Am Freitag vor der Festnahme postete Ovsyannikova Fotos von sich während ihres zweiten Akts im Onlinedienst Telegram. Solche öffentlichen Äußerungen sind in Russland als Veröffentlichung „falscher Informationen“ und „Hybridisierung“ des Militärs strafbar. Sie können zu langen Haftstrafen verurteilt werden. Dafür erhielt der bis dahin als serientreu geltende Chefredakteur weltweite Anerkennung.
Über seinen Verbleib liegen keine Informationen vor
„Marina wurde festgenommen. Es gibt keine Informationen über ihren Verbleib“, schrieb ihr Team auf dem Telegram-Kanal der Journalistin. Am Sonntag wurden auf dem Kanal auch Fotos gepostet, die angeblich zeigen, wie die Polizei sie in einem Kleinbus abtransportiert. Auch das Bürgerrechtsportal „OVD-Info“ in Moskau und die Organisation Cinema for Peace in Deutschland meldeten die Festnahme. Der ehemalige Mitarbeiter des russischen Ersten Kanals wurde zur Krasnoselsky-Polizeiwache in Moskau gebracht.
Nach ihrer ersten Aktion ging Ovsyannikova ins Ausland
Nach der ersten Aktion im März wurde der Journalist kurzzeitig von der Polizei festgenommen, später aber wieder freigelassen und mit einer Geldstrafe belegt. International erntete Ovsyannikova viel Lob und Unterstützung, aber auch von der russischen Opposition gab es kritische Stimmen. Einer der Kritikpunkte war, dass Ovsiannikowa jahrelang für den Radiosender Perwy Kanal gearbeitet habe, den die Opposition für das faktische Sprachrohr des Kreml hält. Nach ihrem Protest verbrachte Ovsjannikova mehrere Monate im Ausland und arbeitete kurzzeitig für die deutsche Zeitung „Die Welt“. Anfang Juli kündigte sie ihre Rückkehr nach Russland an, um ihren Sorgerechtsstreit zu lösen.