„Leider sind die Stürmer-Karikaturen auf der documenta und der damit verbundene Antisemitismus-Skandal auf der documenta nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Josef Schuster (68), Präsident des Zentralrats der Juden. In BILD erhebt Schuster schwere Vorwürfe gegen die Kulturbranche – und erhöht den Druck auf Kultusministerin Claudia Roth (67, Grüne)! „Die documenta gipfelte in dem, was wir in Teilen der deutschen Kulturszene leider seit Jahren sehen“, sagte Schuster zu BILD. Konkret: „BDS wird bewusst heruntergespielt und als legitime Protestbewegung dargestellt. BDS ist eindeutig eine antisemitische Ideologie.” Nach dem Documenta-Skandal wird die deutsche Kulturindustrie hart beurteilt: Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Nicolas Armer/dpa

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BDS steht für „Boycott, Divestment and Sanctions“ – und es richtet sich gegen Israel. Diejenigen, die Israel hassen, wollen alles boykottieren, was aus dem jüdischen Staat kommt: Waren, Wissenschaftler, Künstler. Auch die Kuratoren der diesjährigen Documenta standen der BDS-Bewegung nahe und luden keine israelischen Künstler ein. Als der Zentralrat der Juden Bedenken äußerte, dass die Nähe der Kuratoren zu BDS zu Antisemitismus auf der Kunstmesse führen würde, hörten die Documenta-Geschäftsführung und Claudia Roth zu – mit bekannter Wirkung.

Schuster warnt vor weiteren Antisemitismus-Skandalen

Schuster bescheinigt dem deutschen Kulturbetrieb ein strukturelles Problem. „Viele Akteure im Kulturbereich sind gegen den wichtigen Beschluss des Bundestages, der BDS auch klar als antisemitisch bezeichnet hat“, kritisierte der Präsident des Zentralrats gegenüber BILD – und forderte Konsequenzen. „Wir erwarten von den Kulturverantwortlichen, dass sie die Entscheidung des Bundestages klar unterstützen und gegen die Verharmlosung von BDS ankämpfen“, sagte Schuster. “Sonst gibt es immer wieder Zwischenfälle wie die documenta.” Klare Forderung an Roth! Bundespräsident Steinmeier fand bei der Eröffnung der Documenta kritische Worte – im Gegensatz zu Kulturdezernentin Claudia Roth (l.). Documenta-Chefin Sabine Schormann (rechts) ist inzwischen zurückgetreten Foto: Uwe Zucchi / dpa
Denn Claudia Roth und ihr Stabschef Andreas Görgen (55) gehören zu den Kritikern der BDS-Entscheidung des Deutschen Bundestages. 2019 stimmten CDU/CSU, SPD, FDP und große Teile der Grünen dafür, die BDS-Bewegung als antisemitisch zu verurteilen und die Finanzierung von BDS-Anhängern mit öffentlichen Geldern zu verbieten. Roth war mit der Resolution NICHT einverstanden. Sachwalter Roth Görgen ging sogar noch weiter: Als Vertreter der deutschen Kulturszene 2020 einen Brief gegen den BDS-Beschluss des Bundestags schrieben, dankten sie Görgen, der damals als Kulturdezernent im Auswärtigen Amt tätig war.

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Ärger zwischen Roth und der Documenta-Geschäftsführung

Die Journalistin Emily Dische-Becker, die wie Görgen auf der Dankesliste der BDS-Verteidiger auftauchte, könnte Claudia Roth zur Last werden. Im Vorfeld der Kunstausstellung organisierte Dische-Becker einen Workshop mit Documenta-Guides zur Antisemitismusdebatte in Deutschland – und deckte dabei die antisemitische BDS-Bewegung auf. Auch interessant „Fakt ist, dass BDS fordert, was palästinensisches Recht völkerrechtlich ist – und das nicht mit Gewalt“, sagte Dische-Becker im Webinar (eine Aufzeichnung ist bei BILD verfügbar). Dische-Becker hat den Bundestagsbeschluss gegen BDS wiederholt kritisiert. Die heikle Frage, wer Dische-Becker an Bord geholt hat, bleibt ungeklärt. Die Personalie sei eine Entscheidung des Documenta-Managements, erklärte Roth. Die Documenta-Leitung besteht darauf, dass der Kunstmesse-Reporter von Roth nominiert wurde. Fakt ist: Im Juni 2022 organisierte der Journalist im „Haus der Kulturen der Welt“ (HKW) die „Hijacking Memory“-Konferenz zur „politischen Aneignung der Holocaust-Erinnerung“, bei der auch Israelhasser Reden hielten. Vorsitzende des HKW-Aufsichtsrats: Claudia Roth. Nach Judenhass auf der Documenta kritisiert Steinmeier Kunstbosse Was: Reuters 18.06.2022