“Die Bundesregierung soll das Befüllen der Tanks anordnen” Magdalena Martullo-Blocher befürchtet, dass im nächsten Winter in der Schweiz die Lichter ausgehen. Der Ems-Chemie-Chef fordert von der Bundesregierung drastische Sofortmaßnahmen. Gesendet: 10:43 Uhr | Aktualisiert: vor 7 Minuten Magdalena Martullo-Blocher (52) muss sich keine Sorgen machen, zumindest wenn sie auf die Halbjahreszahlen ihres Unternehmens Ems-Chemie blickt. Trotz Ukrainekrieg und Lieferkettenproblemen stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf CHF 1,28 Milliarden. Der Ems-Chef machte einen Gewinn von 324 Millionen Franken. Der Geschäftsmann ist aus einem anderen Grund besorgt. “Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Schweiz im nächsten Winter sehr wenig Gas und wahrscheinlich sehr wenig Strom haben wird”, sagt er Blick am Hauptsitz in Domat/Ems GR. Martullo-Blocher schlägt auf der Pressekonferenz Alarm. Die Schweiz ist bei Erdgas und Strom von der EU abhängig. Wenn Gasspeicher in der EU nicht wieder aufgefüllt werden können, drohen Engpässe. Und das scheint immer realistischer. Russland liefert nur noch ein Drittel der ursprünglichen Erdgasmengen nach Europa. „Wenn es in den EU-Staaten zu einer Gasknappheit kommt, ist es fraglich, ob sie die Lieferverträge mit der Schweiz weiter einhalten werden“, bezweifelt Martullo-Blocher.

„Der fehlende Strom wäre das größte Problem“

Dies hätte keine direkten Auswirkungen auf die Ems-Chemie. „Europäische Fabriken produzieren komplett ohne Gas, in der Schweiz haben wir das Gas durch Biomasse aus Restholz ersetzt“, betont er. Und viele andere Industrieunternehmen könnten relativ einfach auf andere Energieträger umsteigen. Was Martullo-Blocher noch mehr beunruhigt: «Der Strommangel wäre ein viel grösseres Problem für die Schweiz.» In den Wintermonaten muss die Schweiz 25 % ihres Strombedarfs aus dem Ausland importieren. “Wenn diese Behörde versagt, wird vieles in der Schweiz stehen bleiben”, sagt Martullo-Blocher. Wichtige Infrastrukturen wie Kühlhäuser für Lebensmittel, Trinkwasser- und Abwassernetze oder Industrieanlagen erhalten weniger Strom. “Die Bundesregierung hat hier bisher keine Prioritäten gesetzt.” Auch Martullo-Blocher fordert eine Sonderregelung für die chemische Industrie. „Wenn es bei der Ems-Chemie zu plötzlichen Stromausfällen kommt, ist das eine Gefahr für Mensch und Umwelt.“

Elektrizitätsunternehmen verurteilen, Stauseen zu füllen

Geschäftsmann sitzt für SVP im Nationalrat und klagt gegen Regierung: «Die Bundesregierung muss den Energiekonzernen endlich befehlen, die Tanks zu füllen. Die Seen sind unser einziger Stromspeicher.“ Mit dieser Nachfrage dürften die Energieversorger kaum zufrieden sein. Der hohe Strompreis lässt ihre Kassen klingeln. Auch sonst sieht der Ems-Chemie-Chef die Bundesregierung in der Verantwortung. „Prioritäten müssen festgelegt werden. Wenn es eng wird, muss ein konkreter Sparplan auf den Tisch gelegt werden. Zum Beispiel eine Einschränkung, welche Räume im Haus im nächsten Winter noch beheizt werden dürfen.“ Das wäre natürlich ein gewaltiger Eingriff. Die Energiestrategie 2050 sei bereits komplett gescheitert, kritisiert Martullo-Blocher: „Hier sehen wir die Folgen.“ Martullo-Blocher über den Ukrainekrieg