Industrieunternehmen setzen auf 3D-Druck

Krawietz ist das egal. Sein Fahrrad besteht aus Bambus, dessen Teile in Deutschland gedruckt werden. „In der aktuellen Versorgungskrise ist das ein echter Vorteil, wir produzieren das meiste vor Ort in Solingen. Auch im Hinblick auf den CO2-Fußabdruck, der beim 3D-Druck viel kleiner ist.“ Die Idee kam ihm vor der Pandemie, während er Maschinenbau studierte. Seine Diplomarbeit schrieb er über 3D-Druck. An der Entwicklung der Lastenräder hat der „3D Gründercampus NRW Solingen.Business“ mitgewirkt. Die ersten Prototypen wurden hier im Labor erstellt, so Technologiedirektor Evgeniy Khavkin, der seit Jahren mit additiven Fertigungstechnologien, einschließlich 3D-Druck, arbeitet. 3D-Drucker im Labor des 3D-Gründercampus NRW, der zentralen Anlaufstelle für neue Unternehmen, die im 3D-Druck arbeiten wollen. (Quelle: Evgeniy Khavkin/Iuliia Kuznetcova/3D Startup Campus NRW) 3D-Druck ist längst nicht mehr nur die Stärke von Start-ups. Laut einer Studie des Digitalbranchenverbands Bitkom setzt fast jedes zweite Unternehmen 3D-Druck in der Produktion ein. Und: 38 Prozent der Industrieunternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern sehen im 3D-Druck eine Möglichkeit, in Krisenzeiten Engpässe bei kritischen Bauteilen zu überbrücken.

Besonders nützlich in der Medizintechnik

Auch Bitkom-Beraterin Angelina Marko sagt: „Additive Fertigungsverfahren sind eine Ergänzung zu klassischen Fertigungsverfahren und auf dem Weg ins Fließband. In vielen deutschen Industrieunternehmen kommen bereits Werkzeuge, Teile und Modelle aus dem 3D-Drucker.“ Laut Experte Khavkin werden beispielsweise „Bohrbilder für Zahnimplantate oder Hörgeräte in der Regel als Standardzusatz produziert“. Vereinfacht gesagt funktioniert 3D-Druck so: Das Modell eines Bauteils wird an den Drucker geschickt, der ein bestimmtes Material Schicht für Schicht aufträgt, bis ein Produkt entsteht. Hauptvorteil: Keine Verbindung zu einer Fabrik oder einem Produktionsstandort. Dies sei besonders wichtig, wenn es um Lieferkettenprobleme gehe, sagt Khavkin. Evgeniy Khavkin: Er beschäftigt sich seit Jahren mit 3D-Druck und additiven Prozessmöglichkeiten. (Quelle: privat) „Es ist oft nicht möglich, kurz- bis mittelfristig neue Lieferketten aufzubauen. Dadurch entsteht eine hohe Nachfrage nach lokaler, standortunabhängiger Produktion“, sagt er. „Mit dem 3D-Druck können wir zukünftigen Versorgungsengpässen vorbeugen. Material und Kosten lassen sich genau dort einsparen, wo Teile schnell und individuell gefertigt werden müssen.“

3D gedruckte Häuser

Angelina Marko stimmt zu, dass Unternehmen das Produkt in kurzer Zeit anpassen könnten. „Und entsprechend flexibel auf Änderungen reagieren, denn Teile lassen sich schnell und effizient drucken“, so der Experte weiter. „Die Produktion vor Ort ermöglicht eine Optimierung der Logistik und Lagerhaltung und damit der Lieferketten.“