13.07.2022, 17:58 Uhr

Bessere Vorbereitung, frühere Warnungen, effektiveres Handeln – das hilft den Menschen in Deutschland künftig, diese Extremsituationen bei Krisen und Katastrophen zu bewältigen. Auch Innenminister Faeser will die Wachsamkeit der Bürger für solche Situationen schärfen. Damit Deutschland bei Krisen und Katastrophen künftig besser aufgestellt ist, setzt die Bundesregierung auf mehr Vorsorge – auch die Bevölkerung soll einbezogen werden. Der Vorsitzende des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, sagte in Berlin: „Wir alle in Deutschland bereiten uns auf einen harten Winter mit Gasknappheit und einer neuen Corona-Welle vor. froh, wenn wir alle grundsätzlich darüber nachdenken, was wir zu Hause tun können – von der Notfallversorgung über den Erste-Hilfe-Koffer bis hin zu alternativen Energiequellen.“ Bessere Vorbereitung, Frühwarnung, effektiveres Handeln und gute Nachsorge – an diesen vier Leitlinien orientiert sich ein Plan von Bundesinnenministerin Nancy Faeser zur Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes. Der SPD-Politiker stellte den Plan gemeinsam mit Tiesler und dem Präsidenten des Technischen Hilfsdienstes (THW), Gerd Friedsam, vor. So will Faeser vorschlagen, dass die für den Katastrophenschutz zuständigen Staaten ab 2023 jedes Jahr einen nationalen Tag des Bevölkerungsschutzes veranstalten, “um die Bevölkerung für persönliche Resilienz und Selbstschutz zu sensibilisieren”. Ihr Ministerium will den Bürgern “Sicherheit und Handlungsfähigkeit geben, ohne Angst zu verbreiten”. Faeser kündigte außerdem an, dass ab dem kommenden Frühjahr sogenanntes Mobile Broadcasting verfügbar sein soll – damit können Behörden Katastrophenwarnungen direkt auf die Handys der Bürger senden. Das System soll an einem „Warntag“ am 8. Dezember getestet werden. Auch die Fertigung von Sirenen wird von der Bundesregierung weiter gefördert. Teisler sprach sich dafür aus, die Verantwortlichen der kommunalen Krisenstäbe zur Teilnahme an den Aus- und Weiterbildungen des BBK zu verpflichten. Bisher war die Teilnahme an den vom Bund organisierten Kursen freiwillig. Doch die Innenministerkonferenz verschob eine ursprünglich für November geplante Übung von Bund und Ländern unter dem Szenario eines “Cyber-Angriffs auf das Regierungshandeln” – ein Hinweis auf die aktuelle Belastung der Verantwortlichen bei der Bewältigung aktueller Krisen.

Die Deutschen haben sich kaum auf Katastrophen vorbereitet

Unter den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, der verheerenden Flutkatastrophe vom Juli 2021 und des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich laut Meinungsumfragen die Einstellung der Öffentlichkeit zu Fragen des Bevölkerungsschutzes verändert. Allerdings haben sich laut einer Umfrage im vergangenen Mai mehr als zwei Drittel der Deutschen noch nicht mit Vorräten für mögliche Notfälle versorgt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt davor, dass auch die Krisenresilienz der Polizei “effektiv” sei. Geübte Verfahren und autonome, sichere Infrastrukturen seien unabdingbar, sagt GdP-Bundesvorsitzender Dietmar Schilff. Faesers Pläne sind Teil einer vom Kabinett beschlossenen sogenannten Resilienzstrategie. Ziel sei es, „Menschen und ihre Lebensgrundlagen zu schützen und die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Gemeinschaft gegenüber Katastrophen zu stärken“. Auch nichtstaatliche Akteure wie Hilfsorganisationen, die überwiegend auf freiwilliges Engagement setzen, sollten einbezogen werden. An der Reaktion auf die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren vor einem Jahr auch zahlreiche spontane Helfer beteiligt, die keiner Organisation angehörten. Damals gab es massive Kritik an der Hilfekoordinierung. Der Vorsitzende des Technischen Hilfsdienstes (THW) des Bundes (THW), Gerd Fritscham, zog die Lehren aus der Flutkatastrophe: „Was wir hier brauchen, sind vordefinierte Einsatzstrukturen.“ Die Bundesregierung ergreift im Kriegsfall Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Sie unterstützt auf Antrag Länder und Kommunen im Katastrophenfall.

„Schließen Sie einen Zivilschutzpakt“

Trotz anerkannter Defizite bei der Bewältigung mehrerer Krisen in den letzten Jahren ist die Bereitschaft der Bundesländer, diese Kompetenzverteilung infrage zu stellen, bislang gering. Die Innenminister von Bund und Ländern einigten sich lediglich auf die Schaffung eines gemeinsamen Kompetenzzentrums im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Hier müssen nationale Lageberichte erstellt und Nothilfedienste organisiert werden. Sollte es tatsächlich zu Engpässen bei der Energieversorgung kommen, könnte das Zentrum in diesem Winter erstmals auf die Probe gestellt werden. Es sei gut, dass Faeser Initiativen aus der vergangenen Wahlperiode wie das gemeinsame Kompetenzzentrum weiterführe, sagte die Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Andrea Lindholz (CSU). Aber es ist nicht genug. Lindholz forderte Feser auf, „mit den Ländern einen Zivilschutzpakt zu schmieden, in dem sich Bund und Länder zu langfristigen Investitionen verpflichten“. Stattdessen wird die Lükex-Übung zum Erhalt der Regierungskapazität abgesagt, was sich angesichts der aktuellen Sicherheitslage rächen könnte.