Die FPÖ hat sich nach langem Prozess am Dienstagabend für einen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl entschieden.  Und die Entscheidung kam ziemlich überraschend, denn die Partei schickt Walter Rosenkranz ins Rennen.  Fast niemand hatte den ehemaligen Präsidenten des Verbandes und jetzigen Ombudsmann in der Rechnung.          
     12.07.2022 19.19       
     Online ab heute, 19.19 Uhr

45 Minuten dauerte die Sitzung des Präsidiums der Bundespartei FPÖ am Dienstagabend laut amtlicher Aussendung. „Alle Teilnehmer der Versammlung baten darum, sich zu Wort zu melden und einstimmig für Dr. Ausgeliefert an Walter Rosencrantz. Wir freuen uns auf den Wahlkampf“, sagte Bundesparteivorsitzender Herbert Kickle in der Sendung. Jedenfalls war der 59-jährige Rosenkranz im ohnehin schon harten Rennen mit Amtsinhaber Alexander Van der Bellen weit vom Favoriten entfernt. In der Vorwahlzeit wurden Verfassungsrätin Susanne Fürst – laut Kickl „ein ganz heißes Eisen“ – und zuletzt Petra Steger, Nationalrätin und Tochter des liberalen Urgesteins Norbert Steger, genannt. Auch „Krone“-Kolumnist und Rechtsanwalt Tassilo Wallentin war im Gespräch. Berichten zufolge hat er sich laut oe24.at jedoch selbst aus dem Rennen zurückgezogen und erwägt nun eine eigene unabhängige Kandidatur.

Helma Poschner von der FPÖ-Zentrale

Walter Rosenkranz handelte gar nicht erst – warum wurde ihm die Entscheidung abgenommen? Helma Poschner berichtet.

Präsentation am Mittwoch

Am Mittwoch soll der Rosenkranz offiziell überreicht werden. Der niederösterreichische Jurist – der am 29. Juli 60 Jahre alt wird – war von 2008 bis 2019 Nationalratsabgeordneter und von 2017 bis 2019 Vorsitzender des FPÖ-Vorstandsklubs. Seit 2013 war er zudem Landesvorsitzender der FPÖ-Landespartei Niederösterreich bis 2019. Seit dem 1. Juli 2019 ist er Ombudsmann. Kremser ist übrigens nicht verwandt mit Barbara Rosenkranz, die 2010 als Hofburgkandidatin der FPÖ kandidierte und mit 15,24 Prozent damals das schwächste Ergebnis der inzwischen sechs liberalen Kandidaten erhielt.

Schwierige Umstände

Auch der aktuelle FPÖ-Kandidat dürfte es nicht leicht haben. Zum einen sitzt Van der Bellen fest im Sattel. Auf der anderen Seite wollen mindestens zwei weitere Kandidaten kandidieren, deren Programm inhaltlich liberalen Ansichten ähnelt: So hat sich der frühere BZÖ-Politiker Gerald Grosz ebenso gegen die CoV-Maßnahmen und die Sanktionspolitik gegen Russland ausgesprochen wie der Chef der impfkritischen MFG-Liste, Michael Brunner. Es wird nicht einfach, auch nur annähernd an das Ergebnis des letzten FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer heranzukommen. 2016 waren es 35,05 Prozent im ersten Wahlgang und 46,21 Prozent im zweiten Wahlgang. Rosencrantz ist in der Partei weitgehend unbestritten. Dennoch bezweifelten einige – sichtlich überraschte – Mitglieder der Freiheitsbewegung, ob er der richtige Kandidat sei.