Direkt am Gas

Die flache Drehmomentkurve sorgt dafür, dass das maximale Drehmoment von 500 Nm bereits unterhalb von 2000 U/min zur Verfügung steht. Dadurch sprintet der M240i fast sofort nach vorne. Das Turboloch ist beim sportlicheren 2er Coupé etwas geringer als das, was man von M3 und M4 kennt. Hier zahlt sich aus, dass der B58-Motor mit einem Twin-Scroll-Turbolader anstelle der zwei Einzelturbolader des S58-Motors ausgestattet ist. Dadurch lässt sich das M240i extrem leicht drosseln und reagiert reaktiv auf spontane Pedaltritte. Die Achtgang-Automatik ist die einzige Option für das kleine Sportcoupé – man kann nicht mehr manuell schalten. Das mag für manche enttäuschend sein, aber es braucht immer noch Argumente, um Puristen davon zu überzeugen, einen M2 zu kaufen. Und das ZF-Getriebe funktioniert einwandfrei, nur die Steuerung ist noch verbesserungswürdig. Hier lässt sich die Elektronik beim Beschleunigen Zeit, bevor sie eine Rückschaltung einleitet. Glücklicherweise ist ein manueller Eingriff mit den beiden Schaltwippen am Lenkrad möglich. Im Sport- oder Sport-Plus-Modus hingegen spricht das Getriebe spontan und fast so schnell an wie ein Doppelkupplungsgetriebe. So kompakt die Abmessungen des 2er Coupé auch sein mögen, die Masse des großen Motors lässt sich beim Fahren nicht verbergen. Das Gefühl, einen großen Dreiliter unter der Haube zu haben, ist immer präsent. Es ist ein Gefühl, das ein kleiner Reihenvierer nicht liefern kann, egal wie viel Liter er zu bieten hat. Serienmäßig schickt der M240i sein Drehmoment an alle vier Räder, mit klarer Priorität an die Hinterachse. Die Vorderachse wird nur dann aktiviert, wenn die Hinterachse Probleme hat, das Drehmoment auf den Asphalt zu übertragen. Das hilft beim Start ins Rennen mit Launch Control, aber auch in den Kurven. Auf diese Weise verzeiht BMW auch zu frühes Überbeschleunigen in Kurven, ohne dass der Hintermann zuerst fährt. Statt Durchdrehen erfolgt eine Drehmomentverlagerung auf die Vorderachse, bis ein kontrolliertes Untersteuern einsetzt. BMW kennt seine Kundschaft und ihren nervösen rechten Fuß – aber das heißt nicht, dass der M240i keinen Spaß macht. Trotz seiner relativen Größe fühlt sich der Bayer auf kurvigen Straßen besonders wohl. Bevor die Regelung einsetzt, gibt es trotz Allradantrieb noch ein nervöses Zucken in der Hinterachse beim Drücken des Stempels. Nichts Drastisches, nur ein Zeichen dafür, dass an den Hinterrädern noch reichlich Drehmoment anliegt. Und dann ist der Ton zu hören. Man kann es nicht mehr loben, aber der Reihensechser klingt wirklich gut, weil er wirklich natürlich ist. Der Ton muss nicht künstlich erzeugt oder verstärkt werden, sondern ist immer noch ein Nebenprodukt des Verbrennungsprozesses. So was.

Besser als der M2?

