Tatsächlich ist das Interview, das jetzt für viel Wirbel sorgt, bereits zwei Jahre alt. Am 20. März 2020 veröffentlichte Kontrast ein Interview mit dem Starökonomen Thomas Piketty. Der französische Ökonom gilt als einer der bedeutendsten Ökonomen im Bereich Einkommen und soziale Ungerechtigkeit. Im Interview schlug Piketty ein komplexes neues Wirtschaftsmodell vor – inklusive Einkommensteuer mit einem Höchstsatz von bis zu 90 Prozent.
120.000 Euro für alle zum 25. Geburtstag
Ebenfalls enthalten: Grundsteuern. Aber: Gleichzeitig soll jeder Mensch bis zum 25. Geburtstag über ein Kernvermögen von 60 Prozent des durchschnittlichen Vermögens eines Landes verfügen. Im Falle Frankreichs wären das laut Piketty 120.000 Euro für alle Bürger an ihrem 25. Geburtstag, finanziert aus der Vermögenssteuer. Der Vorteil: Die soziale Ungleichheit schrumpft, junge Menschen können sich Eigentum leisten oder ein Unternehmen gründen. Außerdem müssten ärmere Menschen keine schlecht bezahlten Jobs mehr annehmen, sagte Piketty. Jetzt, mehr als zwei Jahre nach dem Interview, schlägt der Vorschlag plötzlich hohe Wellen in der österreichischen Innenpolitik. SPÖ-Politikerin Muna Duzdar löste den Strudel aus. Sie postete Pikettys Vorschlag auf Facebook – und ihre Worte „Coole Sache!“ ließ ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner direkt zum Angriff übergehen.
„Cool“ für SPÖ-Politiker, gar nicht cool für ÖVP-Generäle
„Die rote Ex-Vizeministerin Muna Duzdar findet es offenbar ‚cool‘, wenn der Staat jedem 25-Jährigen 120.000 Euro gibt. Das zeigt, dass der Leistungsgedanke für die SPÖ nichts mehr wert ist. Volkspartei, wir andere Wege gehen: Steuern erhöhen Arbeit reduzieren, Leistung belohnen“, sagte Sachslehner auf Twitter. Die Kommentare zur Kritik sind gemischt: Während manche Nutzer den Vorschlag unheimlich finden, liebäugeln andere mit einem solchen Geldgeschenk. Nav-Account rfi Zeit13.07.2022, 16:28| Bsp.: 13.07.2022, 17:53