ABB hat am Montag seinen neuen Innovations- und Bildungscampus im oberösterreichischen Eggelsberg eröffnet. Rund 100 Millionen Euro hat ABB in die B&R-Zentrale investiert – ABB kaufte den Industrieautomatisierungsspezialisten 2017 für knapp zwei Milliarden Euro. ABB-Chef Björn Rosengren nannte den Campus eines der größten Forschungs- und Entwicklungszentren des Konzerns. Laut ABB sollen am erweiterten Standort bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten von bis zu 4.000 Personen jährlich genutzt werden. Der börsennotierte schwedisch-schweizerische Konzern gab bei der Übernahme von B&R eine Standortgarantie ab, ein Jahr später wurden Pläne zur Investition in Eggelsberg vorgestellt. Die Eröffnung des Projekts, das auch eine Erweiterung der Produktionsfläche beinhaltete, hätte eigentlich im Oktober stattfinden sollen, doch der Termin wurde aufgrund der Pandemie verschoben.

Unternehmen wollen automatisieren

Auf dem neuen Campus werden Innovationen rund um künstliche Intelligenz, Maschinen- und Fabrikautomation entwickelt. Automatisierung ist ein heißes Thema, sagte Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotics and Factory Automation von ABB, bei der Markteinführung. Einerseits werden durch die Automatisierung von Prozessen Arbeitskräfte freigesetzt, was für Unternehmen in Zeiten akuten Fachkräftemangels wichtig ist. Automatisierung ermöglicht es aber auch, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, etwa indem ausgelagerte Produktionsprozesse wieder zurückgeholt werden. Laut ABB-Research planen acht von zehn Unternehmen in Europa und den USA, den Automatisierungsgrad ihrer Produktion zu erhöhen. Sieben von zehn Unternehmen wollen ihre Produktion in die Nähe des heimischen Marktes oder auf den heimischen Markt selbst verlagern. Ein ähnliches Bild zeigt sich in österreichischen Unternehmen. Die potenzielle Marktgröße für Maschinen- und Fabrikautomatisierung weltweit wird derzeit auf 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt und soll bis 2030 auf 31 Milliarden US-Dollar pro Jahr anwachsen.

Neue, andere Jobs

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) betonte bei der Eröffnung, dass Automatisierung nicht generell zu weniger Arbeitsplätzen führe. In den Werkshallen werden zwar Arbeitsplätze wegfallen, aber anderswo neue Arbeitsplätze geschaffen. Dies sind jedoch hauptsächlich Jobs, die ein hohes Maß an technischen Fähigkeiten erfordern. Auch der Campus in Eggelsberg soll dafür sorgen, dass es genügend qualifizierte Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt gibt: Von den bis zu 1000 versprochenen neuen Arbeitsplätzen am Standort wurden bereits 400 geschaffen. ABB beschäftigt derzeit rund 2.500 Mitarbeiter in Eggelsberg. (Ludwig)