17.07.2022, 23:44 Uhr

Im März drang Marina Ovzyaninikova mit einem Protestplakat in eine Nachrichtensendung des staatlichen russischen Fernsehens ein. Am vergangenen Freitag forderte er den Kreml erneut heraus. Fotos zeigen nun, wie der Journalist von Sicherheitskräften in Moskau verschleppt wird. Nach einer zweiten Protestaktion gegen Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ist offenbar die Fernsehjournalistin Marina Ovsyannikova festgenommen worden. Auf ihrem Telegram-Kanal wurden am Sonntag Fotos gepostet, die zeigen sollen, wie die Polizei sie in einen Kleinbus trägt. Über die Festnahme berichten auch das Bürgerrechtsportal „OVD-Info“ in Moskau und die Organisation Cinema for Peace in Deutschland. Der ehemalige Mitarbeiter des russischen Ersten Kanals wurde zur Krasnoselsky-Polizeiwache in Moskau gebracht. Ihr Anwalt bestätigte die Festnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Ria-Nowosti. Ovzianikova hat am Freitag ein Video und Fotos gepostet, auf denen sie mit einem Protestplakat vor dem Kreml steht. “Putin ist ein Mörder”, heißt es auf dem Plakat, “seine Soldaten sind Faschisten”. 352 Kinder wurden bereits in der Ukraine getötet. “Wie viele Kinder müssen noch sterben, bevor du aufhörst?” Wann die Fotos aufgenommen wurden und wie lange Ovsyannikova am Ufer der Moskwa stand, ist unklar. Normalerweise stoppt die russische Polizei solche Demonstrationen innerhalb von Minuten. Im März erlangte Ovsyannikova mit einem Protest im russischen Staatsfernsehen weit über die Grenzen Russlands hinaus Berühmtheit. Damals ging der Reporter mit einem Plakat live, auf dem stand: „Stoppt den Krieg. Glauben Sie der Propaganda nicht. Sie werden hier belogen.“ Dafür erhielt der bis dahin als serientreu geltende Chefredakteur weltweite Anerkennung. In Russland wurden sie mit einer Geldstrafe belegt. Nach der Aktion lebte er einige Zeit im Ausland und berichtete für die deutsche Zeitung „Welt“.