Experten von „Scientists for the Future“ verweisen unter anderem auf die Dringlichkeit der Energieeffizienz. Die Wohnungs- und Grundstückseigentümergemeinschaft klagte über unhaltbare Fristen und fehlende Kapazitäten.
Ziel der EWG ist es, Öl-, Kohle- und Koksheizungen bis 2035 und Erdgasheizungen bis 2040 auslaufen zu lassen. Der Bewertungsplan sieht jedoch eine Ausnahme für Heizungen vor, die mit erneuerbaren Gasquellen betrieben werden – diese dürfen über 2040 hinaus in Betrieb bleiben.
Wie ist der Gasausstieg geregelt?
Der Erdgasausstieg bis 2040 sei weitgehend ungeregelt, kritisierte Leonore Theurer von der Forschungsinitiative Scientists for Future (S4F) am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz. Aus klimarechtlicher Sicht ist der Plan jedoch zu begrüßen, auch wenn derzeit keine strafrechtlichen Vorschriften folgen. Der Einsatz synthetischer Kraftstoffe sei keine Option für den Massenmarkt, weder im Wärmesektor noch im Verkehrssektor, betonte Rene Sedmik vom Atominstitut der TU Wien. Sie seien bis 2040 nicht in ausreichender Menge herstellbar, zu teuer und zudem energetisch unlogisch, begründete er dies. Die effizienteste Variante im Bereich Heizung ist die Wärmepumpe. Energieeffizienz und Reduzierung des Energieverbrauchs müssen laut Fabian Schipfer von der TU Wien an erster Stelle stehen. Wichtig ist die Dämmung des Gebäudesektors und der Ausbau erneuerbarer Energiequellen.
Kritik von Umweltverbänden
Umweltverbände kritisieren den Gesetzentwurf auch im Hinblick auf das Heizen mit Erdgas. Laut Pressemitteilung betont Global 2000, dass es nicht nachvollziehbar sei, dass es keine Regelungen für die Umstellung auf Erdgasheizungen gebe und bittet darum, die Gesetzeslücke im Bewertungsverfahren zu schließen. Für den WWF ist die geplante Zulassung von „grünem“ Gas ein ganz entscheidender Punkt, das Gesetz darf keine Schlupflöcher für das Heizen mit Erdgas enthalten und keine Verzögerung bei der Stilllegung fossiler Heizanlagen. Für Greenpeace ist die eingebaute „Hintertür“, die es ermöglichen würde, Gaskessel mit grünem Gas zu betreiben, „absolut dumm“.
Sehr wenige Installateure
Der Wohnungs- und Grundeigentümerverband (ÖHGB) nennt unhaltbare Fristen und fehlende Kapazitäten am Markt. Derzeit gibt es in Österreich nur 6.500 gute Installateure (davon rund 1.300 in Wien), aber nicht alle sind Gas- und Heizungsbauer. Um die Ziele zu erreichen, müssten jedoch wöchentlich 2.000 Heizungen ausgetauscht werden, so Martin Pruenbauer in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Auch Lieferengpässe, Fachkräftemangel und massive Preissteigerungen sind zu berücksichtigen.
WK und AK mit Rezension
Die Wirtschaftskammer (WKÖ) betont in einer Stellungnahme, dass eine klimaneutrale Raumwärmeversorgung bis 2040 unterstützt werde, jedoch ein technologieoffener Weg eingeschlagen werden müsse. Auch verfassungsrechtliche Bedenken sind in dem Entwurf zu sehen, Eigentumsrechte und Erwerbsfreiheit sollen nur anteilig eingeschränkt werden. Der Gesetzentwurf soll die technische Machbarkeit darstellen und die Fachkräfteproblematik adressieren.
Die Arbeiterkammer (AK) fordert in ihrer Bekanntmachung unter anderem, dass die Eingriffe des Gesetzes nur unter größtmöglichem Schutz des Mietrechts erfolgen. Darüber hinaus gilt es, Wohnungsnutzer wirksam vor überhöhten Kosten durch den Austausch der Heizungsanlage und/oder vor extrem teurer Wärmeversorgung aus regenerativen Quellen wie Ökogas zu schützen. Die Ausnahmeregelung für Gasanlagen mit erneuerbarem Gas wird abgelehnt.