Es spitzte sich schließlich zu, als Lawrows westliche Kollegen sich weigerten, ein Gruppenfoto mit dem Russen zu machen. US-Außenminister Antony Blinken (60) führte den Boykott an, wie die japanische Nachrichtenagentur „Kyodo“ vor Ort berichtete. Kollegen schlossen sich Blinken an. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41) sagte später, wegen der “kaltblütigen” russischen Aggression in der Ukraine werde es “bei diesem G20-Treffen kein offizielles Foto geben”. Du kannst es nicht „ertragen, mit so jemandem zusammen zu lächeln“. Schon vor dem bei solchen Treffen immer üblichen Gruppenfoto gab es Ärger. Blinken und andere westliche Kollegen beschlossen, einen Empfang am Donnerstag ausfallen zu lassen, weil Lawrow dort sein würde. Der Gastgeber, der indonesische Außenminister Retno Marsudi (59), zeigte Verständnis und respektierte diese Entscheidung.

Die Generalprobe für Putin ist gescheitert

Von allen Seiten prasselte Kritik auf Lawrow ein. Bei der Ankunft im Luxushotel Mulia im Badeort Nusa Dua rief ZDF-Korrespondent Andreas Kynast dem russischen Außenminister auf Englisch zu: “Wann hörst du mit dem Krieg auf?” Auf Deutsch: “Wann beendet ihr den Krieg?” Ein anderer deutscher Journalist schrie Lawrow an: „Warum beenden Sie den Krieg nicht?“ “Warum beenden Sie den Krieg nicht?” Im Plenum ging es unvermindert weiter. Zu Beginn des Treffens forderte der Gastgeber Retno Marsudi (59), der Außenminister Indonesiens, ein möglichst baldiges Ende des Krieges in der Ukraine. “Es liegt in unserer Verantwortung, den Krieg eher früher als später zu beenden und unsere Differenzen am Verhandlungstisch beizulegen, nicht auf dem Schlachtfeld.”

Russische Weigerung zu sprechen

Bundesaußenminister Baerbock kritisierte Moskau, es zeige “kein Jota Gesprächsbereitschaft”. Baerbock warf Lawrow vor, sich geweigert zu haben, zu sprechen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt fingen für den gedemütigten Russen die ersten Sicherungen an zu knallen. Sein Auftritt hätte eine Generalprobe für seinen Chef werden sollen: wie er Putin (69) im November an gleicher Stelle empfangen würde. Die Antwort war schnell klar. Lawrow hielt seine kurze Rede und verließ dann den Raum, wobei er seinen Kritikern aus dem Weg ging. Im Gespräch mit Reportern beschuldigte Lawrow auch den Westen, den Übergang zu einer friedlichen Lösung in der Ukraine zu blockieren. Wenn die EU und die USA wollten, dass die Ukraine auf dem Schlachtfeld gewinnt, “dann haben wir wahrscheinlich nichts mit dem Westen zu besprechen.” Am selben Tag warf Putins Chef in Moskau dem Westen vor, “bis zum letzten Ukrainer” kämpfen zu wollen. Russlands Streitkräfte müssen den Krieg noch beginnen.

“Primitive Propaganda”

Auch aus der Ukraine gab es scharfe Worte über Lawrows Auftritt auf Bali. Kiew war bereits verärgert, dass Lawrow überhaupt eingeladen worden war. Präsidentenberater Mykhailo Podoliak (50) warf den Russen “primitive Propaganda” vor.