Von: Lucas Maier, Nail Akkoyun
Aufteilung
Die AfD-Politiker Markus Frohnmaier (l) und Emil Sänze werden zur neuen Doppelspitze des Landes gewählt. © Bernd Weißbrod/dpa
In Baden-Württemberg will die AfD die Nachfolge von Alice Weidel klären. Nicht alles läuft reibungslos.
+++ 21.19 Uhr: Nach langem Lauf bei der AfD-Vorstandswahl in Baden-Württemberg bilden der Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier und der Landtagsabgeordnete Emil Sänze dort nun eine Doppelspitze. Zuvor konnte keiner von ihnen bei den Wahlen am Samstag eine absolute Mehrheit gewinnen.
Frohnmaier erreichte 47,23 %, Sänze 46,51 %. Die Kandidaten einigten sich daraufhin darauf, den Landesverband gemeinsam zu führen. 319 von 533 Mitgliedern stimmten für diese Lösung. Frohnmaier war bisher stellvertretender Landespräsident, Sänze wird dem nationalen völkischen Lager zugerechnet.
+++ 20.30 Uhr: Bei der AfD-Landespräsidentschaftswahl Südwest hat es einen Super-GAU gegeben. Nachdem auch im zweiten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, zogen beide ihre Kandidatur zurück, berichtet dpa. Officer Heß bot an, sich von der Wahl zurückzuziehen und forderte seinen Gegner auf, dasselbe zu tun. Spaniel schlug stattdessen eine Doppelspitze vor, was jedoch von den Mitgliedern abgelehnt wurde.
Wer in die Fußstapfen von Alice Weidel tritt, entscheidet sich nun zwischen zwei komplett neuen Kandidaten. Mit dem Abgeordneten Emil Sänze geht wieder ein Vertreter des völkisch-nationalen Flügels der AfD ins Rennen. „Wir lassen nicht vermuten, dass wir Verfassungsfeinde sind, andere sind Verfassungsfeinde“, sagte Sanze in seiner Rede zur Petition. Er tritt gegen den stellvertretenden Landespräsidenten Markus Frohnmaier an.
+++ 19.15 Uhr: Die AfD fühlt sich in der Medienlandschaft benachteiligt, heißt es in einer Petition beim Parteitag in Stuttgart. Die Südwest-AfD will deshalb eine Beteiligung in lokalen Print- und Onlinemedien prüfen, wie dpa berichtet. Grund für den Antrag der AfD ist eine angeblich „zunehmend feindselige Medienlandschaft“. Alice Weidel nannte dies als Möglichkeit, dass die AfD die bestehenden Medien kaufen könnte.
„Wir treten nirgendwo auf, ich bin in keiner Talkshow zu Gast – das kann nicht sein“, sagte sie der dpa. Er bezeichnete die „Journaille“ als „im Besitz der Grünen Linken“. Die Finanzierung eines solchen Projekts ist jedoch unklar. Die Südwest-AfD hat sich zuvor stundenlang um die Parteifinanzen gestritten. Dabei handelte es sich um Immobilienbewertungen und angeblich fehlende Unterlagen.
AfD-Parteitag: Die Nachfolge von Alice Weidel ist noch offen
+++ 18.15 Uhr: In Stuttgart führte auch die zweite Abstimmung nicht zu einer Entscheidung. Bei der Suche nach der Nachfolge von Alice Weidel gelang es auch bei diesem Wahlgang keinem Kandidaten, die absolute Mehrheit zu erreichen. Dies ist jedoch zwingend erforderlich, um das Landespräsidium zu besetzen. So bleibt es ein Kampf zwischen dem Vertreter des nationalen Flügels der Völkischen, Dirk Spaniel, und dem Polizisten Martin Hess, der sich selbst als eher gemäßigt bezeichnet, wie dpa schreibt. Die Ergebnisse der ersten beiden Wahlgänge im Überblick: Martin Hess Dirk Spaniel 2. Wahlgang: 49,82 Prozent2. Stimmzettel: 49,29 Prozent1. Stimmzettel: 48.401. Stimmzettel: 49,47 Quelle: dpa Update vom Samstag, 16. Juli, 13.50 Uhr: Die AfD-Bundesspitze will nach eigenen Angaben mit allen Mitteln gegen die Überwachung durch den Verfassungsschutz vorgehen. „Als Alternative werden wir uns nicht zerstören lassen“, sagte Parteichef Tino Chrupalla am Samstag in Stuttgart beim Landesparteitag der AfD Baden-Württemberg. Der Landesverband wurde kürzlich vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall beobachtet. Dies sei ein Versuch, die AfD zu diskreditieren und aufzubrechen, sagte Chrupalla der Deutschen Presse-Agentur. Im demokratischen Europa sei das ein absolut eigenartiger Weg, beklagte er.
