Von Stefanos Petros
Erst das Wahlchaos, jetzt der Ärger um mögliche Neuwahlen. Am Donnerstagnachmittag ging die Bombe hoch: Der Bundestagswahlausschuss empfiehlt eine Neuwahl in weiten Teilen Berlins! Darauf einigten sich die Vertreter des Ausschusses und die parlamentarischen Geschäftsführer des Ampelverbandes. Allerdings: Die Grünen und die FDP sind überrascht, dass der SPD-Vorsitzende Johannes Fechner (49) die Entscheidung im „Spiegel“ umgehend abtat und von 400 betroffenen Wahlkreisen sprach. „Das war nicht abgesprochen“, sagte ein Koalitionspartner der BZ. “400 Regionen sind nur das Maximum”. Johannes Fechner tritt dem Wahlprüfungsausschuss der SPD bei Foto: Picture Alliance Die BZ beantwortet die wichtigsten Rückruffragen: ► Wer entscheidet darüber? Die Entscheidung der Ampelvertreter im Gremium ist lediglich eine Empfehlung. Es muss erst rechtssicher geschrieben werden und dann in den Bundestag gehen. Im Oktober muss er eine Entscheidung treffen. Gegen ihn kann Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht erhoben werden. ► In wie vielen Wahlkreisen findet eine Wiederholung tatsächlich statt? Dies hängt von der Schwere des Schadens ab. Nach Angaben des Ampelbündnisses sind maximal 429 von 2.300 Wahllokalen betroffen – in den Bezirken Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Reinickendorf. Es muss z.B. B. ob eine kurzzeitige Schließung des Wahllokals ein Hindernis für die Stimmabgabe oder lediglich eine Unannehmlichkeit war. Die CDU/CSU will sogar Neuwahlen in 1200 Wahlkreisen! ► Wann ist der neue Wahltermin? Experten rechnen damit frühestens im März/April nächsten Jahres. ► Wird es wieder Wahlkampf geben? Ja, aber wohl nur in den betroffenen Wahlkreisen. Bei einer Wiederwahl bleiben die Namen auf dem Stimmzettel unverändert. So berichtete die BZ am Tag nach dem Wahlchaos Foto: BZ ► Beeinflusst die Bundestagswahl die Abgeordnetenhauswahlen? Sehr wahrscheinlich – und auch vom Bundestag gewollt. Dort wollen sie Druck auf das Berliner Verfassungsgericht ausüben. Ende September verhandelte er auf Landesebene über die Einsprüche gegen die Wahlen. Er könnte eine teilweise oder vollständige Wiederholung bestellen. ► Wer profitiert vom Rückruf? In den Umfragen führen derzeit die Grünen – doch aufgrund der Energiekrise könnte dies bald ein Ende haben. “Wenn die Reserven zur Neige gehen und Habeck keine Alternativen zulässt, wird die Stimmung umschlagen”, glauben Oppositionspolitiker. ► Wie sind die Reaktionen der Berliner Politiker? CDU, FDP und AfD begrüßen mögliche Wiederwahl. Die SPD ist sehr zögerlich, obwohl sie die Entscheidung auf Bundesebene unterstützt: “Die Berliner SPD beteiligt sich nicht an Spekulationen und wartet die endgültigen Entscheidungen ab.” Pascal Meiser (47, links): „Sollte es zu Neuwahlen kommen, werden wir alles daran setzen, unser Ergebnis so zu verbessern, dass wir bundesweit noch die symbolträchtige Marke von 5 % erreichen.“ Die Grünen sagen: “Eine systematische, genaue und regelmäßige Untersuchung der Vorfälle kann ein Stück Vertrauen in die demokratischen Institutionen wiederherstellen.”