“Die Sanktionen haben nur den Russen geholfen” SVP-Supervater Christoph Blocher sagt, Putin leide keineswegs unter den Sanktionen gegen Russland, ganz im Gegenteil. Laut dem ehemaligen Bundesrat geht es den Russen besser als vor dem Krieg. Polit-Urgestein Christoph Blocher (81) ist sich sicher. Die Sanktionen, die europäische Länder gegen Russland verhängt haben, seien „kopflos“. Das sagt der SVP-Mastermind bei Teleblocher. 1156 Personen und 98 Organisationen wurden nun auch von der Schweiz sanktioniert. Derzeit sind hierzulande Konten, Aktienpakete und andere Vermögenswerte im Wert von 6,7 Milliarden Franken gebunden. Ein Großteil westlicher Produkte und Dienstleistungen kann in Russland nicht mehr verkauft werden. Viele europäische und amerikanische Unternehmen verlassen das Land. Die Sanktionen sollen Wladimir Putin, 69, die Finanzierung seiner Kriegsmaschine erschweren und die Russen zum Nachdenken anregen. “Sinnlose Sanktionen”: Blocher schreit über US-Strategie im Ukraine-Krieg (00:27) Aber diese Sanktionen wären nutzlos, im Gegenteil, sagt Blocher. “Bisher haben sie nur den Russen geholfen.” Russland hätte kurzfristig andere Käufer für sein Erdgas, Öl und Gold gefunden, sagt der ehemalige Bundesberater. “Russland ist der große Nutznießer.” Denn die Gas- und Ölpreise sind in den letzten Wochen massiv gestiegen. „Es ist jetzt besser als vor dem Krieg“, schließt er.

Die Wirtschaftsprognosen sind düster

Finanzexperten zum Beispiel sehen das anders. Das russische Bruttoinlandsprodukt droht dramatisch zu schrumpfen. Laut einer Reuters-Umfrage unter 15 Analysten Ende Juni wird die Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um 7,1 Prozent schrumpfen. Eine ähnliche Umfrage im Mai deutete auf einen Rückgang des BIP um 7,6 % hin. Laut einer internen Prognose des Moskauer Finanzministeriums droht das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um bis zu zwölf Prozent zu schrumpfen.

Putin klagt über Sanktionen

Unterdessen machte der Kreml die westlichen Länder für die weltweit steigenden Lebensmittelpreise verantwortlich und wies auf Probleme mit Düngemittel- und Lebensmittelexporten hin. Offiziell habe der Westen keine Handelsbeschränkungen für russische Düngemittel und Lebensmittel verhängt, „aber die Eigentümer von Unternehmen, die Düngemittel herstellen, sogar ihre Familienmitglieder, wurden sanktioniert“, sagte Putin laut der Nachrichtenagentur Interfax. Es bezieht sich wohl auf den Fall Melnitschenko: Vor einem Monat hat der Bundesrat 100 weitere Personen und Firmen auf die Sanktionsliste gesetzt. Allen voran ist jetzt Aleksandra Melnitschenko (45) dabei. Anders als ihr Ehemann wurde die Frau des russischen Oligarchen Andrei Melnichenko (50) nicht bestraft. Was er ausgenutzt hatte: Er überschrieb seine Schweizer Düngemittelfirma Eurochem an seine Frau, um Sanktionen zu vermeiden. Der Fall hatte Schweizer Politiker beunruhigt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft unter Guy Parmelin (62) schaue zu, wie ein Oligarch dreist die Sanktionen gegen ihn aushebele, lautete der Vorwurf. (Sie) Das könnte Sie auch interessieren