Die AfD in Baden-Württemberg ist vom Landesamt für Verfassungsschutz als sogenanntes Beobachtungsobjekt benannt worden. Dies ermöglicht dem Verfassungsschutz den Einsatz von nachrichtendienstlichen Instrumenten, wie zum Beispiel der verdeckten Nachrichtengewinnung. „Die AfD in Baden-Württemberg wird ab sofort vom Verfassungsschutz betreut“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2021. Statement von Innenminister Strobl im Video:
AfD kündigt rechtliche Schritte an
AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel kündigte rechtliche Schritte gegen ihn an. „Die Einstufung der AfD Baden-Württemberg als Beobachtungsobjekt ist völlig ungerechtfertigt und ein rein willkürlicher Akt“, sagte Weidel, die derzeit auch Landesvorsitzende der AfD in Baden-Württemberg ist. Die AfD als regierungskritische Oppositionspartei müsse offensichtlich zum Schweigen gebracht werden, sagte Weidel. Die Entscheidung, dass die AfD vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtet wird, fällt zwei Tage vor dem Landesparteitag auf dem Stuttgarter Messegelände. Dort wird eine neue Führung gewählt.
Verfassungsschutz: Extremistische Strömungen innerhalb der AfD
Grund für die Beobachtung seien extremistische Strömungen innerhalb der AfD wie die Junge Alternative und der offiziell aufgelöste „Flügel“, sagte Beate Bube, Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg. Diese extremistischen Kräfte sammelten erhebliche Unterstützung in der gesamten nationalen Partei. Es gehe unter anderem um das ethnisch homogene Konzept der dort vertretenen Menschen, das den zentralen Grundprinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung widerspreche, fügte Innenminister Strobl hinzu. Die Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz, Beate Bube, auf der Pressekonferenz am 14. Juli 2022 in Stuttgart. SWR
Das Land folgt dem Bundesverfassungsschutzamt
Bisher sind in Baden-Württemberg nur die Jugendorganisation Junge Alternative und der rechtsnationale „Flügel“ der Partei zu sehen. Mit der aktuellen Entscheidung folgt der Verfassungsschutz in Baden-Württemberg dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Damit wurde die AfD als Partei zum Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus. Der baden-württembergische AfD-Landesverband könne nicht isoliert vom Bundesverband betrachtet werden, betonte Strobl. Im März entschied das Kölner Verwaltungsgericht über eine Klage der AfD gegen die Einstufung als Verdachtsfall zugunsten des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Es lägen hinreichende Anhaltspunkte für verfassungswidrige Bestrebungen innerhalb der Partei vor, befand das Gericht. Baden-Württembergs Innenminister Strobl begrüßte damals die Entscheidung, während die AfD beim Obersten Verwaltungsgericht (OVG) in Münster Berufung einlegte.
AfD in Baden-Württemberg „überrascht“
Der baden-württembergische AfD-Fraktionschef Bernd Gögel sagte, die AfD sei überrascht, dass die Watchdog-Einstufung zwei Tage vor dem Parteitag komme, obwohl das Verfahren vor dem OVG Münster noch nicht entschieden sei. „Insofern ist es uns schleierhaft, wie das Landesamt Baden-Württemberg zu neuen Erkenntnissen gekommen ist – die uns noch nicht vorliegen“, sagt Gögel. Für die AfD liege der Verdacht nahe, dass die Äußerung der regierungskritischen Partei schaden wolle, erklärte er. Der innenpolitische Beauftragte der Grünen, Oliver Hildenbrand, hält die Entscheidung für konsequent und richtig. Vieles deutet auf antidemokratische und verfassungswidrige Bestrebungen der Partei hin. Rechtsextreme und rassistische Positionen sind fester Bestandteil ihrer Agenda. Für CDU-Generalsekretärin Isabell Huber verbreitet die AfD Hass und Hetze, das habe in einer Demokratie nichts zu suchen. Aus Sicht der größten Oppositionspartei, der SPD, steht die AfD nicht auf der Grundlage der Verfassung. Die Entscheidung, die AfD in Baden-Württemberg zu überwachen, sei längst überfällig, sagte er.