17.07.2022 22:54 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj feuert einen langjährigen Partner und stellt offenbar die Sicherheitsbehörden neu auf. Neben Geheimdienstchef Bakanov muss auch Generalstaatsanwältin Wendiktova gehen. Die Gründe hierfür wurden noch nicht genannt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zwei Schlüsselfiguren seiner Sicherheitsdienste entlassen. Per Dekret entließ er den Chef des Geheimdienstes SBU, Ivan Bakanov. Laut den vom Präsidialamt in Kiew veröffentlichten Dekreten wurde auch die Generalstaatsanwältin Irina Wenediktowa ihres Postens enthoben. Die Position von Venediktova soll von Oleksiy Simonenko übernommen werden. Die Gründe für die Personalentscheidungen wurden in den kurzen Unterlagen nicht genannt. Der Nachfolger auf dem Posten des Geheimdienstchefs wurde zunächst nicht benannt. Bakanow, 47, ist seit seiner Zeit als TV-Komiker ein enger Mitarbeiter Selenskyjs, seit 2019 Chef des Geheimdienstes. Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar hat Selenskyj fast keine personellen Veränderungen vorgenommen. Der ukrainische Präsident fordert derweil vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau im Streit um eine Turbine für Gazprom die strikte Einhaltung von Sanktionen gegen Russland. Das teilte Selenskyj auf Twitter mit. Zum Hintergrund dieser Mahnung an ein Land, das einer der stärksten Unterstützer der Ukraine ist, äußerte er sich nicht. Die Ukraine hatte Kanada kürzlich für eine Entscheidung kritisiert, auf Bitten Deutschlands die Lieferung einer betriebsfähigen russischen Turbine für die Nord Stream 1-Pipeline in der Ostsee zuzulassen.

Selenskyj fordert, den Druck zu erhöhen

Aufgrund von Sanktionen infolge des Krieges in der Ukraine weigerte sich Kanada zunächst, die Turbine nach Russland zurückzugeben – entschied sich dann aber für die Lieferung des Aggregats nach Deutschland. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte die Erdgaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland seit Juni deutlich reduziert und einen Turbinenmangel als Grund genannt. Selenskyj sagte, dass die internationale Position zu Sanktionen der Ausgangspunkt sein sollte. „Nach den Terroranschlägen in Winnyzja, Mykolajiw, Chasiv Jar und anderen muss der Druck erhöht und nicht verringert werden“, schrieb er. Der Präsident bezog sich auf russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte weit entfernt von der Frontlinie, bei denen Dutzende, darunter auch Kinder, getötet wurden. Trudeau hatte gesagt, dass sein Land angesichts der drohenden Energieknappheit Deutschland und andere europäische Verbündete unterstützen müsse. Wegen Wartungsarbeiten liefert Nord Stream 1 seit vergangenem Montag kein Erdgas mehr. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum 21. Juli. Mehrere westliche Politiker haben sich skeptisch darüber geäußert, ob Gazprom als nächstes wieder Gas liefern wird.