Es seien “hauptsächlich Mütter und ihre Kinder, die Österreich verlassen und Schutz suchen müssen”, sagte Familienministerin Susanne Raab (ÖVP). „Wenn es um die Hilfe für unsere Nachbarn geht, sind wir in Europa besonders zur Unterstützung aufgerufen. Der Bezug von Familienleistungen ist ein notwendiger und wichtiger Schritt“, sagt Raab. Von einem weiteren Zeichen der Solidarität sprach Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).

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Bei den Familienleistungen gibt es eine weitere aktuelle Entscheidung: So ist mit der Aufhebung der Indexierung durch den Nationalrat ein Prestigeprojekt der türkisblauen Bundesregierung Geschichte. Nur die FPÖ lehnte den entsprechenden Vorschlag am Freitag im Nationalrat ab. Der Entscheidung lag eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zugrunde.

Regierungsarbeit unter der Lupe

Christian Nusser (“Heute”) und Barbara Toth (“Falter”) bewerten die bisherige Arbeit der türkis-grünen Bundesregierung in der Halbzeit. Bei der Indexierung wurden die Familienbeihilfen an den Lebensstandard im Herkunftsland des Arbeitnehmers angepasst, sofern die Kinder dort noch lebten. Dadurch erhielten Arbeitnehmerkinder in Osteuropa deutlich weniger Familienbeihilfe. In einzelnen Ländern Nord- und Westeuropas wurde dafür ein höherer Zuschuss gezahlt als in Österreich. Es muss jedoch nicht zurückgegeben werden, da es in gutem Glauben verwendet wurde. In der Debatte ärgerte sich die FPÖ erneut über die Indexierung, die laut Edith Mühlberghuber ein Schritt in die richtige Richtung für mehr Fairness sei. Die SPÖ zeigte sich erfreut über die Entscheidung, deren Abgeordnete Petra Wimmer darauf hinwies, dass ihre Partei immer wieder die Rechtswidrigkeit der Indexierung betont habe.

Feste Familienbeihilfe für Ukrainer

Ukrainer erhalten Familienleistungen in Österreich. Der Nationalrat wird es lancieren. Barbara Neßler (Grüne) betonte, die bisherige Regelung sei “ethisch nicht vertretbar”. Für Pflicht-NEOS Fiona Fiedler stellte die Indexierung eine „massive Ungerechtigkeit“ dar. Auf ÖVP-Seite betonte die Abgeordnete Alexandra Tanda, dass die EuGH-Entscheidung selbstverständlich umgesetzt werde. Die Auszahlung erfolgt soweit möglich automatisch und schnell. Der Anspruch erlischt auch nicht.

„Kindergarten bis“, beschloss er

Die „Milliarde Kindergarten” wurde ebenfalls am Freitag beschlossen. Während die FPÖ der Koalition zustimmte, gingen SPÖ und NEOS bei den Zuschüssen für die Grundschulbildung nicht weit genug. Tatsächlich erstreckt sich die Milliarde über fünf Jahre, in denen jeweils 200 Millionen Euro fließen. Mit einer neuen Vereinbarung 15a für Kindergärten gewährt der Bund den Ländern über die fünf Kindergartenjahre 2022/23 bis 2026/27 jährlich 200 Mio des Landes) sowie die unentgeltliche Bereitstellung des obligatorischen Kindergartenjahres. Darüber hinaus können die Bundesländer ungenutzte Mittel aus der letzten dreijährigen Vertragslaufzeit weiterverwenden.

Polaschek erkennt “Riesenschlag”, kritisiert die Opposition

Während ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek einen „großen Erfolg“ feierte, kritisierten Teile der Opposition ihn scharf. SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler sprach von einer verpassten Chance und einem Betrug. Tatsächlich sind es nur 57 Millionen Euro mehr als jetzt, und die Inflation wird es auffressen. Auch für NEOS-Bildungsbeauftragte Martina Künsberg Sarre sind die Beträge zu gering. Warum Österreich bei Trainingseinheiten und Mannschaftsstärken ganz unten liegt. Es würde viel Geld kosten, um es zu decken. Inzwischen stehen auch mehr Mittel für die Pflichtschulen zur Verfügung. Mit einer Aufstockung der Mittel soll der Ausbau der administrativen und psychosozialen Betreuung in Schulen sowie in Ganztagsschulräumen vorangetrieben werden. 2,33 Millionen Euro sind für den Rest des Jahres 2022 vorgesehen, 45,84 Millionen Euro für 2023 und 22 Millionen Euro jährlich von 2024 bis 2026.

Nehammer entschuldigt sich

Zu Beginn der Nationalratssitzung nahm Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Fragestunde teil und entschuldigte sich dafür, dass seine Stellvertreterin Claudia Plakolm (ÖVP) zuletzt nicht angemessen auf eine dringende Anfrage der FPÖ reagiert habe.

