Die ukrainische Armee kündigte einen Gegenangriff in dem von russischen Truppen besetzten Teil der Region Cherson an. Laut US-Geheimdiensten will der Iran Russland mit Drohnen unterstützen.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs läuft ein Gegenangriff von Seiten der südukrainischen Region Cherson, die von russischen Truppen gehalten wird. In der Stadt Nowa Kachowka in der Region sei ein Waffendepot angegriffen worden, teilte das Südkommando über Nacht auf Facebook mit. Etwa eine Haubitze und Wehrtechnik wurden zerstört. Außerdem “verlor” der Feind mehr als 50 Soldaten.
Russland meldet Tote und Verletzte
Die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti bestätigte den Angriff und meldete am Morgen unter Berufung auf das in Nowa Kakhovka stationierte pro-russische Kommando mindestens sieben Tote, vier Vermisste und mindestens 60 Verletzte. Auf dem Onlinedienst Telegram kündigte der Leiter der russischen Militär-Zivilverwaltung des Ortes, Wladimir Leontjew, an, dass er mit steigenden Todeszahlen rechne.
Viele Menschen wurden unter den Trümmern begraben – Hunderte Häuser wurden beschädigt. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Laut russischen Geheimdiensten soll beim ukrainischen Angriff auf Nova Kahovka ein zuletzt aus den USA beschaffter HIMARS-Raketenwerfer eingesetzt worden sein. Auch dies konnte zunächst jedoch nicht verifiziert werden.
HIMARS-Raketenwerfer können mehrere präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in einer Entfernung von bis zu 80 Kilometern abfeuern. Sie ermöglichen es der ukrainischen Armee, die russische Armee aus größerer Entfernung anzugreifen, ohne sich in Reichweite der russischen Artillerie selbst zu befinden. Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern von offiziellen Stellen der russischen und ukrainischen Konfliktparteien können nach derzeitiger Lage nicht direkt von einer unabhängigen Stelle überprüft werden.
Die Ukraine will Gebiete zurückerobern
Die Ukraine wehrt sich nun seit viereinhalb Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg. Kiew hat zuletzt mehrfach angekündigt, inzwischen verlorene Gebiete zurückerobern zu wollen – auch mit Hilfe westlicher Waffen. Die Region Cherson wird weitgehend von russischen Truppen kontrolliert. Die Region grenzt an die Halbinsel Krim, die 2014 von Russland annektiert wurde.
Nach ausgedehnten Luftangriffen mit mehr als 30 Toten bereitet sich die Ukraine auf neue Angriffe russischer Bodentruppen vor. Der ukrainische Generalstab sagte, der massive Beschuss sei eine Vorbereitung auf neue Angriffe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, seit Samstag seien 34 Luftangriffe durchgeführt worden. Die Moskauer Regierung bestreitet weiterhin, Zivilisten anzugreifen. Überblick über den Krieg in der Ukraine
USA: Russland bekommt hunderte Drohnen aus dem Iran
Nach Angaben der USA bereitet der Iran die Lieferung von bis zu mehreren hundert Drohnen an Russland vor. Unter ihnen seien solche, die bewaffnet werden könnten, sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. „Unsere Geheimdienste deuten auch darauf hin, dass der Iran sich darauf vorbereitet, russische Einheiten im Umgang mit diesen Drohnen auszubilden“, sagte Sullivan. “Die ersten Trainingseinheiten könnten bereits im Juli beginnen.”
Laut Sullivan ist unklar, ob der Iran bereits Drohnen nach Russland geliefert hat. Der Nationale Sicherheitsberater wies darauf hin, dass die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen bereits iranische Drohnen einsetzen, um Saudi-Arabien anzugreifen.
Auch die Ukraine setzt Drohnen ein
Drohnen spielen im Ukrainekrieg eine wichtige Rolle, sei es bei Raketenangriffen, dem Abwurf kleiner Bomben oder der Feindaufklärung. Die Ukraine setzt unter anderem mit großem Erfolg türkische Bayraktar-Kampfdrohnen gegen die russischen Streitkräfte ein. Auch die USA und andere Staaten haben Drohnen an die Ukraine geliefert.
Update zum Krieg in der Ukraine
Rebecca Barth, WDR, 12.7.2022 6:27 Uhr