Loser Räbmatter überraschte mit der Geste des Jahres Pirmin Reichmuth kehrt nach schwerer Knieverletzung zum Triumph zurück. Allerdings ist die Reaktion des finalen Verlierers auch heftig. Gepostet: 11.07.2022 um 00:29 Marcel W. Perren (Text) und Benjamin Soland (Fotos) Es ist eine der eindrücklichsten Gesten der Wrestling-Geschichte: Patrick Räbmatter (31) hat im Aargauer Kantonalkampf knapp die letzte Runde gegen Pirmin Reichmuth verloren. Und im ersten Zug. In dieser Situation würden einige auf eine größere Krise drängen. Aber was macht Räbmatter? Der 150-Kilo-Riese aus Uerkheim hebt den 130-Kilo-Reichmuth auf seine Schultern, um ihn auf diese Weise zu feiern. «Die Rabi isch äbä ä bsunders Liebe Siech», freut sich der Sieger aus dem Kanton Zug.
Raucherentwöhnung war Voraussetzung
Reichmuth und „Räbi“ Räbmatter treffen sich regelmäßig in Beromünster in der „Folterkammer“ ihres Athletiktrainers Tommy Herzog, der auch König Christian Stucki trainiert. Während der gebürtige Innerschweizer seit vielen Jahren beim ehemaligen Bob-Schweizermeister an seinem Können feilt, lässt Räbmatter erst seit letztem Sommer unter Herzogs Anleitung seine Muskeln spielen. Der Kraft- und Ausdauerspezialist nahm Aargauer nur unter der Bedingung in sein Team auf, dass er mit dem Rauchen aufhöre. Und als Folge dieser Raucherentwöhnung erlebte Räbmatter auch Reichmuths besonders harten Kampf hautnah mit: Im Frühjahr 2021 erlitt er seinen vierten Kreuzbandriss in acht Jahren. Aber bei seinem ersten Wettkampf seit fast drei Jahren rockt der Brünig-Sieger von 2019, als hätte es diese Verletzungen nie gegeben. Im Anfangsschwung legt er mit einem kurzen Satz den Schweizer Andreas Döbeli nieder, der vor wenigen Wochen am Baselländer Kronenfest triumphierte.
Gefragt würde reichen
Nach Pflichtsiegen gegen Kai Hügli und Tiago Viera knackte der 27-Jährige mit Nick Alpiger im vierten Gang die härteste Nuss des Nordwestschweizers. Er tut dies mit einem spektakulären kostenlosen Brienzer. Und im Schlussgang macht der gelernte Metzger seinen Freund Räbmatter mit einem Innenhaken platt, obwohl ihm ein Arm zum Festsieg gereicht hätte. „Die letzte Lektion war auf 14 Minuten angesetzt. Und weil ich mir letzte Woche eine Erkältung eingefangen habe, hätte ich nicht genug Luft gehabt, um so lange mit Räbi zu schwingen“, schmunzelt Reichmuth nach seinem fünften Kranzfest-Sieg. Auch Pirmins jüngerer Bruder Marco hat Grund zur Freude. Der 25-Jährige, der den Start in die diesjährige Kronenfest-Saison aus gesundheitlichen Gründen verpasste, legte mit einem Sieg gegen den Schweizer Joel Strebel beim Gastspiel im Aargau den Grundstein für die Krone (7. Platz).