Inflation: Nehammer verteidigt staatliche Maßnahmen

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat in einer Fragerunde am Freitag im Nationalrat die von der Regierung beschlossenen Anti-Inflations-Maßnahmen verteidigt. Die Opposition hat die Regierungsparteien zum Handeln aufgefordert und glaubt, dass sehr wenig getan wird. Hintergrund von Nehammers Entschuldigung waren die Ereignisse während der Nationalratssitzung vom 15. Juni. Die FPÖ wollte Fragen zu den Finanzen der ÖVP-Partei und den Türkei-Skandalen im Zusammenhang mit dem “Notstand” von Nehammer stellen. Die Anfrage wurde nicht von Nehammer selbst beantwortet, sondern von Vizeminister Plakolm. Er reagierte in den meisten Punkten nicht auf die Anfrage, was die Opposition verärgerte. Nehammer sagte am Freitag, dass die Antworten später schriftlich eingereicht würden. Es ist nicht Placolms Schuld, er übernimmt die Verantwortung. Dagegen verteidigte die Kanzlerin die Kassenfusion, die zuletzt nach einem kritischen Bericht des Rechnungshofs für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Dass es zunächst statt der angekündigten “Milliarde Patienten” zu Mehrkosten gekommen sei, könne nicht bestritten werden, sagte Nehammer. Allerdings befürwortet der Regierungschef die „Effizienzreform“, weil es für solche Projekte immer hohe Anschubfinanzierung gebe und erst dann die Effizienzsteigerungen, die Einsparungen bringen.

Nehammer weiter gegen die Preisobergrenze

Preisobergrenzen, etwa beim Sprit, hat Nehammer zuletzt abgelehnt. Bisher hat sich dies bei der Bekämpfung der Inflation in den Ländern, die es versucht haben, nicht als wirksam erwiesen. Die Einschätzung der Kanzlerin zum Ukraine-Krieg fällt düster aus. Nehammer sprach einmal mehr über die Kriegslogik von Präsident Wladimir Putin, der das Ende des Krieges erst sehe, wenn das Ziel der Aggression erreicht sei. Die Kanzlerin warnte auch davor, sich immer näher an den Rand eines Dritten Weltkriegs zu bewegen. Daher müssen die Diskussionsebenen offen bleiben. öffentliche Diskussion

Die Preise steigen: Wo soll die Politik anfangen?

Vereinfachter Quereinstieg in den Lehrberuf

Der erste Beschluss am Freitag war jedoch eine Änderung des Dienstgesetzes, die den Einstieg in den Lehrerberuf erleichtert. Die Bezahlung der Sommerschule wurde ebenfalls verbessert. SPÖ und FPÖ nutzten den Tagesordnungspunkt für Frontalangriffe auf die Bundesregierung, SPÖ-Mandarin Selma Yildirim äußerte sich schlecht und forderte unter anderem die Wiedereinführung des Pragmatismus und die Einführung der Beamtenteilzeit. Vizekanzler und Minister für Öffentlichen Dienst Werner Kögler (Grüne) reagierte gelassen. Als gemeinsames Ziel nannte er die Attraktivität des öffentlichen Dienstes: „Wir müssen uns treffen und nicht alles über die Krise erklären.“

Das Gründungsgesetz der TU Linz wurde verabschiedet

Beschlossen wurde auch die neue Technische Universität (TU) in Linz, die ab 2023/24 unter dem Titel „Institute of Digital Sciences Austria“ („IDSA“) den Betrieb aufnehmen soll. Das Gründungsgesetz wurde von ÖVP, Grünen und FPÖ gebilligt. Bildungsminister Polaschek sah darin „einen wichtigen Beitrag zur innovativen Weiterentwicklung der österreichischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft“, wie er in der Debatte betonte. Der endgültige Ausbau der neuen Einrichtung soll erst 2036/2037 mit 6.300 Studierenden erreicht werden. An Fördermitteln sind für IDSA für die Aufbauphase in den Jahren 2022 und 2023 18,4 Millionen Euro geplant, die vollständig aus der Ressortreserve des Wissenschaftsministeriums gedeckt werden. Ab dem Studienjahr 2023/24 wird die neue Universität nicht mehr allein vom Bund, sondern gemeinsam mit dem Land Oberösterreich finanziert.

Inflation: Bonus für Selbständige

Am Donnerstag wurde derweil ein Bonus für Selbständige zum Inflationsausgleich eingebaut. Anspruch auf den Sonderkredit haben Versicherte nach dem GSVG oder BSVG mit einem Beitrag zwischen 566 und 2.900 Euro. Die Staffelung des Kredits beginnt bei einer Beitragsgrundlage von 566 Euro bis 160 Euro, bei Beitragsgrundlagen zwischen 1.200 und 2.100 Euro soll die Höhe des Kredits 500 Euro betragen. Bis 2.900 Euro, dann wieder ab 100 Euro. Am Donnerstag wurde eine Verschärfung des Parteiengesetzes beschlossen. So erhält der Rechnungshof künftig Einsicht in die Parteienfinanzen, auch die Offenlegungspflichten werden umfangreicher. ÖVP und Grüne sehen das neue Gesetz als „Meilenstein“ – Oppositionsfraktionen waren skeptischer. Außerdem wurden Teile der Gesundheitsreform beschlossen und das offizielle Ende der Impfpflicht und Vollschieferböden besiegelt. Auch eine Novelle des Wohnungsgesetzes (UbG) wurde verabschiedet: Die Reform soll der Sozial-, Gesundheits- und Rechtspolitik helfen, insbesondere psychisch Erkrankten eine bessere psychiatrische Versorgung zu ermöglichen.

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