Es ist nicht gerade das zugänglichste Stück von Raimund, das Krisch für sein Debüt als Intendant der Raimundspiele ausgewählt hat. Andererseits geht es um existenzielle Fragen der Gegenwart, um eine – wie Freyer im Programmheft notiert – „die Flora, die Natur, Kunst und Frieden bewahrt mit den berauschend gemalten Welten voller schöpferischer Energie, eine von Neid bedrohte Oase . , Gier, Macht und Egoismus”. Die Optik fasziniert von Anfang an: Freyer entwirft eine märchenhafte Kulisse, die bisweilen in Albträume versinkt, in denen die Fantasie alles andere als angekettet scheint. Dazu tragen schnell wechselnde Projektionen, Lichteffekte und einprägsame Kostüme bei. Hermine (Larissa Fuchs), Königin der Insel Flora, sieht in ihrer langen roten Schleppe erbärmlich aus und wird mit Sicherheit eine erfolgreiche Dichterin heiraten. Amphio (Tobias Reinthaller) überquert als Hirte mit einer Luftballonkette die Bühne, als Nachtigall-Harfenist Eduard Wildner, schon so etwas wie ein Gutenstein-Urgestein, Sympathie gewinnt. Chris ist ein verbitterter Narr, der gutmütige nestrogianische Güte ausspuckt. Tommy Hojsa, Matthias Jakisic und Franz Haselsteiner zeichnen für die dramatische liturgische Partitur verantwortlich, die gelegentlich Auszüge aus Johann Strauss enthält. Wenn der Wunsch offen ist, dann nach frischer Luft: Auf der Bühne des Gutenstein-Theaters (auch außen von Freyer umgestaltet) fehlt es daran. Alles in allem eine wunderbare, sehenswerte poetische Inszenierung. (SERVICE – Raimundspiele Gutenstein, Ferdinand Raimund: The Bound Fantasy. Regie und Szenografie: Achim Freyer. Vorstellungen bis 7. August, Tickets und Infos: Tel. 02634/7220, www.raimundspiele.at)