Gegen ihn und den ehrenamtlichen Leiter der Technischen Einsatzzentrale (TEL) im Landkreis Ahrweiler ermittelt die Staatsanwaltschaft seit einem Jahr wegen Totschlags. Die Männer sollen die Bevölkerung zu spät gewarnt und mit Evakuierungen begonnen haben. 134 Menschen kamen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli im Ahrtal ums Leben.

Fast ein Dutzend Zeugen geben ein vollständiges Bild

Auch ohne Pföhlers Aussage zeichneten knapp ein Dutzend Zeugen, Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) und Nachbarn bei der Ausschusssitzung am Freitag ein umfassendes Bild davon, was der ehemalige Kreiskommandant am 14. Juli tat – und was er nicht tat. Er war am 14. Juli zweimal in der Bezirksverwaltung, jeweils nur für relativ kurze Zeit: am frühen Nachmittag und am Abend, als der Innenminister von Rheinland-Pfalz den Krisenstab im Untergeschoss der Bezirksverwaltung besuchte 19:20 Uhr. So beschrieb es Uwe Gebert, Hauptkommissar beim LKA in Mainz. Seine Aussage am Freitagnachmittag war auch ein Vergleich dessen, was Ermittler wissen und was die Grand Jury in den letzten Monaten von fast 150 Zeugen erfahren hat.

Dringender Antrag auf Ausrufung eines Katastrophenalarms

Gegen 14.00 Uhr informierte Erich Seul, Mitarbeiter der Kreisverwaltung, Pföhler über die Situation in der Kreisgemeinde Adenau. Es sind bereits viele Feuerwehrleute im Einsatz. Seul, beschrieben als die rechte Hand von Chalkidotes, ist seine Verbindung zu seiner Verwaltung während der Flut. Pföhlers Frau hatte der Polizei mitgeteilt, ihr Mann sei bis auf wenige Ausnahmen den ganzen Tag zu Hause gewesen. Am Nachmittag erfuhr Pföhler von Seul, dass zwei Impfstellen in der Umgebung von der Flut betroffen seien und Termine abgesagt würden. Gegen 17.00 Uhr wurde der Regionalkommandant vom Landesamt für Umwelt (LfU) über die dramatischen Hochwasserwarnungen informiert, laut Prognosen solle man “unglaubliche fünf Meter” erreichen. Am Nachmittag erfuhr Pföhler zudem von der dringenden Bitte eines Bürgermeisters, den Katastrophenalarm auszulösen. Diese Brücke über die Ahr in Ahrweiler wurde im Juli 2021 nach den Hochwasserschäden komplett zerstört. : Bild: dpa

“Er wusste, dass das Hochwasserrisiko sehr hoch war”

Immer wieder hat Seul, wie er vor einer Woche aussagte, dem ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschutzinspektor (BKI) Michael Zimmermann das Telefon übergeben, die TEL. es war miserabel. Worüber Zimmermann und Pföhler genau gesprochen haben, ist nicht bekannt – keiner der Angeklagten sprach mit der Polizei oder der Kommission. Nachdem Pföhler und Zimmermann dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD) bei seinem Besuch um 19.20 Uhr die Lage geschildert hatten, ging der Landeskommandant offenbar in sein Büro und erhielt eine vorbereitete Pressemitteilung. Gegen 20 Uhr wusste er, dass Hunderte von Einsatzkräften im Einsatz waren und es teilweise nicht mehr möglich war, Menschen zu retten. „Er wusste, dass das Hochwasserrisiko sehr hoch ist“, sagt Forscher Gebert. Aber es hatte keine Folgen.