Wie setzt sich der Endkundenpreis zusammen und auf welche Kosten müssen Verbraucher gefasst sein? Nach einer Berechnung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) waren die Erdgaskosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bereits im April mit durchschnittlich rund 230 Euro pro Monat fällig. Das war etwa doppelt so viel wie 2021, rund 118 Euro.

Im Großhandel ist der Preis für Erdgas bereits deutlich gestiegen

Dieser Anstieg ist vor allem auf höhere Verkaufspreise zurückzuführen, die den Provisions- und Umsatzanteil erhöhen (siehe Grafik). In den Vorjahren machte der staatliche Anteil am Gaspreis fast den Großteil des Endkundenpreises aus: Die Mehrwertsteuer mit 19 Prozent Zuschlag entspricht 16 Prozent des Endpreises. Hinzu kommt das Netzentgelt inklusive Messung und Messstellenbetrieb sowie die Gassteuer von 0,55 Cent pro Kilowattstunde. Die Betreiber des Netzes entrichten die Konzessionsabgabe an die Kommunen für die Nutzung der Trassen. Ein CO2-Preis von derzeit 0,55 Cent pro Kilowattstunde seit letztem Jahr, der im nächsten Jahr steigen wird, soll den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) verteuern und damit reduzieren. Die extremen Preissteigerungen vom Erdgasmarkt haben viele deutsche Verbraucher noch nicht erreicht. Im Großhandel ist der Preis für Erdgas bereits deutlich stärker gestiegen: Nach rund 20 Euro pro Megawattstunde in den letzten Jahren lag der Großhandelspreis Anfang Juni bei rund 80 Euro pro Megawattstunde. Aufgrund des zunächst begrenzten und derzeit unterbrochenen Erdgasflusses aus Russland ist der Preis zuletzt auf rund 180 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Diese Erhöhungen werden nach und nach bis zu den Endkunden durchsickern, da Lieferanten in der Regel langfristige Verträge haben, die zu niedrigeren Preisen abgeschlossen wurden. Der Anstieg des Großhandels deutet auf eine Vervielfachung der Kosten des Endkunden hin. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, spricht von einer Verdreifachung der Buchungen im nächsten Jahr. Die Folgen des Krieges in der Ukraine sind in den aktuellen Heizkostenabrechnungen noch nicht berücksichtigt.

				  						Hendrik Kafsack, Brüssel, und Julia Löhr, Berlin 					  						Gepostet/aktualisiert: 						  							Empfehlungen: 5  

				  						Gustav Parte, Stuttgart 					  						Gepostet/aktualisiert: 						  							Empfehlungen: 8  

					Gepostet/aktualisiert: 						  										Empfehlungen: 56  

Jetzt müssen die Energiekonzerne den verlorenen Anteil an billigem Gas aus Russland durch teure Zukäufe ersetzen, um die Kunden weiterhin beliefern zu können. Dies könnte früher zu höheren Gaspreisen führen. Um diese Verluste auszugleichen, setzt Deutschlands größter Erdgasimporteur Uniper auf staatliche Hilfen. Der Konzern reduziert derzeit die in seinen Speichern gebundenen Erdgasmengen, um Kunden mit Erdgas zu versorgen und die Liquidität von Uniper sicherzustellen. In der Industrie ist dies einer der Gründe, warum der Füllgrad der Gasspeicher derzeit nicht steigt und bei 64,5 % liegt. Laut der Energy Storage Initiative (INES), dem Verband der Gasspeicherbetreiber in Deutschland, werden große Mengen Gas gleichzeitig gespeichert. „Allerdings sinkt derzeit der Füllstand der Erdgasspeicher, weil gleichzeitig mehr Erdgas entnommen wird“, sagte INES-Geschäftsführer Sebastian Bleske auf Nachfrage. Für die Befüllung werden größere Mengen Flüssigerdgas (LNG) benötigt.