Die Agentur für Medienfreiheit erklärte ORF.at den Abstieg Österreichs in der Rangliste mit den Angriffen auf Journalisten bei Anti-CoV-Demonstrationen und der Enthüllung „gekaufter positiver Berichte“ in Boulevardmedien während des υπόVP-Werbeverfahrens. Zudem habe Österreich als einziges EU-Land noch kein Gesetz zur Informationsfreiheit, kritisiert Kommunikationsexperte Fritz Hausjell von ROG Austria.

Dem finanziellen Kontext wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt

Bei der diesjährigen Rangliste seien erstmals die finanziellen Aspekte berücksichtigt und stärker ins Endergebnis gewichtet worden, erklärte ROG. Die hohe Konzentration der Medien, die mangelnde Diversität und das Fehlen eines „vernünftigen“ Gesetzes zur Förderung der Medien gehen nun ebenso in die Bewertung ein wie die Anschläge und die katastrophalen Bedingungen für Journalisten. Grafiken: APA / ORF.at; Quelle: Reporter ohne Grenzen Im wirtschaftlichen Kontext schneidet Österreich im Vergleich am schlechtesten ab und ist laut ROG bereits in der Kategorie „problematisch“. Bei der Erstellung des Rankings wurden neben der wirtschaftlichen Komponente auch die politischen Rahmenbedingungen, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Sicherheit und der soziokulturelle Kontext berücksichtigt.

Die Opposition fordert Konsequenzen

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch führte den „dramatischen Absturz“ Österreichs auf den Pressefreiheitsindex auf „türkisfarbene Skandale und ständige Angriffe auf kritische Medien“ zurück. Er sieht dies als “letzte Warnung” an die Bundesregierung. Die SPÖ forderte daher die Gründung einer „Medienfreiheitskonvention“ unter Beteiligung der Zivilgesellschaft. „Es braucht dringend ein Paket von Medienfreiheit und Transparenz gegen Werbekorruption und Nachrichtenkontrolle, um die Medien in ihrer unabhängigen Berichterstattung zu unterstützen“, sagte SPÖ-Sprecher Jörg Leichtfried. Insbesondere nannte er auch eine Erhöhung der Presseförderung und ein neues ORF-Gesetz mit mehr Unabhängigkeit für ORF-Gremien. Ähnliche Aussagen wurden von NEOS gemacht. „Die freie Presse ist einer der Eckpfeiler einer Demokratie. „Die Regierungsparteien, insbesondere die Grünen, sollten nicht länger zusehen, wie er langsam aber sicher stirbt“, warnte Mediensprecherin Henrike Brandstötter. Insbesondere die PVP und die Grünen sollten “unverzüglich ein modernes Gesetz zur Informationsfreiheit vorlegen”, forderte der Abgeordnete.

Tschechien und die Slowakei überholen Österreich

Damit gehören nur noch acht statt zuvor zwölf Länder zu den Besten, was eine gute Pressefreiheit angeht. Es wird von Norwegen, Dänemark und Schweden angeführt, gefolgt von Estland, Finnland, Irland, Portugal und Costa Rica. Österreich wurde von den Nachbarländern Tschechien (20) und Slowakei (27) überholt. Hinter Österreich liegen Slowenien (54), Italien (58) und Ungarn (85). Nach dem Regierungswechsel ließen Tschechien und Bulgarien jedoch ihren Einfluss in der Presse nach. Auch Serbien hat sich leicht verbessert, indem es gegen Straflosigkeit für Angriffe auf Journalisten kämpft. Deutschland hingegen fiel auf den 16. Platz zurück. Die Organisation für Pressefreiheit begründete diese Einschätzung mit Gesetzen, die Journalisten und ihre Quellen gefährden, indem sie Medienvielfalt und Gewalt bei Demonstrationen reduzieren. Die Zahl der nachgewiesenen Angriffe auf Medienschaffende in Deutschland ist von 65 im vergangenen Jahr auf 80 gestiegen – und damit auf einen neuen Höchststand. Die meisten Vorfälle ereigneten sich bei Protesten der „Querdenker“-Szene gegen die Schutzmaßnahmen für das Coronavirus. Diese machten 52 der 80 Angriffe aus. Zwölf Polizisten griffen die Presse an.

Fast 30 Länder in „sehr ernstem Zustand“

Die Organisation für Medienfreiheit hat in vielen europäischen Ländern Anfeindungen und tätliche Angriffe von CoV-Rivalen gegen Journalisten beobachtet. Darüber hinaus kommt es in Europa immer häufiger zu Morden an Journalisten wie Giorgios Karaivaz in Griechenland und Peter De Vries in den Niederlanden. Er kritisierte auch die weit verbreitete Verschärfung der Anti-Journalisten-Gesetze, insbesondere in Ungarn, Slowenien, Polen und Albanien. Die ROG hat davor gewarnt, dass die Verbreitung öffentlicher Medien und Fehlinformationen die Spaltung in demokratischen Gesellschaften vergrößert. Weltweit befinden sich derzeit eine Rekordzahl von 28 Ländern in einer „sehr ernsten Situation“ in Bezug auf die Pressefreiheit. Zwölf Länder stehen inzwischen auf der Roten Liste, darunter Weißrussland und Russland. Und obwohl der frühere US-Präsident Donald Trump inzwischen gewählt wurde, haben sich die USA leicht auf Platz 42 verbessert, da die Medien weiterhin polarisiert sind.