Sylt erlebt die erste Demonstration der Vermögensumverteilung

Ab: 18:47 Uhr|  Lesezeit: 2 Minuten 
Schöne Kulisse für eine Demonstration – die Versammlung ging von Westerland nach Kampen 

Quelle: dpa Sylt gilt als die Insel der Reichen. Es ist kein Zufall, dass linke Aktivisten die langgestreckte Nordseeinsel als Ziel des Protests gegen das wachsende Wohlstandsgefälle auserkoren haben. Mit einem Marsch auf der bei Vermögenden besonders beliebten Nordseeinsel Sylt demonstrierten linke Aktivisten am Samstag für mehr soziale Gerechtigkeit. An der Protestaktion beteiligten sich nach Polizeischätzungen rund 400 Personen, meist junge Menschen, die mit der Bahn angereist waren, hauptsächlich aus norddeutschen Regionen. Die Veranstalter selbst sprachen von etwa 500 Teilnehmern. Der Marsch von Westerland nach Kampen verlief den Angaben zufolge friedlich. Der Zug der Demonstranten startete gegen 14.30 Uhr mit etwa einer Stunde Verspätung. Die Polizei war auf der Insel sichtbar präsent. Zum Abschluss der Tagesaktion war für den Abend ein Konzert im Westerland geplant. „Wer hat, der gibt“ lautet der Slogan der Aktion, auf einem weiteren Schild steht „Sylt ist fälich“. Quelle: dpa Das „Wer hat, wer gibt“-Bündnis hatte zu der Protestaktion aufgerufen, Forderungen nach einer Umverteilung des Reichtums zu verstärken. „Auf Sylt jubeln die Reichen über nicht erbrachte Leistungen und erben nicht verdientes Geld“, heißt es in dem online gestellten Aufruf. Anderswo ist die Armutsgrenze auf einem Rekordhoch und explodierende Preise treiben immer mehr Menschen in existenzielle Angst. Lesen Sie auch “Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten”, stand auf einem Transparent, das an einem Lastwagen an der Spitze des Zuges angebracht war. Hohe Kostensteigerungen für Energie, Treibstoff und Lebensmittel haben in jüngster Zeit die politische Debatte über wachsende Armut und soziale Verantwortung wiederbelebt. Das Aktionsbündnis fordert eine einmalige Vermögenssteuer zur Deckung der Kosten der Corona-Krise, die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und eine Anhebung des Spitzensteuersatzes für besonders Gutverdiener. Internationale Steueroasen müssen abgeschafft, große Erbschaften und Schenkungen stärker besteuert werden. Lesen Sie auch Für viele ist Sylt mit seinen teils exklusiven Ferienhäusern gleichbedeutend mit Einsamkeit und Reichtum. Mit der Hochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) stand die Insel Anfang Juli erneut im Rampenlicht. Zu dieser Zeit war eine Gruppe Punks mit der Absicht angekommen, die Feier zu stören. Doch laut Polizei hatten sie sich für ihren lautstarken Protest das falsche Hotel ausgesucht. Der Bürgermeister von Sylt hatte vor der Demonstration darauf hingewiesen, dass auf der Nordseeinsel viele normale Menschen – und nicht nur die Reichen – leben. In den vergangenen Monaten habe er es mit unbekannten Gruppen zu tun gehabt, viele Punks seien mit billigen Bahntickets auf die Insel gekommen.