In seiner 30-minütigen Rede vor rund 800 Unterstützern und Unterstützern im Kongresszentrum, darunter 362 stimmberechtigte Delegierte, zeigte sich Mattle von einem Sieg bei der Landtagswahl überzeugt. „Wir werden erfolgreich sein“, sagte er. Mattle, der seit Mai 2021 der Landesregierung angehört, forderte dringend größtmögliche Unterstützung bei der Präsidentschaftswahl: „Wenn es heute gut läuft, wird das die Wahl beflügeln.“ Nur wenn die Partei geeint sei, könne sie die Wahlen mit einem “guten Ergebnis” gewinnen. Dann können Sie eine „Wahlbewegung“ aufbauen, die viele Tiroler überzeugen wird. Zum größten Teil präsentierte Mattle eine sehr realistische und nachdenkliche Herangehensweise an seine Rede, die er manchmal ziemlich frei hielt. Dabei berührte er viele für Tirol wichtige Politikbereiche – von Energie über Transit bis Wohnen und den „Wolf“. Ein zentrales Element sei die sogenannte „Energiewende“: „Das ist die ultimative Chance für Tirol.“ Er bekennt sich klar zum Ausbau der Wasserkraft: „Das ist die natürliche Ressource Tirols.“ Das Bundesland habe zudem „das Potenzial, Weltmeister beim Ausbau von Photovoltaikanlagen zu werden“. Alle Tiroler sollten ihren Teil dazu beitragen und sie nach Möglichkeit auf ihren Dächern installieren. Das potenzielle künftige Tiroler Landesoberhaupt bekräftigte hingegen, dass Windkraft nur eine „mäßige Möglichkeit“ sei. Größten Applaus erhielt Matl für seine Ankündigung zum Tiroler Dauerfall „Wolf“: „Großraubtiere haben in Tirol nichts zu suchen.“ Um dies zu gewährleisten, werde es auch notwendig sein, von Zeit zu Zeit “legal die Grenze zu überschreiten”, kündigte der aktuelle Landesparteivorsitzende an. Im Wohnungsbau unterstützte er unter anderem die Gründung von Immobiliengenossenschaften. In Bezug auf den Transit erklärte Mattle, dass in Tirol „der Verkehr insgesamt zugenommen hat, aber die Umweltverschmutzung zurückgegangen ist“. Transit sollte nicht nur mit „festen Nummern“ assoziiert werden. Insgesamt sei aber entscheidend, dass „Mobilität nicht gesundheitsgefährdend ist und Natur und Infrastruktur nicht schädigt“. Mattle gab erwartungsgemäß keine Koalitionserklärung ab. Er forderte die Partei auf, offen und tolerant zu sein. Mehrheiten benötigen „notwendige Bandbreite“. Vor Mattles Rede war als Parteivorsitzender eine emotionale Platte verabschiedet worden. Das Staatsoberhaupt war kaum der führende schwarze Aktivist. Der 68-Jährige habe aus dem Parteitag “massiven Rückenwind” für die Mattle-Nachfolge geschaffen. Dies ist entscheidend, um mit voller Kraft in die Wahlen gehen zu können. Mattel bringt alles mit, was Sie brauchen. Der Opposition geht es nur darum, „die ÖVP rauszuholen“, egal mit welchen Mitteln. Man muss tun, was man kann, um damit umzugehen, sagt Platter. „Alle werden versuchen, die ÖVP in diesem Wahlkampf zu schwächen. Und wir werden dafür sorgen, dass sie scheitern.“ Am Ende war Platter besonders gerührt. “Was ist übrig?” er fragte sich. Er ist kürzlich in der Stadt Zams auf den Berg gestiegen und hat gedacht: „Das haben wir gut gemacht. „Es war mir jeden Tag eine Ehre, Landeshauptmann von Tirol zu sein. Passen Sie auf mich auf – das Land Tirol und unsere Volkspartei.“ Wichtigster Gast des Parteitags war der Bundeskanzler und Vorsitzende der ÖVP-Bundespartei Karl Nehammer. In einem Interview auf der Bühne lobte er Mattle für den grünen Klee. Er sei “mehr als beeindruckt”, zu hören, dass Mattle die Nachfolge von LH und Parteivorsitzendem Günther Platter antreten soll. Denn er habe schon “unglaubliche Herausforderungen” zu meistern, sagte Nehammer mit Blick auf das Lawinenunglück von Galtür 1999. Der 59-jährige Matl ist der zwölfte Präsident in der Geschichte der Volkspartei Tirol. Zu seinen Stellvertretern wurden die Europaabgeordnete Barbara Thaler (97,19 %), die stellvertretende Landtagspräsidentin Sophia Kircher (95,79 %), die Landesbäuerin Helga Brunschmid (96,94 %) und der Oberlienzer Bürgermeister Markus Stotter (97,24 %) gewählt. Einer aktuellen Umfrage zufolge liegt die seit Jahrzehnten regierende und erfolgsverwöhnte Landespartei derzeit nur noch bei rund 30 Prozent. Bei der Landtagswahl 2018 hatte die ÖVP unter Platter noch 44,26 Prozent. Mattle wolle sein potenzielles neues Team im August schrittweise vorstellen, machte er am Mittwoch deutlich. Der Tiroler Ex-EU-Kommissar und Parteimagnat Franz Fischler hatte schon einige Ratschläge parat. „Um erfolgreich zu sein, muss Mattle ein komplett neues Führungsteam aufbauen“, sagte er der Tiroler Tageszeitung (Samstagausgabe). In einer solchen medialen Welt könnten nur neue Gesichter neue Inhalte vermitteln. Fischler war einer der Ehrengäste auf dem Parteitag. Neben Nehammer waren Generalsekretärin Laura Sachslehner, Landesministerin-Stellvertreterin Claudia Plakolm, die beiden Tiroler in der Bundesregierung – Landeshauptmann-Stellvertreter Florian Tursky und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig -, die ehemaligen Landeshauptleute Wendelin Weingartner und Herwig van Staa sowie der Landeshauptmann dabei Südtirols Arno Kompatscher (SVP). Reaktion auf den ÖVP-Parteitag kam von NEOS. „Ich freue mich für Tony über den Vertrauensbeweis“, sagte Landesabgeordneter und Spitzenkandidat Dominic Oberhofer. Gleichzeitig forderte er: „Mattle muss jetzt liefern. Er darf nicht den gleichen Fehler machen wie die Kanzlerin. Die ÖVP hat ein riesiges Korruptionsproblem, auch in Tirol. Der neue Chef muss sofort aufräumen. Die Partei vertraut ihm, das.“ Tiroler, die warten jetzt.“ Oberhofer forderte beispielsweise die sofortige Rückzahlung der von den ÖVP-Teilverbänden erhaltenen Corona-Hilfsgelder.