Tatsächlich ließ der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) keine Panik aufkommen und stellte der Mannschaft für die Endrunde eine Wellness-Oase zur Verfügung. Zumal die Vorschläge des Kontinentalverbands (UEFA) Teamchefin Irene Fuhrmann und ihre Mitarbeiter nicht verzaubern konnten. „Beim zweiten Mal haben wir es uns angesehen, wir wollten es“, sagte Sportvorstand Peter Schöttel. Das sei nicht billig gewesen, „es hat ein paar Gespräche mit den CEOs gekostet“, sagt Schöttel. “Aber wir wollten Frauen das gleiche Setup geben wie Männern.” Davon konnte sich ORF.at bei einer Begehung vor Ort überzeugen. APA/Georg Hochmuth Englands Rugby- und Fußballer haben hier schon trainiert, jetzt sind Österreichs Kicker an der Reihe

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen

Im Bagshot sagen sich Fuchs und Hase sprichwörtlich gute Nacht – eigentlich ist es zumindest eine Begegnungszone. Seit Österreichs 50-köpfiger Kader für die zweite EM-Endrunde ihr Quartier bezogen hat, wurden hier mehrere Füchse gesichtet. Wenn Sie sich in der Öffentlichkeit auf den Weg machen, können Sie die South Western Railway in etwa einer Stunde vom Zentrum Londons nach Ascot nehmen. Dort befindet sich nicht nur die berühmte Rennstrecke, am kleinen, netten Bahnhof kannst du auch bequem in einen leeren Bus umsteigen, der dich bis vor die „Haustür“ bringt. Das Schild lässt keinen Zweifel: Du bist im Pennyhill Park angekommen.

Fotoserie mit 5 Bildern

Der Straßenlärm lässt bald nach, und wenn nicht in der Gegend Tontauben geschossen werden, wird es richtig ruhig. Das Logo der englischen Rugby-Nationalmannschaft, die hier trainiert, blitzt kurz im Gebüsch auf. Vor einem Jahr war es das Basislager von Harry Kane und seinen englischen Fußballkollegen, und viele andere Spitzenteams haben hier bereits trainiert. An diesem Freitag sind es aber die Österreicher, die sich gezielt auf ihren nächsten EM-Gegner Nordirland vorbereiten. Nicht alle sind im Grünen, Schnaderbeck schont die Knie und radelt einen Hügel hinauf.

Die Abkürzung war das Ziel

Der Weg zum Training war nicht weit, man kann ihn zu Fuß in wenigen Minuten erreichen. Es weckt Erinnerungen an Wageningen in den Niederlanden, das vor fünf Jahren als Grundlage für das Erreichen des Halbfinals diente. Und dort verbrachte er nur ein paar Minuten durch ein Waldstück. Für Fuhrmann, damals Assistent von Teamchef Dominik Thalhammer, ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl der Unterkunft, für Zinsberger sogar ein „Lebensretter“. „Wenn man weiß, dass man in Manchester, Southampton und Brighton spielt und sowieso Reiseschwierigkeiten hat, ist es unglaublich wichtig, eine Wohlfühloase zu haben und vom Hotel zum Platz laufen zu können“, sagte der Torhüter . Alle unterschreiben. „Wir fühlen uns wirklich sehr wohl“, so der Tenor. Wandern, schwimmen, Rad fahren oder einen Kaffee genießen – all das ist hier möglich. Auch die umliegende Natur bietet Gelegenheit, den Kopf frei zu bekommen. ORF.at/Bernhard Kastler Wenige Minuten nach dem Training treffen die Österreicher wieder im Hotel ein Das Fitnessstudio ist dieser Tage ausschließlich den Fußballern vorbehalten, es gibt einen eigenen Wellnessbereich und Rückzugsmöglichkeiten. Sie sind von den Urlaubern abgeschnitten, die hier für Hunderte von Pfund pro Nacht ausverkauft sind. Außerdem steht ein Kunstrasenraum zur Verfügung, in dem auch Analysen durchgeführt werden, beispielsweise das verlorene Spiel gegen England (0:1) am Samstag. Wenn Sarah Puntigam das Gegentor sieht, wird sie darüber nachdenken, was sie den Reportern am Vortag erklärt hat. “Ich nehme das Tor in meine Mütze, ich hätte den Ball besser spielen sollen, dann wäre es nicht passiert.” Die Emotionen rund um das Auftaktspiel konnten hier in Ruhe verarbeitet werden.

„Respekt vor dem Verein“

In den Tagen zwischen den Spielen bleibt auch Zeit, andere Dinge zu klären. Mit der Sängerin Melissa ist Katharina Naschenweng nicht verwandt, auch wenn beide aus Kärnten stammen. Mittlerweile zieren rund ein Dutzend Tattoos die Haut von Laura Wienroither, deren Muster meist ihre Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Frankenburg in Oberösterreich festhalten. Und der frisch verheiratete offensive Mittelfeldspieler Puntigam, der sozusagen seine „Flitterwochen in Hogwarts“ verbringt, rastet mit den ungewöhnlichen „bequemen Betten“ aus. Fußballspieler nehmen es nicht als selbstverständlich hin und erwidern die Wertschätzung. „Respekt an den Verein, dass er uns das ermöglicht hat“, sagte Arsenal-Legende Weinreuther. Carina Wenninger sagt „besser hätte man es nicht formulieren können“. Und Schnaderbeck ergänzt: „Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil für uns, den andere Teams nicht haben. Das wollen wir auch nutzen.”

Er kam, um zu bleiben

Die Mannschaft will mit guten Leistungen etwas zurückgeben. Nach einer 0:1-Niederlage gegen England in Manchester, wo sie sich teuer verkauft haben, treffen sie am Montag in Southampton auf Nordirland. Alles andere als ein Sieg gegen den EM-Neuling, der einen Tag später mit 1:4 gegen Norwegen verlor, wäre eine herbe Enttäuschung im Rennen um den begehrten Viertelfinalplatz. Druck verspüre man keinen, aber „wir brennen darauf, die ersten Punkte zu holen“, versprach Puntigam. Österreich kam nach Pennyhill Park, um länger zu bleiben.