NÖN: Ihre Nominierung kam für viele überraschend. 2020 haben Sie im NÖN-Interview noch gesagt, dass Sie nach Ihrer Zeit als Ombudsmann gerne wieder als Rechtsanwalt arbeiten würden. Warum haben Sie sich entschieden, bei der Bundespräsidentenwahl für die FPÖ zu kandidieren?
Walter Rosenkranz: Es war damals nicht absehbar, dass mich die FPÖ für ein so wichtiges Projekt nominieren würde. Das hat meine Lebensentwürfe enorm verändert. Meine Aussage erfolgte auch vor dem Hintergrund, dass Ombudsleute befristet bestellt werden und diese Aufgabe nicht auf unbestimmte Zeit wahrnehmen.
2017 folgte Rosenkranz auf Rosenkranz in der Kremser Stadtpolitik: Susanna zog anstelle ihres Mannes Walter Rosenkranz in den Stadtrat ein.
Foto: Johann Lechner
Ihre Frau hat ihren Posten in der Kremser Stadtpolitik längst geerbt. Sie sind derzeit noch Vorsitzender der FPÖ-Landespartei. Geben Sie es jetzt auf, sich auf die Bundespolitik zu konzentrieren?
Rosencrantz: Ich werde jedenfalls mein ohnehin lange geplantes Amt als Kreisparteivorsitzender niederlegen. Mit David Fallböck, dem FPÖ-Landesrat aus Langenlois, haben wir bereits einen Parteivorsitzenden des Regierungsbezirks ernannt, der sich jetzt in der Ausbildung befindet und diese Aufgabe dann vollständig übernehmen soll.
Und was ist mit Ihrem aktuellen Job? Sie sagen, Sie wollen der Mediator bleiben. Wie ist diese Arbeit mit einem Wahlkampf vereinbar?
Rosencrantz: Der Bundespräsident wird im Wahlkampf nicht zurücktreten und der Bundeskanzler wird im Wahlkampf weiterarbeiten – und ich werde weiterhin als Mediatorin tätig sein. Ich werde das natürlich strikt vom Wahlkampf trennen. Dank der elektronischen Akte kann ich meine Sachen von überall aus bearbeiten. Es wird weiterhin Anklagetage geben. Ich werde sehr darauf achten, die Dinge hier nicht zu verwirren.
Das Motto Ihres Vortrags lautete „Let’s take back our Austria“. Was meinst du damit?
Rosencrantz: Wir haben in den letzten Jahren den schrittweisen Abbau vieler so wichtiger und selbstverständlicher Dinge durch die Regierung hinnehmen müssen. Es gibt ein Österreich vor der Pandemie. Dieses Österreich, das wir vorher kannten, als noch echte Politiker regierten, will ich zurückbringen.
Was hat Ihrer Meinung nach der aktuelle Chef Alexander Van der Bellen falsch gemacht?
Rosencrantz: Van der Bellen war nicht der unabhängige Präsident, für den er sich ausgab. Er fuhr mit seiner exklusiven politischen Agenda fort und sagte nichts zu kritischen Themen, wo ein starker Bundespräsident gebraucht würde. Wenn es um Themen wie Neutralität, Sanktionen oder Inflation ging – so ziemlich alles, was die Menschen bewegt, gab es aus der Hofburg kein Auge. Insofern hat er fast alles falsch gemacht.
Gouverneurin Johanna Mikl-Leitner, mit der Sie sowohl in der Landes- als auch in der Bundespolitik zusammengearbeitet haben, hat jetzt indirekt ihre Unterstützung für Van der Bellen angekündigt. Die staatliche FPÖ findet es “beängstigend”. Wie bewertest du es?
Rosencrantz: Auch eine Landeshauptfrau hat demokratische Rechte und ihre Stimmentscheidungen sind frei. Allerdings ist Mikl-Leitner selbst Vorsitzende einer der stärksten Landesparteien innerhalb der ÖVP, die selbst keinen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl aufgestellt hat, was mich für eine staatstragende Partei wundert. Allerdings hat auch die Bundes-ÖVP die Parole ausgegeben, keine Wahlempfehlungen auszusprechen. Wenn Mikl-Leitner es trotzdem tut, dann bricht sie streng genommen ihre eigene Parteilinie.