Video: Aufhebung der Immunität von AfD-Abgeordneten
Co-Vorsitzende Alice Weidel sagte bei der Eröffnung des Parteitags, niemand werde tatenlos zusehen, wie die AfD ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht werde. Weidel ist seit zweieinhalb Jahren Landespräsidentin in Baden-Württemberg, wollte am Samstag aber nicht mehr antreten. Es sei nicht verfassungswidrig, “das Versagen etablierter Parteien” anzuprangern, sagte Weidel. Es ist sogar zwingend erforderlich, auf solche Auslassungen hinzuweisen. Die Regierungsparteien entfernten sich immer weiter vom Demokratieprinzip. Sie werden sich politisch und rechtlich gegen die Geheimdienstüberwachung wehren, sagte er.
Alice Weidel kandidiert nicht erneut für den Vorsitz der Südwest-AfD
Erstmeldung vom Samstag, 16. Juli: Stuttgart – Überschattet von der Beobachtung des Verfassungsschutzes kämpft die Südwest-AfD am Wochenende in Stuttgart um ihren künftigen politischen Kurs. Alice Weidel, Vorsitzende der Bundestagsfraktion und neuerdings auch Co-Vorsitzende der Bundespartei, will sich auf ihre Ämter in Berlin konzentrieren und in Baden-Württemberg zurücktreten. Ein großes Thema auf dem Parteitag dürfte sein, dass der gesamte Landesverband nun vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg überwacht wird. Das gab Innenminister Thomas Strobl (CDU) erst am Donnerstag (14. Juli) – zwei Tage vor dem Parteitag – in Stuttgart bekannt. Die Südwestbehörde sieht “ziemlich schwere Belege” für verfassungswidrige Bestrebungen bei der AfD Baden-Württemberg. Geheimdienstler dürfen Rechtspopulisten unter die Lupe nehmen, Mitglieder unter strengen Auflagen beobachten, Telefone überwachen, Informanten rekrutieren. In der Südwest-Partei geht ein heftiger Graben weiter. Ein Teil der Mitglieder unterstützt einen gemäßigteren, rechtskonservativen Kurs. Die andere Partei sympathisiert mit dem inzwischen als rechtsextrem bezeichneten „Flügel“, der sich eigentlich aufgelöst hat – aber immer noch strukturellen und maßgeblichen Einfluss im Landesverband hat, wie Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube weiter sagte Donnerstag.
AfD in Baden-Württemberg: Unklar, in welche Richtung es gehen wird
Martin Hess, Polizist und Bundestagsabgeordneter, will Weidels Nachfolger werden und hat bereits gefordert, dass sich seine Partei von “Problemgruppen und -leuten” abgrenzt. Er sieht sich in der Partei einer gemäßigten Strömung zugehörig, steht Weidel nahe und ist bereits Vizepräsident des Landesverbandes. Auch Dirk Spaniel, ein weiterer Bundestagsabgeordneter, will im Südwesten für den Vorsitz kandidieren – allerdings mit anderer Ausrichtung. Spaniel fordert eine Wendung und einen Ruck in die Party. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder betont, dass sie dem populärnationalen „Flügel“ nahestehen. Völlig unklar ist bisher, ob weitere Kandidaten nominiert werden können oder ob es wieder eine Doppelspitze geben wird. Eine weitere öffentliche Schlammschlacht ist für die AfD nicht auszuschließen. Bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr musste die Partei herbe Verluste hinnehmen, landete aber dennoch mit rund 9,7 Prozent im baden-württembergischen Landtag. Zum Parteitag werden 800 bis 1000 Teilnehmer erwartet. (nak/dpa)