Um mit Inhalten von Podigee und anderen externen Inhalten zu interagieren oder diese anzuzeigen, benötigen wir Ihre Zustimmung.   
      Aktivierung externer Inhalte

Das Integrationsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen will Meldestellen für antiqueere und rassistische Vorfälle einrichten. Die Besonderheit: Auch Vorfälle, die „unterhalb der Strafbarkeitsschwelle“ liegen, sollen erfasst werden. Nur: Was bedeutet das? Ohne eine klare rechtliche Definition könnte jedes Verhalten als Beweis für Rassismus und Queer-Feindlichkeit gewertet werden.

Lesen Sie auch   

Im Dienst des Paulus wird dieser Einwand nicht akzeptiert: „Viele Betroffene vermeiden es, eine Strafanzeige zu stellen. Andere wiederum halten die Vorfälle für nicht relevant genug oder wissen teilweise nicht, dass sie geahndet werden“, erläutert ein Vertreter des Ministeriums die Notwendigkeit der Meldestellen. Ihr Ziel: „Diskriminierungen sichtbarer zu machen und das sogenannte Dunkelfeld auszuleuchten“, teilte das Ministerium auf BILD-Anfrage mit. “Ihre Aufgabe ist es, Vorfälle zu dokumentieren, anonym auszuwerten und darzustellen.”

Unklare Grauzone

Doch was genau ist unter Vorfällen “unterhalb der Strafbarkeitsschwelle” zu verstehen: unklar! Das Ministerium erklärt: „Die Landesregierung möchte wissen, wo, in welcher Form und wie oft Diskriminierung stattfindet, von Graffiti an Häusern, Tierkadavern vor Moscheen und Beschädigungen an Grabsteinen bis hin zu Hassreden und Hasskommentaren, in denen Menschen wegen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe – etwa der Religion, der sexuellen Orientierung oder Identität, des Geschlechts oder der Nationalität – diskriminiert werden“. Viele dieser Taten sind jedoch bereits heute strafbar. Das Beflecken von Hauswänden beispielsweise kann als Sachbeschädigung mit bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden. Hasskommentare werden im Ernstfall als Hassreden geahndet – bis zu drei Jahre Gefängnis! Warum also Zulassungsstellen? Das Ministerium spielt es herunter: Es gibt keine sich überschneidenden Verantwortlichkeiten mit der Strafverfolgung. Das bedeutet, dass Personenanzeigen weiterhin der Polizei gemeldet werden müssen. Hier finden Sie Inhalte von Twitter
Um mit Inhalten von Twitter und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese anzuzeigen, benötigen wir Ihre Zustimmung.
Aktivierung sozialer Netzwerke „Mit diesem in Deutschland einzigartigen Standesamtssystem wollen wir auch Diskriminierungsvorfälle erfassen, die unterhalb der Strafschwelle liegen und somit nicht in der polizeilichen Statistik erfasst werden. Dadurch erhalten wir ein noch vollständigeres Bild und können wichtige Rückschlüsse auf Intervention und Prävention ziehen. Ich freue mich, dass wir für die anderen vier Einwohnermeldeämter erfahrene und gut vernetzte Anbieter gefunden haben, die sich nun um den Aufbau der Einrichtungen kümmern“, erklärte Ministerin Josefine Paul. CDU-Innenexperte Marc Henrichmann (46) will keinen “Meinungspolizeistaat”. Er sagte zu BILD: „Das Strafrecht gibt klare Regeln vor. Die Einrichtung von Einwohnermeldeämtern ist daher unnötig und gefährlich.“ Bürokratie und Whistleblower seien dadurch nur gefördert worden, so der CDU-Politiker. Sinnvoller sei es, so Henrichmann, “die Strafverfolgungsbehörden noch besser zu vernetzen”.