist ein Disziplinarverfahren anhängig – sein Interimsnachfolger weiß nicht, ob es bereits abgeschlossen ist. Allerdings hat er kürzlich selbst ausgesagt.

Feines Personal

Etwas dünn dürfte die Personaldecke der Korruptionsjäger ausfallen: Der CEO besetzt die Abteilung 1 wie geplant selbst und leitet interimistisch auch die Abteilung 2. Die Tatsache, dass die Zahl der Vollzeitäquivalente in den FTE darunter gesunken ist, hält er für weniger wichtig als die Tatsache, dass die Zahl der unbefristeten bezahlten Stellen gestiegen ist. Mit anderen Worten, es arbeiten jetzt mehr Korruptionsjäger, aber sie arbeiten weniger Stunden – außer in Top-Management-Positionen, wo der Interimsmanager die Arbeit von drei Personen erledigt. Fragen zu konkreten Ursachen konnte er nicht beantworten. Ob das BAK bei Ermittlungen mit dem Bundeskriminalamt (BSK) kooperiere, wisse er nicht. “Ich bin im Einsatzdienst zu wenig involviert, um diese Frage beantworten zu können”, sagte der ruhige Beamte, dessen Befragung vor allem wegen der Schnelligkeit, mit der er antwortete, zurückgezogen wurde. Das BAK übernahm nicht nur die Ermittlungen, nachdem die Finanz- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) dem nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos erstellten „SoKo-Tape“ das Vertrauen entzogen hatte, sondern hatte auch davor Ermittlungen geführt. Darüber hinaus wollen die Abgeordneten untersuchen, warum die Massenvernichtungswaffen im Mai 2019 zu Beginn der Soko Tape-Untersuchung gestartet wurden.

Der Anwalt wollte „die ÖVP ausnutzen“

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