Ebenso erfreulich ist das Fahrwerk. Die aufwendig konstruierte Vorderachse mit Doppelquerlenkern und Zugstreben sorgt für ein sauberes und präzises Einlenken auf kurvigen Landstraßen. Das gewölbte Lenkrad liegt gut in der Hand und die Rückmeldung von der Straße ist unmittelbar. Trotz seiner kompakten Abmessungen fühlt sich das Auto wuchtig an, wenn es über einen Bergpass gejagt und von einer Kurve in die andere geschleudert wird. Was natürlich auch damit zu tun hat, dass er wuchtig ist – 1,7 Tonnen sind kaum zu verstecken. Auch auf Langstrecken überzeugt das 2er Coupé, denn da kommt die Tatsache zum Tragen, dass es eigentlich gar nicht so klein ist. Der lange Radstand sorgt für einen ruhigen Geradeauslauf, so bleiben längere Autobahnfahrten – auch bei höheren Geschwindigkeiten im grossen Kanton – stressfrei, was in der Kompaktklasse keine Selbstverständlichkeit ist. Das Fahrwerk ist stabil, der Kontakt zur Straße direkt, aber dennoch ausgewogen. Das Gefühl, zu hart gestimmt zu sein, stellt sich nicht ein. Wir wagen also die Prognose, dass das 2er Coupé ein deutlich besseres Alltagsauto sein wird als der künftige M2. Um die Balance zwischen Sport- und Alltagseinsatz zu meistern, verfügt der M240i über hervorragende Sitzplätze in der ersten Reihe. Die voluminöse Polsterung schmiegt sich eng an den Körper und bietet ordentlich Seitenhalt – und damit die perfekte Voraussetzung für einen sportlichen Wochenendausflug. Die Investition reicht aber auch um Kilometer auf der Autobahn zurückzulegen. Trotz der flachen Dachlinie ist die Kopffreiheit ausreichend, sodass sich auch große Menschen nicht eingeengt fühlen. Die Sitzposition ist sportlich tief im Fahrzeug, wer aussteigen will, muss also etwas sportlich sein. Die Rücksitze brauchen noch mehr Beweglichkeit. Dabei behält der 2er seinen Coupé-Charakter und bietet weder Kopf- noch Beinfreiheit, die für Erwachsene ausreichen würden. Theoretisch würde die zweite Sitzreihe sogar drei Sitzplätze bieten, aber in der Praxis ist der mittlere Sitzplatz nicht einmal für Kinder geeignet. Mit einem Fassungsvermögen von 390 Litern ist der Kofferraum ebenfalls ein Coupé, allerdings lassen sich die Rücksitze in zwei Teile klappen, um größere Gegenstände transportieren zu können. Wem das Interieur bekannt vorkommt: Auch hier sind die Parallelen zum großen Bruder der 4er-Reihe unübersehbar. Damit meinen wir nicht, dass es ähnlich ist, weil es vom gleichen Hersteller ist, sondern: es ist identisch, als wäre es das gleiche Auto.

Der Big Brother-Vergleich

Die volldigitale Instrumententafel wird durch einen zentralen Infotainment-Bildschirm ergänzt. Beide scheinen gut dimensioniert und nicht unausstehlich groß zu sein. Außerdem gibt es ein Head-up-Display. Die Materialien sind ebenso hochwertig wie die vier mit schönen Details wie blau, weiß und rot beleuchteten Türverkleidungseinsätzen. Das optionale Leder für die Sitze (Standard ist nur Stoff…) überzeugt durch seine Wertigkeit. Nur die Knöpfe am Lenkrad mit ihren charakteristischen Buchstaben wirken nicht mehr modern genug. Die Sprachsteuerung funktioniert gewohnt gut und ist damit deutlich besser als die meisten Konkurrenten, mit Ausnahme von Mercedes. Ansonsten beinhaltet der 2er alle relevanten Systeme vom Abstandsregeltempomaten bis zum Spurhalteassistenten. Wer sich bei den Systemeinstellungen austoben möchte, kann von Fahrwerkseinstellungen über ESP bis hin zu Assistenten alles nach seinen Wünschen anpassen. Kann das M240i mit dem rund CHF 15’000 teureren grösseren M440i mithalten? Der 4er basiert auf dem gleichen Motor, dem gleichen Fahrwerk, einem identischen Innenraum und nicht wesentlich mehr Platz. Während das Coupé der 2er-Reihe für sein aktives Fahrverhalten und seine kompakten Abmessungen geschätzt wird, ist die 4er-Reihe überwiegend repräsentativ. Es ist alles eine Frage der Persönlichkeit. Gleiches gilt für den Vergleich mit der Konkurrenz. Der Audi RS3 und der AMG A45 gehen einen anderen Weg und bieten aufgrund der Karosserie eine höhere Alltagstauglichkeit. Aber auch ein größerer Kompromiss – was nicht bedeutet, dass es am Ende das beste Gesamtpaket ist.