Die britische Tory-Partei will bis zum 5. September einen Nachfolger für Premierminister Johnson ernennen, der seinen Rücktritt angekündigt hat. Bewerber müssen sich einem komplexen Auswahlverfahren stellen. Bisher haben sich elf Interessenten beworben.
Der Nachfolger des scheidenden britischen Premierministers Boris Johnson wird am 5. September bekannt gegeben. Das teilte die regierende konservative Tory-Partei in London mit. Johnson hatte nach einer parteiinternen Revolte und Massenaustritten im Regierungsapparat, die auch das Ende seines Regierungsamtes bedeuteten, am vergangenen Donnerstag seinen Rücktritt als Parteichef angekündigt. Er kündigte außerdem an, dass er bis zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden auf seinem Posten bleiben werde.
Komplizierter Abstimmungsprozess
Wer sich um die Nachfolge von Johnson bewerbe, müsse nicht nur acht, sondern mindestens 20 Unterstützer aus der eigenen Fraktion haben, um am Auswahlverfahren teilnehmen zu können, sagte der Vorsitzende der Wahlkommission, Graham Brady. Bewerbungen werden den ganzen Dienstag über entgegengenommen.
“Ich hoffe es geht schnell”
Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche finden die ersten beiden Wahlgänge in der Fraktion statt. Nur wer mindestens 30 Stimmen von konservativen Abgeordneten erhält, übersteht die erste Runde. Brady zeigte sich zuversichtlich, dass die Zahl der Bewerber auf zwei reduziert werden könne. „Ich hoffe, dass es relativ schnell geht“, sagte er.
Wenn nicht, wird der Vorgang wiederholt, bis nur noch zwei Kandidaten übrig bleiben. Bis zum 5. September müssen die Parteimitglieder dann per Briefwahl entscheiden, welcher der beiden verbleibenden Kandidaten Johnson als Tory-Führer und damit Premierminister nachfolgen wird.
Elf Kandidaten
Bisher haben sich elf Politiker als Bewerber registriert. Zu den Favoriten gehören Rishi Sunak und Sajid Javid, deren Rücktritte als Finanz- und Gesundheitsminister eine Welle von mehr als 60 Regierungsrücktritten auslösten. Auch die stellvertretende Außenministerin Liz Truss bewirbt sich um die Nachfolge von Johnson.
Johnsons dreijährige Amtszeit ist geprägt vom Brexit, dessen Umsetzung eines seiner wichtigsten Wahlversprechen war, den Folgen der Corona-Pandemie sowie zahlreichen Affären und Skandalen, die letztlich zum politischen Ende des umstrittenen Premierministers führten.